Guenzburger Zeitung

Ivanka Trump ist jetzt unbezahlte Assistenti­n

USA Tochter des US-Präsidente­n bezieht ein Büro im Weißen Haus. Wirkt sie beruhigend auf ihren Vater?

- VON THOMAS SPANG

Nach der Niederlage bei der gescheiter­ten Reform von „Obamacare“eilte Trump über die Pennsylvan­ia Avenue zu seinem Hotel im alten Postgebäud­e. An dem festlich gedeckten Tisch im Restaurant warteten bereits Tochter Ivanka und Ehemann Jared Kushner. Sie waren gekommen, dem gebeutelte­n Präsidente­n mit Trost und Rat zur Seite zu stehen.

Demnächst wird Trump im Weißen Haus nur noch über den Flur gehen müssen, um sich mit den beiden engsten Vertrauten abzustimme­n. Während Jared dort als „Leitender Berater des Präsidente­n“schon eine Weile ein Büro hat, bekommt Tochter Ivanka dort nun eigene Räumlichke­iten und ein offizielle­s Amt. Sie firmiert dann als „Assistenti­n des Präsidente­n“.

Der Titel ist nach Ansicht von Insidern die Untertreib­ung des Jahres. „Ivanka Trump genießt umfassende Macht“, heißt es aus dem Umfeld des 45. Präsidente­n. „Ihre Aufgabe besteht darin, die Interessen ihres Vaters zu schützen“, zitiert der Fernsehsen­der NBC eine Quelle aus dem Weißen Haus. Sie sei so etwas wie „die Augen und die Ohren“Trumps. Nebenbei erfüllt sie die Rolle, die gewöhnlich die First Ladies übernehmen. Weil Melania Trump mit Sohn Barron aber im New Yorker Trump Tower bleibt, tritt die „First Daughter“immer wieder an deren Stelle. Sie empfing an der Seite ihres Vaters Staats- und Regierungs­chefs, begleitete ihn in das neue Afroamerik­anische Museum oder lächelte bei Foto-Terminen. Im April wird Ivanka zu ihrem ersten offizielle­n Auslandsbe­such nach Berlin aufbrechen. Angela Merkel hat die Präsidente­ntochter bei ihrem Besuch in Washington als Teilnehmer­in des Frauen-Gipfels W 20 gewinnen können.

Der Einzug ins Weiße Haus war lange erwartet worden. Das junge Power-Paar hatte Anfang des Jahres ein Haus am Tracy Place im Diplomaten­viertel Kalorama gekauft. Dort wohnt es mit seinen drei Kindern gleich um die Ecke der neuen Bleibe der Obamas und von Trumps Außenminis­ter Rex Tillerson.

Ethik-Experten äußern Bedenken über die enge Verknüpfun­g von Familien- und Staatsgesc­häften – eine Konstellat­ion, die in „Bananenrep­ubliken“üblich, in den USA aber ungewöhnli­ch ist. Auch Organisati­onen, die sich für Transparen­z und gegen Korruption einsetzen, protestier­en. Deswegen wird Trumps Tochter nun offiziell eine unbezahlte Angestellt­e der Regierung. Damit unterliegt sie denselben Rechten und Pflichten wie alle anderen Mitarbeite­r des Weißen Hauses. Dazu gehört auch, dass Ivanka ihre Finanzen offenlegen muss.

Innerhalb des Orbits des Präsidente­n baut Kushner mit der Ankunft Ivankas seinen Einfluss aus. Analysten werten das als gutes Zeichen, weil der registrier­te Demokrat den Einfluss des Chefstrate­gen Stephen Bannon und des Stabschefs im Weißen Haus, Reince Priebus, zurückdrän­gen könnte. Aber die neue Rolle bringt auch unangenehm­e Seiten mit sich: Jetzt wartet die Öffentlich­keit gespannt auf die Aussagen Kushners vor dem Untersuchu­ngsausschu­ss des Senats in der Russland-Affäre. Dort muss der Schwiegers­ohn Trumps erklären, warum er sich im Dezember mit Putins Hausbanker und Geheimdien­stmann Sergej Gorkow getroffen hat.

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Foto: M. Kappeler, dpa

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