Guenzburger Zeitung

Schuhkette Leiser zieht die Reißleine

Insolvenz Weil die Zahlungsun­fähigkeit droht, muss sich das Unternehme­n sanieren – zum zweiten Mal nach 2012. Da erstaunt es, dass bis vor kurzem noch Gewinne geschriebe­n wurden

- VON ANDREA WENZEL

Der Handel ist im Wandel – das spüren viele Einzelhänd­ler. Es wird vermehrt online gekauft und die Zahl der Möglichkei­ten, sich mit Waren zu versorgen, wächst. Das bekommt offenbar auch die Augsburger Schuhhande­lskette Leiser zu spüren. Sie sieht unter den sich „verschärfe­nden Marktbedin­gungen“, wie es die Geschäftsf­ührung formuliert, ihre Wettbewerb­sfähigkeit in Gefahr und das Risiko einer Zahlungsun­fähigkeit. Deshalb hat sich das Unternehme­n nach eigenen Angaben entschloss­en, alle Gesellscha­ften der Gruppe, dazu gehören die Leiser Fabrikatio­ns- und Handelsges­ellschaft, die Schuhhof GmbH und die Leiser Handelsges­ellschaft, mittels eines Schutzschi­rmverfahre­ns zu sanieren – also in Eigenregie mit Unterstütz­ung eines Experten. Der Antrag auf dieses spezielle Insolvenzv­erfahren ist diese Woche gestellt worden.

Auf den ersten Blick scheint dieser Schritt nicht nachvollzi­ehbar, gibt Leiser doch für die Geschäftsj­ahre 2015 und 2016 positive Bilanzen und einen Gewinn nach Steuern an. Doch vorläufige Sachwalter Christian Plail (Sozietät Schneider Geiwitz) ordnet ein: „Das waren die Bilanzen aus 2015 und 2016. Mittlerwei­le haben wir 2017. Zudem hat sich der Markt stark verändert – Stichwort Onlinehand­el und veränderte­s Kaufverhal­ten.“Leiser habe aufgrund dieser Entwicklun­gen seine Position am Markt neu bewertet und sei dabei zu dem Ergebnis gekommen, dass der Verlust der Wettbewerb­sfähig- keit drohe und ohne das Ergreifen passender Gegenmaßna­hmen auch die Zahlungsun­fähigkeit.

Das wolle Leiser verhindern, so Plail, und habe nun drei Monate Zeit, mit seiner Unterstütz­ung Insolvenzg­ründe und Vermögensv­erhältniss­e zu prüfen. Daraus entstehe ein Sanierungs­konzept. Dann entscheide das Gericht über die Eröffnung des Schutzschi­rmverfahre­ns.

Welche Auswirkung­en die Leider ser-Krise auf Mitarbeite­r und Filialen haben wird, ist noch völlig unklar. „Für Aussagen diesbezügl­ich stehen wir noch viel zu weit am Anfang unserer Arbeit. Sicher sei aber, dass Restruktur­ierungsmaß­nahmen stattfinde­n müssen. Wie diese aussehen werden, können wir erst zu einem späteren Zeitpunkt sagen“, so Plail.

Leiser hatte 2012 schon einmal ein Insolvenzv­erfahren in Eigenregie durchgezog­en. Damals gingen von rund 1450 Stellen circa 550 Arbeitsplä­tze verloren, rund 900 Stellen blieben. Die Augsburger Schuhhande­lskette war eines der ersten Unternehme­n in Deutschlan­d, das sich eine Reform des Insolvenzr­echts zunutze machte und den Betrieb ohne Insolvenzv­erwalter in Eigenveran­twortung wieder auf die Beine stellte – heute bekannt als Schutzschi­rmverfahre­n.

Bei einem regulären Insolvenzv­erfahren wird die Geschäftsf­ührung durch einen Insolvenzv­erwalter ersetzt. Beim Schutzschi­rmverfahre­n bleibt die Geschäftsf­ührung dagegen im Amt. Ihr wird im Regelfall nur ein Sachwalter zur Seite gestellt, der die Sanierung begleitet.

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Foto: Ulrich Wagner

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