Begegnung mit Papa
Die Hütte Kitschige Erbauung für Evangelikale
Viel öffentlicher als hierzulande leben die Amerikaner ihre Religion aus und fordern von Nachbarn und Präsidenten Bekenntnisse zu Gott. Bei Religion und Glaube im US-Kino wird die Sache komplizierter. Zuletzt gab es dort zwei Arten von Filmen. Martin Scorsese „Silence“beschreibt die Religion als tiefgründigen, spirituellen Prozess. Einen zweiten Weg geht „Die Hütte – Ein Wochenende mit Gott“von Stuart Hazeldine nach dem Bestseller des Kanadiers William Paul Young. Religion ist hier ein nettes Wohlfühlangebot, inklusive einem Garten Eden mit üppigem Wildblumengarten und frisch gebackenem Brot.
Diese Dinge findet Mackenzie „Mack“Allen Philips (Sam Worthington) vor, als er einer seltsamen Einladung folgt. In seinem Briefkasten liegt eines Tages die Aufforderung, in die Hütte zurückzukehren, in der Jahre zuvor das blutgetränkte Kleid seiner entführten Tochter gefunden wurde. Bei einem Campingausflug war Missy in einem Moment der Unachtsamkeit verschwunden, seitdem leidet Mack unter Schuldgefühlen. Unterschrieben ist die Einladung an ihn mit „Papa“, dem Familien-Kosenamen für Gott.
Der Vater entscheidet sich, hinzufahren, und trifft in der Hütte auf Gott, Jesus und den Heiligen Geist. Sie stellen ihn spirituell auf die Probe und helfen ihm so dabei, die Trauer zu überwinden. Hazeldine wählt für den Film stets die maximal dekorative Option. Mit dem dunkelgelockten Jesus (Aviv Alush) läuft Mack Wettrennen über Wasser, die Japanerin Sumire Matsubara gibt den mit Weichzeichner umgebenen Heiligen Geist und Octavia Spencer dient als gütige Gottmutter mit großartigen Back-Kenntnissen.
Jesus sagt zwar, dass Religion „zu viel Arbeit“sei und anders als der reine Glaube funktioniere („Ich will keine Sklaven, ich will Freunde“). Meist fallen in den zwei Stunden jedoch vollkommen ironiefreie Sätze, während die Kamera zu Streicherklängen über Paradieslandschaften gleitet. „Es steht in der Bibel, also muss es wahr sein“, lautet die Lehre. Angelegt im Mittleren Westen ist schnell klar, auf welches Publikum der Film zielt: Strenggläubige Evangelikale, die Lust auf eine kitschige Erbauungsbotschaft haben. **
Christian Fahrenbach, dpa
Filmstart in vielen Kinos der Region