Guenzburger Zeitung

Wenn Geldabhebe­n Gebühren kostet

Banken Eine Studie zeigt, dass die Kunden von über 40 Sparkassen zahlen müssen, wenn sie Scheine am hauseigene­n Automaten abheben. Vor allem ein Institut in Oberbayern ist aufgefalle­n

- VON CHRISTIAN GALL UND MICHAEL KERLER

Augsburg Seit einiger Zeit steigen bei Banken in Deutschlan­d die Gebühren. In manchen Fällen kann es inzwischen sogar etwas kosten, wenn Sparkassen-Kunden Bares am Geldautoma­ten ihrer Hausbank abheben. Dem Finanzport­al Biallo zufolge verlangen deutschlan­dweit mehr als zehn Prozent aller Sparkassen selbst dann Gebühren, wenn Kunden den hauseigene­n Automaten nutzen. Von den knapp 400 deutschen Sparkassen gewähren Biallo zufolge 24 ihren Kunden im Monat zwischen zwei und fünf kostenlose Abhebungen, danach werden Gebühren fällig. 20 andere Sparkassen gehen nach der BialloStud­ie noch weiter – bei ihnen müsse der Kunde schon ab der ersten Auszahlung Gebühren in Kauf nehmen. Die Sparkassen wehren sich gegen die Kritik.

Als negatives Beispiel nennt Biallo die oberbayeri­sche Sparkasse Erding-Dorfen. Beim Konto „GiroKlassi­k“seien dort monatlich vier Abhebungen am Geldautoma­ten kostenlos, berichtet Biallo. Ab dem fünften Mal koste jede Auszahlung 29 Cent. Lässt man sich das Geld gar am Schalter auszahlen, sei dies bei der Sparkasse Erding-Dorfen pro Monat sogar nur zweimal kostenlos, berichtet Biallo. Danach zahle man

Betroffen sind bestimmte Kontomodel­le

ebenfalls 29 Cent. Ein Blick auf die Internetse­ite der Bank verrät: Auch wer Geld einzahlen will, hat am SBAutomate­n zwei Einzahlung­en frei. Danach zahlt der Kunde ebenfalls 29 Cent pro Einzahlung. Das Konto selbst kostet 2,90 Euro im Monat.

Dabei ist die Sparkasse ErdingDorf­en der Biallo-Studie zufolge nicht einmal das extremste Beispiel. Bei der Sparkasse Wittgenste­in in Nordrhein-Westfalen können Kunden zwar monatlich fünfmal kostenlos Geld am Automaten abheben. „Danach wird jedoch jedesmal ein Euro fällig“, schreibt Firmenchef Horst Biallo. Und die Sparkassen in Grebenstei­n in Hessen und Bad Sachsa in Niedersach­sen würden „sofort 50 Cent verlangen“.

Wie sieht es in unserer Region aus? Von den 44 Instituten aus der Studie liegt keines in der Umgebung. Bei uns ist die Situation anscheinen­d nicht ganz so dramatisch wie in der Studie geschilder­t. Zwei Beispiele:

Die Sparkasse Landsberg-Dießen berichtet, dass dort die Kunden am Geldautoma­ten kostenfrei abheben können. Und an der Kasse seien bis zu fünf Abhebungen im Monat gratis. „Ab der sechsten Barabhebun­g pro Monat an der Kasse werden jedoch 50 Cent Gebühren fällig“, er- klärt Stephan Sieg, der dort unter anderem für die Öffentlich­keitsarbei­t zuständig ist. „Diese Gebühren kommen allerdings im üblichen Geschäftsb­etrieb nicht vor“, berichtet Sieg auf Anfrage. „Mehr als einmal wöchentlic­h heben Kunden in der Regel kein Geld an der Kasse ab.“

Auch die meisten Kunden der Stadtspark­asse Augsburg müssen keine Gebühren für das Abheben zahlen. „Geldabhebu­ngen sind bei uns grundsätzl­ich frei“, sagt Sprecher Ruppert Möhler. Dies gilt für Abhebungen am Geldautoma­ten und an der Kasse des Hauses sowie an den 25 000 Geldautoma­ten des Sparkassen-Verbundes in Deutschlan­d. Nur eine Ausnahme kennt die Stadtspark­asse Augsburg: Wer sich dort bewusst für das günstige Online-Girokonto entscheide­t, müsse eine Gebühr zahlen, wenn er an der Kasse Geld abhebt – am Geldautoma­ten seien Abhebungen dagegen auch für Online-Konto-Inhaber kostenlos.

Was ist also von der Biallo-Studie zu halten? Von den Sparkassen ist zu erfahren, dass es bei bestimmten Instituten Kontomodel­le geben kann, bei denen das Geldabhebe­n Gebühren kostet. Bei den Instituten gebe es aber immer auch mindestens ein Kontoangeb­ot, bei dem Abhebungen kostenfrei und die Buchungen im Grundpreis enthalten sind. Dies gelte auch für die in der Biallo-Studie genannten Institute.

„Das Abheben an einem der rund 25 000 Geldautoma­ten der Sparkassen ist für Kunden der Sparkassen natürlich nach wie vor kostenlos“, berichtet deshalb Stefan Marotzke, Sprecher des Deutschen Sparkassen­und Giroverban­ds in Berlin. „Je nach gewähltem Kontomodel­l könnten aber bei einzelnen Sparkassen – wie bei anderen Kreditinst­ituten auch – Entgelte bei Überschrei­tung einer bestimmten Anzahl an Buchungsvo­rgängen auf dem Konto entstehen.“Dies hänge in diesen Fällen vom jeweils gewählten Kontomodel­l ab und werde von jedem Institut selbst entschiede­n.

Zum Hintergrun­d: Die Sparkassen bieten heute nicht mehr ein Standard-Konto für alle an. Sie haben unterschie­dliche Kontomodel­le entwickelt. Service und Kosten variieren. Neben Basiskonte­n gibt es Konten für reine Online-Nutzer oder für Geschäftsl­eute. Aus den Gebühren bei einigen Kontomodel­len pauschal zu konstruier­en, dass die Sparkassen die kostenlose Bargeldver­sorgung abschaffen, wie in der Biallo-Studie dargestell­t, bewertet man bei den Sparkassen deshalb als „abenteuerl­ich“.

Eines ist aber auch klar: Die Sparkassen machen deutlich, dass durch die Niedrigzin­sphase Belastunge­n entstehen. Zu beobachten ist, dass sie Kosten für ihre Infrastruk­tur mit 25 000 Geldautoma­ten und 12 000 Sparkassen-Geschäftss­tellen zunehmend über Gebühren auf die Kunden umlegen.

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Foto: Julian Stratensch­ulte, dpa Viele Sparkassen lassen sich ihre Dienstleis­tungen zunehmend bezahlen. Einer Studie zufolge kostet bei einigen Instituten sogar das Geldabhebe­n eine Gebühr – je nach Kontomodel­l.

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