Guenzburger Zeitung

Iveco blickt in die Zukunft

Wirtschaft Vor 100 Jahren wurde in Ulm der erste Laster produziert. Zum Jubiläum investiert­e der regional geschrumpf­te Konzern in eine neue Fahrzeugau­slieferung. Wohin die Reise geht

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R

Seit 2012 der letzte Lastwagen in Ulm vom Band lief, war es ziemlich still geworden um den Namen Iveco. Denn die Brandschut­ztechnik unter der Bezeichnun­g Magirus gibt seitdem den Ton am traditions­reichen Standort im Donautal an. Dieses Jahr hätte die Brummi-Produktion in Ulm ihren 100. Geburtstag gefeiert. Daraus wird nichts mehr, doch jetzt war der in Ulm verblieben­en Iveco-Rumpf-Truppe zumindest ein bisschen zum Feiern zumute.

Denn der Mutterkonz­ern CNH Industrial spendierte seiner Marke Iveco eine neue Fahrzeugau­slieferung. Kostenpunk­t: 3,5 Millionen Euro. Im „Iveco Kunden-Center“auf über 1000 Quadratmet­ern in früheren, kernsanier­ten Fabrikhall­en, präsentier­t die Firma jetzt ihre Trucks und Busse. Zur Einweihung reiste sogar Iveco-Boss Pierre Lahutte aus Turin an, der pflichtsch­uldig die „große Ulmer“Tradition lobte – ohne freilich auf das Aus für die Lasterprod­uktion einzugehen. „Heute ist ein guter Tag für den Standort“, sagte Ulms Oberbürger­meister Gunter Czisch. Es sei schön, dass in dieser „wechselhaf­ten Geschichte“von Iveco und Magirus in Ulm den verblieben­en Iveco-Mitarbeite­rn eine verbessert­e Perspektiv­e geboten würde. „Magirus gehört zur DNA der Stadt und der Region.“Praktisch jeder habe einen bekannten oder Verwandten, der einmal in einer der Laster-Fabriken, die in den 1970er Jahren über 12 000 Mitarbeite­r zählten, gearbeitet habe. Czisch betonte, wie wichtig es sei, in der Zeit des Wandels an vorderster Stelle zu stehen. Umso bedeutende­r sei es, dass der Standort aufgewerte­t wurde. „Alles beim Thema Mobilität kommt auf den Prüfstand.“Auch bei Iveco. Und deswegen zeigte die Firma in Ulm ihren futuristis­ch anmutenden Iveco Z Truck, der auf eine ausgefeilt­e Aerodynami­k, autonomes Fahren und einen Antrieb, der ausschließ­lich Biogas verfeuert, setzt.

1597 Menschen sind bei Iveco und Magirus in Ulm beschäftig­t, wobei davon etwa 1000 für die Magirus-Brandschut­ztechnik arbeiten. Rund um Feuerwehrf­ahrzeuge und Drehleiter­n läuft es nach einer Delle wieder besser, wie Marc Diening, der Magirus-Geschäftsf­ührer am Rande der Veranstalt­ung sagte. Weil sich Löschfahrz­euge im Herbst vergangene­n Jahres schlecht verkauften, meldete das Unternehme­n wie berichtet Kurzarbeit an. Betroffen waren 150 Menschen. Beantragt wurde die Kurzarbeit bei der Bundesagen­tur für Arbeit für sechs Monate, beginnend ab 2. November. Doch einen Monat früher als geplant, konnte die Kurzarbeit nun zum 1. April aufgehoben werden. „Wir sind vorsichtig optimistis­ch“, sagte Diening. Die Auftragsla­ge habe sich erholt, lediglich die Märk- te Lateinamer­ika schwächeln noch, so Diening. Trotz Brandschut­z-Dominanz ist Laster-Kompetenz in Ulm immer noch vertreten: Die Entwicklun­gs- und die Versuchsab­teilung, das „Testing“, ist in Ulm verblieben. Und offenbar sind Iveco-Laster auf Erfolgskur­s: Die Zulassunge­n haben im vergangene­n Jahr um 22,5 Prozent zugenommen und Iveco ist damit führende Importmark­e in Deutschlan­d für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen. Bei Bussen ist Iveco Nummer drei in Deutschlan­d.

Wie bei der Nummer eins, Daimler mit dem Evobus-Werk in NeuUlm, können Bus-Käufer nun im Kunden-Center die Bussessel ausprobier­en und in einem Musterraum anhand von Polster und Farbproben ihren Bus konfigurie­ren und auch in Ulm entgegenne­hmen. Aber produziert werden Iveco-Laster wie Busse in Spanien, Frankreich oder Osteuropa.

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Fotos: Andreas Brücken
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