Richtig verhalten, wenn’s brenzlig wird
Sicherheit Bei der Einsatzleiterschulung der Freiwilligen Feuerwehren wird deutlich, wie wichtig es ist, im Ernstfall Ruhe zu bewahren
Es brennt. Betroffen sind zwei verschiedene Objekte – jeweils ein Stadel, der an ein Wohnhaus grenzt. Die Feuerwehr ist vor Ort. Wer leitet den Einsatz und wie läuft dieser möglichst strukturiert ab? So stellte sich am Samstag die Situation bei der Einsatzleiterschulung in Rettenbach dar. Veranstaltet wurde diese von der Inspektion des Bereichs Burgau. Teilnehmer waren Kommandanten, Stellvertreter, Zug- und Gruppenführer dazugehörender Wehren, sowie aus Werkfeuerwehren und ABC-Dienst: insgesamt rund 20 Personen.
Wer ist Einsatzleiter? Wie wird die Einsatzleitung aufgebaut? Diese Fragen werden neben der Einweisung im Digitalfunk und anderen Themen im theoretischen Teil am Vormittag ausführlich behandelt. Am Nachmittag geht es dann richtig zur Sache: Den Einsatz leitet in der Regel der Kommandant der örtlichen Wehr. Die Größe spielt dabei keine Rolle. Denn der Mann vor Ort kennt die Gegebenheiten am besten. In diesem Fall wäre es natürlich der aus Rettenbach. Am Samstag entscheidet allerdings der Zufall, wer bei den beiden Objekten als Einsatz- leiter fungiert. Die weiteren Teilnehmer stellen die zusätzlich alarmierten Wehren dar.
Dann gilt es innerhalb von Sekunden die ersten Entscheidungen zu treffen. Wo wird das Einsatzleitfahrzeug, das die Verbindung zwischen Einsatzleitung und Rettungsleitstelle darstellt, platziert? Es sollte nicht gerade die Anfahrtswege der
Eine Tafel hilft, den Überblick zu behalten
weiteren Einsatzfahrzeuge blockieren. Wer erkundet? Wer ist für den Lageplan zuständig? Auf einer Tafel wird dabei die Situation bildlich dargestellt, um den Überblick zu behalten. Dann treffen die ersten weiteren Wehren ein. Die sogenannte „Chaos-Phase“, in der es Schlag auf Schlag geht, wie Kreisbrandinspektor Erwin Schneider sagt. „Es ist eine absolute Stresssituation, wenn alle gleichzeitig kommen“, fügt Kreisbrandmeister Erich Geißler hinzu.
Inzwischen sind die Einsatzobjekte in verschiedene Abschnitte eingeteilt und es sind die Abschnittsleiter bestimmt. Diese sind für den Einsatzleiter der direkte An- sprechpartner vor Ort. Nach der Meldung über vermisste Personen in den Objekten wird ein weiterer Abschnitt „Atemschutz“eingeteilt. Zusätzlich erfolgt eine Nachalarmierung über die Rettungsleitstelle. Gleichzeitig muss festgelegt werden, wer was zu tun hat.
Einfach haben es die Einsatzleiter nicht, denn die Meldungen überschlagen sich innerhalb von Minuten: „Abschnitt zwei hat kein Wasser mehr“bis hin zu „Gebäude droht einzustürzen“. Noch sind die vermissten Personen nicht aufgefunden. Jetzt die Einsatzkräfte in einen sicheren Bereich zurückzuziehen und nicht auch noch deren Leben zu riskieren, ist für keinen eine einfache Entscheidung.
Nebenbei ist der übereifrige Mitarbeiter eines privaten Fernsehsenders am Werke. „Man sieht, wie sich der Einsatzleiter abkämpft. Lieber sich ein paar Sekunden länger Zeit nehmen und eines nach dem anderen“, bemerkt Kreisbrandmeister Helmut Motzer. Sonst drehe man durch. Stefan Holzbock, zweiter Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Scheppach und an diesem Tag einer der Einsatzleiter, kann dies nur bestätigen: „Es ist eine Stresssituation, in der man sich selbst in den Griff bekommen muss, damit der Einsatz strukturiert abläuft.“
Josef Joas, Kommandant der Glöttwenger Wehr, sieht es ebenso. Er leitete im vergangenen Jahr den Einsatz beim Brand eines Wohnhauses in Göttweng mit Todesfolge – ähnlich wie am Samstag. „Es war auch dieses Mal wieder alles mit dabei“, bemerkt Joas.
Ziel ist es auch zu zeigen, auf was es immer wieder ankommt. Oft sind es Kleinigkeiten, an die der Einsatzleiter denken muss, wie an die zusätzlich alarmierte Wehr, die über gewisses Equipment, beispielsweise über eine Wärmebildkamera, verfügt. „Das Adrenalin ist ganz oben“, sagt Kreisbrandmeisterin Ellen Geißler. Ruhe zu bewahren, das gelte vor allem auch am Funk. Und dies habe besonders gut funktioniert.
Lob kam von den Teilnehmern über die sehr gute Vorbereitung der Schulung. Weiter wurde der Wunsch geäußert, beim nächsten Mal einen Verkehrsunfall mit technischer Hilfeleistung einzubauen. Kreisbrandinspektor Erwin Schneider brachte es abschließend auf den Punkt: Einmal mehr wurden für eine Schulung wieder mehrere Stunden an Freizeit geopfert.