Guenzburger Zeitung

Erstmals fällt das Wort „unmöglich“

Bayernliga Weil die Günzburger Handballer trotz starker Vorstellun­g erneut verlieren und Hilfe von anderen ausbleibt, wird der Abstieg immer wahrschein­licher. Doch es gibt noch ein paar Faktoren, die Mut machen

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Die vagen Hoffnungen kleidete Günzburgs Coach Stephan Hofmeister in die Worte: „Das Spiel war wirklich gut, aufgegeben wird der viertletzt­e Platz noch nicht.“Von dem trennen die weinroten Handballer nach dem 27:30 gegen starke Bayreuther freilich weiterhin vier Zähler (eigentlich sind’s fünf, da der direkte Vergleich mit dem Fernduell-Kontrahent­en Lohr negativ endete) und so verschlech­terten sich die Aussichten für den Bayernliga-Aufsteiger aus Schwaben trotz einer taktisch und kämpferisc­h tollen Leistung sogar. Weil in der Dritten Liga Ost die HSG Coburg 2000 II nach einer 20:23-Niederlage bei der HSG Hanau erstmals mit zwei Punkten Rückstand auf einen Abstiegspl­atz rutschte, zieht sich die Landesliga-Schlinge um die Weinroten immer enger zusammen. Der aktuell drittletzt­e Platz bedeutet erstmals: Abstieg in die fünfte Liga. Und die Fieberkurv­e der Coburger Reserve verheißt nichts Gutes. Der VfL muss sich also schon selber helfen, doch Hofmeister ist Realist genug, um zu formuliere­n;: „Wir werden in den verbleiben­den fünf Spielen sehr viele Punkte brauchen, um das Unmögliche zu schaffen und noch einen Platz in der Tabelle höher zu klettern.“

Die HaSpo-Spieler sind Abwehrküns­tler, als Team verfügen sie gleich über mehrere ebenso durchdacht­e wie komplizier­te offensive Deckungsfo­rmationen. Doch jedes System hat sein Gegensyste­m und die jungen VfL-Spieler konnten diesmal die taktischen Vorgaben ihres Trainers deutlich besser umsetzen als das noch im Hinspiel der Fall war. Sowohl Nicolai Jensen als auch Lars Braun hielten die Spielfäden schlau in der Hand und trafen die fränkische­n Abwehrspez­ialisten immer wieder im freien Raum. Zwischenze­itlich übernahm der Abstiegska­ndidat sogar das Heft des Handelns. Beim 3:3 trafen erst Wurfkünstl­er Stefan Knittl, dann Gegenstoßs­pezialist Nico Hermann und schließlic­h Nicolai Jensen vom Kreis aus. Kein neutraler Zuschauer wäre auf die Idee gekommen, dass da ein Team von ganz oben gegen ein Team von ganz unten spielt. Bis zum 10:12 durch Raphael Groß hatte der VfL kleine Vorteile und richtig Spaß. Insofern wäre für die stets tapferen Schwaben mehr drin gewesen als ein 12:12 zum Seitenwech­sel.

In der zweiten Halbzeit war die HaSpo erst einmal die bessere Mannschaft, durch Günzburger Zeitstrafe­n wurde der Druck auf den VfL-Angriff noch größer und erschwerte die eigene Defensivau­fgabe. Beim 19:16 und 20:17 auf der Anzeigenta­fel schien der Favorit auf der bekannten Siegerstra­ße. Doch die VfL-Youngster spielten am Samstag nicht nur schön, sondern kämpften auch so, wie man es von einem Abstiegska­ndidaten erwarten muss. Zweimal glich Stefan Knittl und einmal Jonas Lehr nervenstar­k von den Außenposit­ionen zum 20:20 aus. Überhaupt glänzte lange der Angriff: Die Halbspiele­r hielten sich oft im richtigen Moment zurück und der omnipräsen­te Daniel Jäger war der bekannt heiße Unruheherd.

Die Abwehr begann allerdings zu wanken, Torwart Tizian Schmid musste in dieser Phase schon einiges wegzaubern. Wieder zog die HaSpo auf drei Tore davon (25:22 stand es in der 53. Minute). Dann erhielten die Franken kurz hintereina­nder zwei Zeitstrafe­n. Zwar erzielten die VfL-Spieler in dieser Phase phänomenal­e vier Treffer, doch kassierten sie durch Denkfehler in der Abwehr auch zwei völlig unnötige Tore. Das 25:27 war zu wenig aus diesem Überzahl-Vorteil. Jetzt, erst jetzt, häuften sich die Fehler und der Favorit wurde mit fünf Treffern in Serie seiner Rolle gerecht.

Nach dem so knapp verpassten Favoritens­turz ließen die VfL-Spieler die Köpfer noch tiefer hängen als sonst nach Niederlage­n. Doch die Trauer wird nur kurz sein, denn das Spiel hat Mut gemacht. Hofmeister­s Erfolgsrez­ept: „Jeder Einzelne muss ein paar Fehler weniger machen. Die Spieler hatten und haben es in der Wurfhand.“(zg)

Bieber, Schmid; Knittl (8/1), Guckler, Jahn (2), Buck (2), Leix, Braun (3), Groß (1), Jenen (2), Lehr (2), Hermann (1), Jäger (6), Nief

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Foto: Ernst Mayer

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