Die Reform des Gymnasiums nützt auch anderen Schulen Leitartikel
Die CSU hat sich lange Zeit gelassen. Jetzt steht fest, wie Bayerns Bildungssystem künftig aussehen soll. Eine Frage aber bleibt offen
hinausgezögert, manche sahen ihn schon auf der Abschussliste. Der neue Bildungspakt aber ist zum einen eine Rieseninvestition, die das Bildungssystem stärkt. Zum anderen – das ist mindestens genauso wichtig – zeigt die CSU: Wir verlieren die anderen Schultypen nicht aus dem Blick.
Lange genug waren deren Bedürfnisse untergegangen. Seit Jahren schien sich die Politik nur noch damit zu befassen, ihre Fehler bei der überstürzten Einführung des achtstufigen Gymnasiums zu korrigieren. Eltern und Lehrer an anderen Schularten hätten wohl am liebsten geschrien: „Wir sind auch noch da!“
Die Realschulen bangten mit am meisten, was die Reform des Gymnasiums bringen würde. Vielerorts befürchtete man, dass das neue G 9 nur eine Soft-Version des stressigen achtstufigen Gymnasiums wird und Schüler von der Realschule dorthin abwandern könnten. Schon jetzt wechseln über 40 Prozent der Grundschüler eines Jahrgangs aufs Gymnasium. Indem die CSU den Anspruch des Gymnasiums halten und den Lehrplan mit zusätzlichem Stoff anreichern will, statt nur die alten Inhalte zu strecken, nimmt sie der Angst vor dem Ausbluten der Realschule die Grundlage. Zusätzlich will der Kultusminister dort die Lehrerreserven erhöhen – ebenso wie an Mittelschulen. Auch deren Schicksal hängt enger mit der Zukunft des Gymnasiums zusammen, als auf den ernsthaft – zumal in den kommenden Jahren wegen vieler schulpflichtiger Asylbewerber mit einem Lehrerbedarf im hohen dreistelligen Bereich zu rechnen ist. Die Aufstockung ist jedoch zumindest ein positives Signal. Viel mehr ist momentan auch gar nicht möglich.
Denn eine Frage bleibt trotz allem Reformwillen offen: Woher sollen die zusätzlichen Lehrer kommen? Das Studium auf Lehramt Mittelschule ist wenig beliebt, die Absolventen reichen jetzt schon kaum aus, um alle Stellen zu füllen. Gymnasiallehrer hingegen stehen jedes Jahr zu hunderten auf der Straße. Eine Lösung könnte sein, über die Besoldungsstufen nachzudenken. Noch immer verdienen Mittelschullehrer weniger als ihre Kollegen am Gymnasium.
Fest steht: Die Staatsregierung investiert viel mehr in die Schulreform, als man erwarten konnte. Im Moment schwimmt sie im Geld. Und sie setzt es sinnvoll ein. Diese Erkenntnis überwiegt im Rückblick bei weitem den Ärger darüber, dass die Entscheidung so lange gedauert hat.