VW und MAN – das passt gut
Im Jahr 2011 hat die Volkswagen AG die Mehrheit der Aktien am Münchner Lkw- sowie Maschinenbau-Unternehmen MAN übernommen und die Macht über den Konzern schrittweise ausgebaut. So ist MAN heute eine Volkswagen-Tochter, was für Beschäftigte in Krisenzeiten Vorteile mit sich bringen kann. Denn in der VWWelt spielt die IG Metall traditionell eine sehr starke Rolle. Die Gewerkschaft versucht mit den Betriebsräten stets, harte Einschnitte zu vermeiden. So gelten betriebsbedingte Kündigungen wie früher auch schon zu MAN-Zeiten als Mittel, das es mit aller Macht zu vermeiden gilt.
Auch jetzt wieder ist es bei MAN nach intensiven Verhandlungen zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretern gelungen, ohne betriebsbedingte Kündigungen auszukommen. Der in Augsburg sitzende Anbieter MAN Diesel & Turbo baut über das gesamte Unternehmen hinweg rund 900 von insgesamt 14600 Arbeitsplätzen ab, darunter 600 in Deutschland, davon wiederum 140 von etwa 4000 in Augsburg.
Ursprünglich war geplant, dass konzernweit 1400 Stellen wegfallen, wobei es 1000 Jobs in Deutschland getroffen hätte. Der Augsburger IG-Metall-Chef Michael Leppek hebt hervor, dass für jeden Betroffenen das Prinzip der „Doppelten Freiwilligkeit“gelte. Es müssen also zur Beendigung eines Vertrages beide Seiten zustimmen, der Beschäftigte und das Unternehmen. Der Arbeitnehmer-Vertreter ist froh darüber, dass betroffene Mitarbeiter wie in Hamburg Ersatzarbeitsplätze angeboten bekommen sollen. Nach Darstellung der IG Metall wird der Stellenabbau vor allem über Altersteilzeit und Aufhebungsverträge erfolgen. Leppek begrüßte, dass es zu keinen Standortschließungen kommt und weniger Stellen – als zunächst anvisiert – wegfallen.
MAN Diesel & Turbo verfügt in Deutschland neben dem Stammsitz Augsburg über weitere große Standorte in Oberhausen, Berlin und Hamburg. Unternehmens-Chef Uwe Lauber nannte die Einigung mit dem Gesamtbetriebsrat „von einem Geist der Sozialpartnerschaft“getragen. Die Firma reagiere damit auf die herausfordernde Marktsituation. Der traditionsreiche Motorenhersteller sah sich in den vergangenen Jahren großen Herausforderungen ausgesetzt. Denn der lange boomende Markt für Containerschiffe und damit die hohe Nachfrage nach MAN-Motoren war eingebrochen. Damit nicht genug: Das Unternehmen leidet auch unter den deutlich rückläufigen Bestellungen aus der Öl- und Gasindustrie. Stand der Ölpreis 2012 noch bei gut 120 Dollar pro Barrel, also rund 159 Liter der
Die gefallenen Volkswagen-Matadore Piëch und Winterkorn waren begeistert von MAN-DieselMotoren. Hochtechnologie aus Augsburg faszinierte die beiden Techniker. Doch „der Alte“und „WiKo“sind Geschichte. Für den von VW übernommenen MANKonzern und insbesondere für die Augsburger Sparte Diesel & Turbo ist das eine schlechte Nachricht.
Befürchtungen wurden laut, Volkswagen könne sich von seinem Maschinenbau-Teil in Augsburg trennen. Doch die Gerüchte haben sich zum Glück nicht bestätigt. MAN-Diesel bleibt nach jetzigem Stand Teil der VW-Welt, was für den Augsburger Standort gut ist. Denn Volkswagen kann dem Motorenhersteller Sicherheit bieten, um so neue Technologien zu Sorte Brent, müht er sich nach einer rasanten Talfahrt auf sogar unter 30 Dollar jetzt mit Notierungen um 50 Dollar ab. Darunter leidet MAN, weil sich Investitionen für Förderfirmen nicht mehr in dem Maße rechnen. Sie kaufen also weniger entwickeln und die derzeit kleine Krise mit dem Abbau von 900 Stellen zu überwinden. Wenn Volkswagen in einigen Jahren die große Diesel-Krise hinter sich lässt, können VW und MAN ein starkes deutsches Duo werden. Das Potenzial dafür ist vorhanden. Noch zu Zeiten des MAN-Konzerns hatten die Verantwortlichen in München oft große Freude an ihrer Augsburger Rendite-Maschine. Doch auch ein starkes Unternehmen kann sich nicht der Wirkungsmacht weltweiter Konjunkturzyklen entziehen.
Das Geschäft für Containerschiffs-Motoren ist nach einer Boomphase eingebrochen. In dieser Branche geht es aber auch immer wieder bergauf. Dann sind die Zeiten von Arbeitsplatz-Streichungen vorbei. Es locken satte Gewinne. Schiffe und damit weniger Motoren. Auch die Nachfrage nach den von MAN produzierten Kompressoren fällt entsprechend zurückhaltend aus. Die Technik dient zum Druckausgleich bei der Förderung. MAN hat hier für Statoil in Norwegen Kompressoren entwickelt, die auf dem Meeresboden in 300 Metern Tiefe eingesetzt werden können. Mit der Innovation lasse sich der Ertrag aus der Gasförderung um bis zu 30 Prozent steigern.
Bisher sind aber nur zwei der Kompressoren in Norwegen im Einsatz. MAN bietet nach eigenen Angaben die neue Technologie als weltweit einzige Firma an. Wenn nun der Ölpreis wieder spürbar anzieht und sich für Förderfirmen Investitionen damit lohnen, könnten solche Kompressoren gefragt sein.
MAN Diesel & Turbo ist ein breit aufgestellter Anbieter. Das Unternehmen profitiert enorm vom Kreuzfahrt-Boom. Die in Augsburg produzierten Motoren sind nach wie vor stark gefragt. Auch im Geschäft mit dezentralen Kraftwerken setzt der Anbieter auf ein Anziehen der Nachfrage. Hier interessieren sich Kunden vor allem für kleine Gaskraftwerke. MAN liefert die Motoren und als General-Unternehmer mit Zulieferern auch ganze Anlagen wie derzeit das Gasheizkraftwerk in Stuttgart-Gaisburg.