Iveco blickt in die Zukunft
Wirtschaft Vor 100 Jahren wurde in Ulm der erste Laster produziert. Zum Jubiläum investierte der regional geschrumpfte Konzern in eine neue Fahrzeugauslieferung. Wohin die Reise geht
Seit 2012 der letzte Lastwagen in Ulm vom Band lief, war es ziemlich still geworden um den Namen Iveco. Denn die Brandschutztechnik unter der Bezeichnung Magirus gibt seitdem den Ton am traditionsreichen Standort im Donautal an. Dieses Jahr hätte die Brummi-Produktion in Ulm ihren 100. Geburtstag gefeiert. Daraus wird nichts mehr, doch jetzt war der in Ulm verbliebenen Iveco-Rumpf-Truppe zumindest ein bisschen zum Feiern zumute.
Denn der Mutterkonzern CNH Industrial spendierte seiner Marke Iveco eine neue Fahrzeugauslieferung. Kostenpunkt: 3,5 Millionen Euro. Im „Iveco Kunden-Center“auf über 1000 Quadratmetern in früheren, kernsanierten Fabrikhallen, präsentiert die Firma jetzt ihre Trucks und Busse. Zur Einweihung reiste sogar Iveco-Boss Pierre Lahutte aus Turin an, der pflichtschuldig die „große Ulmer“Tradition lobte – ohne freilich auf das Aus für die Lasterproduktion einzugehen. „Heute ist ein guter Tag für den Standort“, sagte Ulms Oberbürgermeister Gunter Czisch. Es sei schön, dass in dieser „wechselhaften Geschichte“von Iveco und Magirus in Ulm den verbliebenen Iveco-Mitarbeitern eine verbesserte Perspektive geboten würde. „Magirus gehört zur DNA der Stadt und der Region.“Praktisch jeder habe einen bekannten oder Verwandten, der einmal in einer der Laster-Fabriken, die in den 1970er Jahren über 12 000 Mitarbeiter zählten, gearbeitet habe. Czisch betonte, wie wichtig es sei, in der Zeit des Wandels an vorderster Stelle zu stehen. Umso bedeutender sei es, dass der Standort aufgewertet wurde. „Alles beim Thema Mobilität kommt auf den Prüfstand.“Auch bei Iveco. Und deswegen zeigte die Firma in Ulm ihren futuristisch anmutenden Iveco Z Truck, der auf eine ausgefeilte Aerodynamik, autonomes Fahren und einen Antrieb, der ausschließlich Biogas verfeuert, setzt.
1597 Menschen sind bei Iveco und Magirus in Ulm beschäftigt, wobei davon etwa 1000 für die Magirus-Brandschutztechnik arbeiten. Rund um Feuerwehrfahrzeuge und Drehleitern läuft es nach einer Delle wieder besser, wie Marc Diening, der Magirus-Geschäftsführer am Rande der Veranstaltung sagte. Weil sich Löschfahrzeuge im Herbst vergangenen Jahres schlecht verkauften, meldete das Unternehmen wie berichtet Kurzarbeit an. Betroffen waren 150 Menschen. Beantragt wurde die Kurzarbeit bei der Bundesagentur für Arbeit für sechs Monate, beginnend ab 2. November. Doch einen Monat früher als geplant, konnte die Kurzarbeit nun zum 1. April aufgehoben werden. „Wir sind vorsichtig optimistisch“, sagte Diening. Die Auftragslage habe sich erholt, lediglich die Märk- te Lateinamerika schwächeln noch, so Diening. Trotz Brandschutz-Dominanz ist Laster-Kompetenz in Ulm immer noch vertreten: Die Entwicklungs- und die Versuchsabteilung, das „Testing“, ist in Ulm verblieben. Und offenbar sind Iveco-Laster auf Erfolgskurs: Die Zulassungen haben im vergangenen Jahr um 22,5 Prozent zugenommen und Iveco ist damit führende Importmarke in Deutschland für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen. Bei Bussen ist Iveco Nummer drei in Deutschland.
Wie bei der Nummer eins, Daimler mit dem Evobus-Werk in NeuUlm, können Bus-Käufer nun im Kunden-Center die Bussessel ausprobieren und in einem Musterraum anhand von Polster und Farbproben ihren Bus konfigurieren und auch in Ulm entgegennehmen. Aber produziert werden Iveco-Laster wie Busse in Spanien, Frankreich oder Osteuropa.