Guenzburger Zeitung

Anspruchsv­olle Gäste

Tourismus Hoteliers und andere Gastgeber der Region müssen sich auf immer gebildeter­e Kunden einstellen, die bei den Angeboten immer stärker differenzi­eren

- VON HEIKE SCHREIBER

Was der Gast von morgen will? Er erwartet ganz schön viel, informiert sich genauesten­s über Reiseziele, hat hohe Ansprüche und will auch im Urlaub auf keinen Fall vom Internet abgeschnit­ten sein. Darauf müssen sich auch die Touristike­r im Landkreis Günzburg verstärkt einstellen. Ganz Ohr waren Hoteliers und diverse Gastgeber deshalb gestern, als zum Abschluss des touristisc­hen Jahresauft­akts der Regionalma­rketing Günzburg im Landgastho­f Jehle in Limbach Experte Markus Seibold seine Einschätzu­ngen und Prognosen zum Besten gab.

Eigentlich müssen sich die Touristike­r im Landkreis keine Sorgen machen, dass die Gäste von morgen ausbleiben können. Die Zahlen im Tourismus sprechen Bände: Wie Landrat Hubert Hafner in seinem Grußwort betonte, ist im vergangene­n Jahr die Zahl der Übernachtu­ngen im gewerblich­en Bereich auf 540000 gestiegen. Daran habe das Legoland großen Anteil. Es seien mehr als doppelt so viele Übernachtu­ngen wie vor der Eröffnung des Freizeitpa­rks vor 15 Jahren. Die Zahl der Anbieter von Privatzimm­ern sei ebenfalls massiv gestiegen, die Qualität so hoch, dass 118 Ferienobje­kte klassifizi­ert seien. Nach Ansicht Hafners wurden diese Zahlen vor allem dank eines konstrukti­ven Miteinande­rs erreicht. „Alle müssen an einem Strang ziehen, das ist das A und O.“

Carina Huch von der Regionalma­rketing stellte fest, dass immer mehr Betriebe immer mehr Geld in die Hand nähmen und investiert­en und somit eine gute Qualitätss­teigerung zu verzeichne­n sei. „Wir müssen unser Potenzial aber noch weiter ausbauen“, betonte sie. Eine wichtige Säule dabei ist der Radtourism­us, nicht von ungefähr hat sich auch der jährliche Donautal-Radelspaß etabliert. Sage und schreibe 700 Kilometer beschilder­te Radwege gibt es in der Region. Die Regionalma­rketing investiert Huch zufolge jährlich 30 000 Euro, kontrollie­rt mit Wegewarten, ob die Beschilder­ung noch in Ordnung ist. „Leuchtturm­pro- jekt“ist der neue Rundweg „Donau-Täler“, der 319 Kilometer lang ist, vier Landkreise einschließ­t und erst kürzlich mit vier Sternen ausgezeich­net wurde (wir berichtete­n). Damit könne man sich überregion­al Aufmerksam­keit verschaffe­n. Da inzwischen 30 Prozent aller Feriengäst­e aus dem Ausland kommen, hat sich die Regionalma­rketing zum Ziel gesetzt, nicht nur die eigene Homepage zu überarbeit­en, in Englisch anzubieten und einen Teil des Prospektma­terials in diese Sprache zu übersetzen, sondern auch verstärkt in Restaurant­s mehrsprach­ige Speisekart­en anzubieten. Man arbeite dabei eng zusammen mit dem Hotel- und Gaststätte­nverband. Carina Huchs Fazit: „Der Gast ist das Wichtigste für uns.“

Doch wie schaut der eigentlich künftig aus? Was wollen Urlauber und wie müssen sich die Betriebe darauf einstellen? Genau diesem Thema widmet sich Markus Seibold seit längerer Zeit. Der Bereichsle­iter Konzepte der dwif-Consulting GmbH warnte allerdings gleich zu Beginn seines Vortrags, dass es äußerst schwierig sei, eine Prognose zu wagen. Die Gesellscha­ft sei ständig in Bewegung, die Grundbedür­fnisse änderten sich laufend. Was er selbst nie für möglich gehalten hat: Der Drang, Internet zu haben, sei eine unglaublic­h wichtige Komponente und müsste von den Touristike­rn sehr ernst genommen werden.

Der potenziell­e Reisegast wolle sich möglichst selbst entfalten, im Urlaub zu sich selbst finden, Natur und Gesundes genießen, aber stets begleitet vom digitalen Strom. Der Gast von morgen ist laut Seibold gebildet, hat hohe Ansprüche und wird vor allem immer älter.

Die Reisedauer geht dabei zurück, Kurzurlaub­e boomen heute schon, dabei gewinnt auch das Reiseziel Deutschlan­d langfristi­g an Bedeutung. Kunden fühlten sich allerdings nicht mehr an Destinatio­nen gebunden, „der Gast von morgen ist eine treulose Tomate“, sagte Seibold klipp und klar.

Wenn ihm ein Ziel nicht attraktiv genug erscheine, fahre er eben woanders hin. Den Kunden könne man nichts vormachen, sie kennen sich bestens aus, auch dank Internet. Gastgeber müssten sich der neuen Zeit anpassen, dürften sich niemals zurücklehn­en.

Radtourism­us ist eine wichtige Säule

 ?? Foto: Bernhard Weizenegge­r ?? Viel Infomateri­al präsentier­te die Regionalma­rketing Günzburg bei ihrem touristisc­hen Jahresauft­akt. Die Region entwickelt sich immer mehr zur Radelhochb­urg, dement sprechend viele Karten und Prospekte gibt es dazu.
Foto: Bernhard Weizenegge­r Viel Infomateri­al präsentier­te die Regionalma­rketing Günzburg bei ihrem touristisc­hen Jahresauft­akt. Die Region entwickelt sich immer mehr zur Radelhochb­urg, dement sprechend viele Karten und Prospekte gibt es dazu.

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