„Wenn der Ball das erste Mal fliegt, wird Golfspielen eine Sucht“
Interview Saisonauftakt beim GC Schloss Klingenburg: Ein Gespräch über sportliche Ziele, Entwicklungsmöglichkeiten des Vereins – und eine Einladung an alle Noch-Nicht-Golfer
Das sportliche Aushängeschild des Vereins, die Herren-Mannschaft, ist im vergangenen Sommer in die Regionalliga aufgestiegen. Wie will, wie kann der GC Schloss Klingenburg auf der dritthöchsten deutschen Spielebene bestehen?
Käser: In erster Linie durch viel Training und Zusammenhalt. Um uns wirklich ideal vorzubereiten und gleichzeitig die Gemeinschaft weiter zu stärken, fahren wir an Ostern für eine Woche ins Trainingslager nach Andalusien.
Ruess: Da steht zum Beispiel ganz klar auf dem Plan, den Rhythmus von zwei ganzen Runden zu trainieren, weil wir in der Regionalliga vormittags 18 Loch alleine spielen und nachmittags noch mal 18 Loch einen sogenannten Vierer, ein Doppel also. Das heißt es zu trainieren.
Gruhler: Wir haben ja eine sehr junge Herrenmannschaft. Das ist nicht alltäglich. Es ist auf jeden Fall eine U25. Der Durchschnittsgolfer ist ja eher Ü40, fast 50. Natürlich ist da der Klassenerhalt das Ziel.
Käser: Das wäre schon mehr als ein Erfolg.
Saisonstart in der Regionalliga ist am 7. Mai, das Heimspiel auf Schloss Klingenburg steigt am 28. Mai. Zu Gast sind dann die Zweitliga-Absteiger Wörthsee und Augsburg sowie die weiteren Gruppen-Kontrahenten Garmisch-Partenkirchen und Kirchheim-Wendlingen. Existiert da auch ein echter Heimvorteil?
Ruess: Definitiv, da man seine eigenen Bäume einfach besser kennt als die Bäume auf einem anderen Platz. Man analysiert als Golfer natürlich auch ein Grün, fragt sich: Wie wird mein Ball rollen? Ist dort ein Gefälle? Aber auf dem eigenen Platz weiß ich aus Erfahrung, der Ball läuft so und so.
Ist es für die Golf-Freunde im Landkreis Günzburg möglich, das Regionalliga-Spiel als Zuschauer zu verfolgen?
Gruhler: Zuschauer sind sehr gerne erwünscht. Und die kriegen auch was zu sehen. Da sind ja mittlerweile sehr gute Spieler am Start.
Dritte Liga – das hört sich nach Leistungssport an. Sind da Profis unterwegs?
Gruhler: Im Mannschaftsbereich ist das aus Sicht der Spieler alles Amateursport. Den Profi gibt’s im Golf nur als Einzelsportler.
Käser: Allerdings gibt’s in Deutschland vielleicht fünf Golfer, die davon leben wollen oder können. Es existieren jedenfalls wesentlich mehr, denen von den Preisgeldern nichts bleibt.
Apropos Profi beziehungsweise Professionalität: Wie schafft man den Spagat zwischen dem Dasein als e.V. und den enormen Summen, die allein der Unterhalt einer derart riesigen Anlage verschlingt?
Gruhler: Indem wir einerseits zwar nicht gewinnorientiert arbeiten, aber erreichte Überschüsse reinvestieren.
Käser: Im vergangenen Jahr haben wir für etwa 180 000 Euro die neuen Umkleiden gemacht, diesmal für 15 000 bis 20 000 Euro ein paar neue Abschläge und einiges mehr. Es wird nach und nach alles auf den neuesten Stand gebracht.
In welcher Größenordnung bewegt sich der Verein insgesamt?
Käser: Unser Haushalt liegt heuer so bei 1,1 Millionen Euro. Das ist ähnlich wie 2016.
Um Professionalität nach innen zu steigern sowie nach außen zu signalisieren, wurde nun die Position des hauptamtlichen Clubmanagers geschaffen.
Gruhler: Der zwar Vollzeit arbeitet, aber keineswegs hier ist, um die Mannschaft in der Regionalliga zu halten. Meine Aufgabe ist es, den Breitensport zu fördern, indem ich neue Mitglieder generiere und den einen oder anderen Sponsor finde, der dem Verein was Gutes tut. Ich bin also da, um die Qualität zu halten oder zu steigern.
Stichwort Breitensport. Angenommen, ich möchte Golfspielen lernen. Was raten Sie mir?
Käser: Am Muttertag herzukommen. An diesem 14. Mai haben wir, wie in jedem Frühjahr, wieder unseren Golf-Erlebnistag. Da sind Türen und Tore geöffnet für neue Leute. Das ist ein Schnuppertag für jeden. Und das ist natürlich kostenlos.
Gruhler: Wir bieten an diesem Tag verschiedene Attraktionen, um den Reiz dieses tollen Sports zu entdecken. Für unsere Gäste stehen dann auch zwei Golflehrer sowie einige Mannschaftsmitglieder zur Verfügung.
Hm, und wenn ich trotz dieser werbenden Worte immer noch Bedenken hege, dass ich hier in einen elitären Zirkel eintreten muss?
Käser: Wir wissen um dieses Gefühl. Das Image des Golfsports ist in Deutschland immer noch schlecht.
Gruhler: Weil Golf einfach noch nicht als Breitensport wahrgenommen wird. Dabei ist uns gerade Bodenständigkeit ganz wichtig. Hier ist
niemand hochnäsig, wir heißen jeden willkommen. Ich finde, das Beste für alle Noch-Nicht-Golfer ist wirklich, einfach vorbeizukommen. Wir vermitteln Spaß und bringen jeden dazu, dass er den Ball trifft. Garantiert. Aber man muss sich natürlich schon herbewegen.
Käser: Ja. Und wenn der Ball dann das erste Mal in der Luft ist und fliegt, wird Golfspielen eine Sucht.
Nun sind die Wege über 18 Bahnen zwar weit, aber man rennt ja auch nicht wirklich dem Ball hinterher. Wie beurteilen Sie – streng genommen – den sportlichen Aspekt? Oder anders: Was bringt mir Golf gesundheitlich?
Gruhler: Sie haben schon recht: Es ist kein Sport, bei dem man sich auspowert, rein körperlich gesehen. Aber man ist an der frischen Luft – und man schaltet auch ab. Die negativen Gedanken sind weg. Ich will nur den Ball treffen.
Käser: Also wenn ich eine flotte Runde auf hohem Niveau spiele, bin ich abends platt. Und wenn ich alles zusammenrechne, bin ich mit einer Runde auch zehn Kilometer unterwegs. Das ist nicht wenig.
Ruess: Das sehe ich genauso. Man merkt hinterher auf jeden Fall, dass man was getan hat. Frische Luft an sich soll ja schon gesund sein. Aber Golf ist durch das Laufen und die Golfbewegung selber wirklich eine der wenigen Sportarten, die fast alle Muskeln im Körper beanspruchen.
Interview: Jan Kubica