Guenzburger Zeitung

Einbrecher werden härter bestraft

Koalition Union setzt sich gegen SPD durch: Täter sollen mindestens ein Jahr in Haft. Warum das Gesetz die Polizeiarb­eit erleichter­t

- VON MICHAEL STIFTER

Augsburg Wer in eine Privatwohn­ung einbricht, soll künftig mit mindestens einem Jahr Gefängnis bestraft werden. Diese Verschärfu­ng haben CDU und CSU in einem nächtliche­n Verhandlun­gsmarathon gegen den Koalitions­partner SPD durchgebox­t. Wohnungsei­nbrüche werden nun nicht mehr als Vergehen, sondern als Verbrechen behandelt. Damit stehen den Ermittlern zusätzlich­e Instrument­e zur Verfügung, um mutmaßlich­en Tätern auf die Spur zu kommen. Außerdem können die Verfahren nicht mehr so leicht eingestell­t werden.

Neben dem abschrecke­nden Effekt hat die Änderung vor allem einen praktische­n Nutzen für Polizei und Staatsanwä­lte, wie der CSU-Sicherheit­sexperte Volker Ullrich gegenüber unserer Zeitung erklärt: „Die Ermittler können jetzt mit Hilfe der Vorratsdat­enspeicher­ung prüfen, welche Handys in der Nähe eines Tatortes benutzt wurden.“Der Augsburger Bundestags­abgeordnet­e spricht sich schon lange für eine härtere Bestrafung von Einbrecher­n aus. „Damit setzen wir ein klares Signal, dass es sich dabei nicht um ein Bagatellde­likt handelt.“

Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann war selbst an den zähen Gesprächen beteiligt. Für ihn hat sich die Reise nach Berlin gelohnt. „Gerade Wohnungsei­nbrüche verunsiche­rn unsere Bürgerinne­n und Bürger ganz erheblich“, sagte der CSU-Politiker im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Gesetzesän­derung bezeichnet­e er als „wichtigen Durchbruch“. Herrmann hofft, dass die Ermittler nun noch besser an die „Hintermänn­er und Drahtziehe­r“herankomme­n. „Das ist immens wichtig, um den immer profession­elleren Einbrecher­banden in Deutschlan­d wirksamer Einhalt zu gebieten.“

Die Union geht davon aus, dass die Polizei mit den neuen Befugnisse­n die niedrige Aufklärung­squote bei Wohnungsei­nbrüchen erhöhen kann. Im vergangene­n Jahr wurden in Bayern gerade einmal 18,9 Prozent aller Einbrüche aufgeklärt – und das war im Vergleich mit den anderen Bundesländ­ern schon einer der Spitzenwer­te. Zwar ist das Risiko, Opfer eines Wohnungsei­nbruchs zu werden, im Freistaat bundesweit mit am niedrigste­n. Doch auch hier ist die Zahl der Delikte gestiegen. Gab es im Jahr 2010 noch knapp 4500 Einbrüche, waren es nur fünf Jahre später schon mehr als 8200. Seitdem hat sich die Situation leicht entspannt. Doch auch im vergangene­n Jahr stiegen Einbrecher noch knapp 7500-mal in bayerische Wohnungen und Häuser ein.

Nun ist Bundesjust­izminister Heiko Maas am Zug. Der SPD-Politiker hatte sich lange gegen den Vorschlag der Union gewehrt, wie Teilnehmer der Sitzung des Koalitions­ausschusse­s erzählen. Maas plädierte für eine Mindeststr­afe von nur sechs Monaten, konnte sich aber nicht durchsetze­n. Schon in den kommenden Wochen muss er dem Bundestag nun einen Gesetzentw­urf vorlegen. Noch vor der Sommerpaus­e soll das Parlament dann Fakten schaffen und das höhere Strafmaß für Einbrüche in „dauerhaft genutzte Privatwohn­ungen“verabschie­den – Gartenlaub­en oder Hütten sind ausgenomme­n.

Im Kommentar erklärt Michael Stifter, warum es mit härteren Strafen allein nicht getan ist. Worum es in der langen Nacht noch ging, schreibt Bernhard Junginger in der

Politik. Im Leitartike­l befasst er sich mit der Koalition, die in den Wahlkampfm­odus umgeschalt­et hat.

„Das ist immens wichtig, um den immer profession­elleren Banden Einhalt zu gebieten.“Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann

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