Zwischen Kunst und Käufer
Jubiläum Seit 20 Jahren stellt die Galerie Groß in Burgau aus. Vom Dank der Stadt und den Schwierigkeiten mit der schwäbischen Sparsamkeit
Mit der Ausstellung „zwanzig 17“geht die Burgauer Galerie von Friederike und Berthold Groß in das Jubiläumsjahr. Vor 20 Jahren entschied sich die Familie, die Tradition des Hauses als Glaserei mit hohem künstlerischen Anspruch aufzunehmen und Kunst in den Lebensmittelpunkt zu stellen.
Mehr als 30 Künstler haben in den vergangenen 20 Jahren die Burgauer Galerie genutzt, um – wie Astrid Fink-Thumm in ihrer Eloge auf die Galeristin ausführte – die Plattform als Vermittler zwischen Kunst und Käufer zu nutzen.
Mit einem Blick zurück auf die Anfänge, so Berthold Groß, will die Galerie in ein neues Jahrzehnt starten. Deshalb haben sie sieben Künstler der ersten Stunde gebeten, die Jubiläumsausstellung mit ihren Werken zu bestücken. Sie alle sind professionelle Künstler, die ihr Metier verstehen und immer wieder mit Ausstellungen und Preisen auf sich aufmerksam machen. Mit dem „Retrogradisten“und Avantgardisten Adi Hösle konnte sogar einer gewonnen werden, der inzwischen auf der internationalen Bühne agiert, in allen Kunstmetropolen Deutschlands zuhause ist und auch in Belgien, den Niederlanden und Österreich ausstellt. Rolf Eichelmann hat- te zur Vernissage die Aufgabe übernommen, die sieben Künstler vorzustellen. In seiner launig gehaltenen Rede konnte er allerdings nicht viel Neues präsentieren, da die anderen Künstler von einst noch immer in der Region verwurzelt sind.
Terence Carr, der Burgauer Bildhauer mit britischen Wurzeln, hat sich zwar nach Ulm orientiert, doch als Einheimischer ist er den Vernissagegästen bestens bekannt. Petra Wende, die mit Bronzen und Zeichnungen des weiblichen Körpers vertreten ist, und Basilius Kleinhans mit seinen symbolkräftigen Plastiken stellen regelmäßig in der Galerie Groß aus.
Auch der Lithograf Wolfgang Steiner und die beiden Kunstpädagogen Theo Krötzinger und Dieter Moravec sind bekannte Größen im Landkreis. Die sieben haben Arbeiten verschiedener Schaffens-Phasen eingereicht.
Manches Kunstwerk stammt aus den Anfängen der Galerie Groß, andere dagegen wurden erst vor Kurzem fertiggestellt. Gemeinsam geben sie einen – wenn auch unvollkommenen – Einblick in die große Bandbreite der künstlerischen Arbeiten, die in der Burgauer Galerie in schöner Regelmäßigkeit ausgestellt werden.
Für Bürgermeister Konrad Barm war das Anlass in seiner Ansprache den hohen Stellenwert der Galerie im kulturellen und gesellschaftlichen Leben Burgaus hervorzuheben. Ein Kunsthandelshaus von solchem Niveau würde man in der zwar an Attraktionen reichen, aber doch kleinen Stadt Burgau nicht vermuten. Natürlich habe eine Galerie in der Kleinstadt nicht nur sonnige Zeiten. Umso größer sei der Dank der Stadt, dass Riki und Berthold Groß auch in weniger florierenden Zeiten nie aufgegeben und Burgau ein kulturelles Kleinod erhalten haben, das „einmalig und von uns nicht wegzudenken ist“, führte Barm aus. Astrid Fink-Thumm sprach ebenfalls die nicht immer rosige wirtschaftliche Lage einer Galerie in der Kleinstadt an. Das Jubiläum der Burgauer Galerie war für sie auch die Möglichkeit, den Finger in eine offene Wunde zu legen: Für die wirklich großen, teuren Werke gebe es in Burgau keinen allzu breiten Markt. Charmant verkleidete sie ihre Kritik in das Klischee vom Schwaben, der aus Sparsamkeit eher für Kleinigkeiten zu haben sei. „Alles, was 1000 Euro überschreitet, verkauft sich schlecht. Gefälligem und Dekorativem wird gegenüber dem Abstrakten und Aussagekräftigen oft der Vorzug gegeben.“
Ihre Kritik richtete sich aber nicht nur an den Geschmack der Privatpersonen, sondern auch an Geschäftsleute und öffentliche Einrichtungen: Hier würde beim Ausschmücken repräsentativer Räume allzu oft arge Zurückhaltung herrschen. Es fehle der Mut zu großformatigen, aussagekräftigen Originalen.
Die Schattenseiten des Galeristenlebens sollten am Jubiläumstag nur eine, allerdings notwendige, Erwähnung bleiben. Zur Vernissage, die von zahllosen Burgauern und Kunstinteressierten aus der Region besucht wurde, stand die Freude darüber im Mittelpunkt, dank einer ambitionierten Galerie die Möglichkeit zu haben, auch in einer kleinen Stadt Kunst vor Ort genießen zu können. Ebenso angenehm und wichtig war das Gespräch miteinander und vor allem mit den anwesenden sieben Künstlern der ersten Stunde.
O„zwan zig 17“mit Werken der Künstler Dieter Moravec, Theo Krötzinger, Wolfgang Stei ner, Terence Carr, Basilius Kleinhans, Petra Wende und Adi Hösle ist noch bis zum 6. Mai anlässlich des Jubiläums in der Burgauer Galerie, Norbert Schuster Straße 6, zu sehen.
Arbeiten aus verschiedenen Schaffens Phasen