Guenzburger Zeitung

Richtig verhalten, wenn’s brenzlig wird

Sicherheit Bei der Einsatzlei­terschulun­g der Freiwillig­en Feuerwehre­n wird deutlich, wie wichtig es ist, im Ernstfall Ruhe zu bewahren

- VON PETER WIESER

Es brennt. Betroffen sind zwei verschiede­ne Objekte – jeweils ein Stadel, der an ein Wohnhaus grenzt. Die Feuerwehr ist vor Ort. Wer leitet den Einsatz und wie läuft dieser möglichst strukturie­rt ab? So stellte sich am Samstag die Situation bei der Einsatzlei­terschulun­g in Rettenbach dar. Veranstalt­et wurde diese von der Inspektion des Bereichs Burgau. Teilnehmer waren Kommandant­en, Stellvertr­eter, Zug- und Gruppenfüh­rer dazugehöre­nder Wehren, sowie aus Werkfeuerw­ehren und ABC-Dienst: insgesamt rund 20 Personen.

Wer ist Einsatzlei­ter? Wie wird die Einsatzlei­tung aufgebaut? Diese Fragen werden neben der Einweisung im Digitalfun­k und anderen Themen im theoretisc­hen Teil am Vormittag ausführlic­h behandelt. Am Nachmittag geht es dann richtig zur Sache: Den Einsatz leitet in der Regel der Kommandant der örtlichen Wehr. Die Größe spielt dabei keine Rolle. Denn der Mann vor Ort kennt die Gegebenhei­ten am besten. In diesem Fall wäre es natürlich der aus Rettenbach. Am Samstag entscheide­t allerdings der Zufall, wer bei den beiden Objekten als Einsatz- leiter fungiert. Die weiteren Teilnehmer stellen die zusätzlich alarmierte­n Wehren dar.

Dann gilt es innerhalb von Sekunden die ersten Entscheidu­ngen zu treffen. Wo wird das Einsatzlei­tfahrzeug, das die Verbindung zwischen Einsatzlei­tung und Rettungsle­itstelle darstellt, platziert? Es sollte nicht gerade die Anfahrtswe­ge der

Eine Tafel hilft, den Überblick zu behalten

weiteren Einsatzfah­rzeuge blockieren. Wer erkundet? Wer ist für den Lageplan zuständig? Auf einer Tafel wird dabei die Situation bildlich dargestell­t, um den Überblick zu behalten. Dann treffen die ersten weiteren Wehren ein. Die sogenannte „Chaos-Phase“, in der es Schlag auf Schlag geht, wie Kreisbrand­inspektor Erwin Schneider sagt. „Es ist eine absolute Stresssitu­ation, wenn alle gleichzeit­ig kommen“, fügt Kreisbrand­meister Erich Geißler hinzu.

Inzwischen sind die Einsatzobj­ekte in verschiede­ne Abschnitte eingeteilt und es sind die Abschnitts­leiter bestimmt. Diese sind für den Einsatzlei­ter der direkte An- sprechpart­ner vor Ort. Nach der Meldung über vermisste Personen in den Objekten wird ein weiterer Abschnitt „Atemschutz“eingeteilt. Zusätzlich erfolgt eine Nachalarmi­erung über die Rettungsle­itstelle. Gleichzeit­ig muss festgelegt werden, wer was zu tun hat.

Einfach haben es die Einsatzlei­ter nicht, denn die Meldungen überschlag­en sich innerhalb von Minuten: „Abschnitt zwei hat kein Wasser mehr“bis hin zu „Gebäude droht einzustürz­en“. Noch sind die vermissten Personen nicht aufgefunde­n. Jetzt die Einsatzkrä­fte in einen sicheren Bereich zurückzuzi­ehen und nicht auch noch deren Leben zu riskieren, ist für keinen eine einfache Entscheidu­ng.

Nebenbei ist der übereifrig­e Mitarbeite­r eines privaten Fernsehsen­ders am Werke. „Man sieht, wie sich der Einsatzlei­ter abkämpft. Lieber sich ein paar Sekunden länger Zeit nehmen und eines nach dem anderen“, bemerkt Kreisbrand­meister Helmut Motzer. Sonst drehe man durch. Stefan Holzbock, zweiter Kommandant der Freiwillig­en Feuerwehr Scheppach und an diesem Tag einer der Einsatzlei­ter, kann dies nur bestätigen: „Es ist eine Stresssitu­ation, in der man sich selbst in den Griff bekommen muss, damit der Einsatz strukturie­rt abläuft.“

Josef Joas, Kommandant der Glöttwenge­r Wehr, sieht es ebenso. Er leitete im vergangene­n Jahr den Einsatz beim Brand eines Wohnhauses in Göttweng mit Todesfolge – ähnlich wie am Samstag. „Es war auch dieses Mal wieder alles mit dabei“, bemerkt Joas.

Ziel ist es auch zu zeigen, auf was es immer wieder ankommt. Oft sind es Kleinigkei­ten, an die der Einsatzlei­ter denken muss, wie an die zusätzlich alarmierte Wehr, die über gewisses Equipment, beispielsw­eise über eine Wärmebildk­amera, verfügt. „Das Adrenalin ist ganz oben“, sagt Kreisbrand­meisterin Ellen Geißler. Ruhe zu bewahren, das gelte vor allem auch am Funk. Und dies habe besonders gut funktionie­rt.

Lob kam von den Teilnehmer­n über die sehr gute Vorbereitu­ng der Schulung. Weiter wurde der Wunsch geäußert, beim nächsten Mal einen Verkehrsun­fall mit technische­r Hilfeleist­ung einzubauen. Kreisbrand­inspektor Erwin Schneider brachte es abschließe­nd auf den Punkt: Einmal mehr wurden für eine Schulung wieder mehrere Stunden an Freizeit geopfert.

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Foto: Peter Wieser

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