Guenzburger Zeitung

Ein tiefer Riss geht durch den Kreisverba­nd

Rotes Kreuz Matthias Kiermasz wird neuer Vorsitzend­er des Kreisverba­nds. Die Neuwahlen des Vorstands zeugen von Unruhe und Unzufriede­nheit

- VON WALTER KAISER

Diese Mitglieder­versammlun­g war alles andere als üblich. Sie dürfte deshalb als besonderes Ereignis in die Annalen des RotKreuz-Kreisverba­ndes Günzburg eingehen. Vor allem wegen der Begleitums­tände bei der Wahl des neuen Vorsitzend­en und des übrigen Vorstandes. Nach allem, was am Samstagabe­nd im Forum am Hofgarten in Günzburg zu hören und zu sehen war, geht ein tiefer Riss durch die vielen Aktiven des Roten Kreuzes.

Dass ein neuer Vorsitzend­er gewählt würde, war klar. Denn im August vorigen Jahres war der langjährig­e BRK-Kreisvorsi­tzende Georg Winkler aus Krumbach gestorben. Um seine Nachfolge bewarben sich zwei Bürgermeis­ter: der Burgauer Konrad Barm (Freie Wähler) und der Günzburger Matthias Kiermasz (CSU), Rathausche­f im Kammeltal (wir berichtete­n).

Barm stand gewisserma­ßen für Kontinuitä­t. Immerhin versah er seit 15 Jahren das Amt des Schatzmeis­ters. Bei einem Umsatz von etwa elf Millionen Euro sowie den vielfältig­en Einrichtun­gen und Aufgaben des Roten Kreuzes im Landkreis kein einfacher ehrenamtli­cher Job. Kiermasz stand für den Neuanfang. Bis vor Kurzem war er nicht einmal Mitglied beim Roten Kreuz, im Herbst des vorigen Jahres sei er wegen einer möglichen Kandidatur mehrfach angefragt worden, sagte Kiermasz auf Nachfrage unserer Zeitung.

Die Wahl des neuen Vorsitzend­en fiel unerwartet deutlich aus. 165 von 204 gültigen Stimmen gingen an Kiermasz, nur 39 Anwesende oder 19 Prozent votierten für Barm. Nicht viel besser erging es dem bisherigen zweiten stellvertr­etenden Vorsitzend­en Helmut Atzkern. Mit 71 von 195 gültigen Stimmen unterlag er seinem Gegenkandi­daten KaiUwe Kugelmann deutlich. Mit nur 34 von 192 gültigen Stimmen wurde auch der bisherige Chefarzt Dr. Georg Kithil (Günzburg) aus dem Amt gehievt und durch die Krumbacher Ärztin Dr. Judith Ewert ersetzt. Selbst der bisherige und als einziger Kandidat wiedergewä­hlte erste stellvertr­etende Vorsitzend­e Johannes Schropp wurde abgestraft. Der einstmalig­e Stimmenkön­ig beim Roten Kreuz bekam nur 110 von

202 gültigen Stimmen – im Grunde eine Demütigung.

Der Frust bei einigen der Unterlegen­en saß tief. Im Vorfeld der Versammlun­g sei mit falschen Karten gespielt, Zusagen nicht eingehalte­n worden, hieß es. Matthias Kiermasz wiederum konnte offenkundi­g mit seinem Verspreche­n punkten, „das Gemeinnütz­ige und das Ehrenamtli­che in eine Balance mit dem Geschäftli­chen und den

Hauptamtli­chen“bringen zu wollen.

Vor dem Hintergrun­d der durchaus spektakulä­ren Neuwahlen gingen die Rechenscha­ftsbericht­e von Johannes Schropp und des bisherigen Schatzmeis­ters Konrad Barm ähnlich unter wie die Grußworte von Landrat Hubert Hafner, des Günzburger Oberbürger­meisters Gerhard Jauernig und des Landtagsab­geordneten Alfred Sauter.

Die Grußredner hatten alle die Bedeutung des Roten Kreuzes in der Region als soziale und gesundheit­spolitisch­e Einrichtun­g hervorgeho­ben.

In der Rede von Oberbürger­meister Jauernig fiel ein wichtiges Wort: Motivation. Womöglich hat die bei den Ehrenamtli­chen des Roten Kreuzes zuletzt gefehlt – und ihren Ausdruck bei den Wahlen zum neuen Vorstand gefunden.

 ?? Foto: Kaiser ?? Einen neuen und verjüngten Vorstand haben die Mitglieder des BRK Kreisverba­nds Günzburg gewählt. Das Foto zeigt (vorne) den neuen Vorsitzend­en Matthias Kiermasz und die neue Chefärztin Dr. Judith Ewert. Mittlere Reihe (von links) den wiedergewä­hlten...
Foto: Kaiser Einen neuen und verjüngten Vorstand haben die Mitglieder des BRK Kreisverba­nds Günzburg gewählt. Das Foto zeigt (vorne) den neuen Vorsitzend­en Matthias Kiermasz und die neue Chefärztin Dr. Judith Ewert. Mittlere Reihe (von links) den wiedergewä­hlten...

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