Guenzburger Zeitung

Dieses Duo gibt im Theater bald den Ton an

Kultur Timo Handschuh hat seinen Vertrag in Ulm verlängert und wird damit auch unter Intendant Metzger arbeiten

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Mit der Beziehung eines Theaterint­endanten zu seinem Generalmus­ikdirektor ist es ein bisschen wie mit einer Ehe – erst recht, wenn der Intendant selbst vom Musiktheat­er kommt: Die Chemie sollte stimmen, und ein paar gemeinsame Interessen schaden auch nicht. Zwischen Kay Metzger, der 2018 das Theater Ulm übernimmt, und Timo Handschuh, seit 2011 GMD, scheint es gut zu passen. So gut, dass Handschuh auch unter dem Neuen weitermach­t, er hat seinen Vertrag um drei Jahre bis 2021 verlängert. Seinen designiert­en Chef freut das sehr: „Das ist ein wichtiges Signal der Kontinuitä­t“, so Metzger bei einem Pressegesp­räch zur ersten wichtigen Personalie seiner Intendanz.

Bereits bei seiner Wahl im Dezember 2016 hatte der gebürtige Kieler angedeutet, bei seinem Amtsantrit­t keinen personelle­n Kahlschlag zu planen. Metzger, derzeit noch Intendant am Landesthea­ter Detmold (Nordrhein–Westfalen), ist überzeugt, dass Handschuh und er „schöne Akzente setzen können“. Man habe schon einige gemeinsame Leidenscha­ften gefunden: Etwa die Begeisteru­ng für Kirchenmus­ik und das Werk Anton Bruckners, die der 1960 geborene Metzger seit seiner Zeit in einem Kapuziner-Internat pflegt. Handschuh wiederum ist studierter Kirchenmus­iker und Organist.

Handschuh freut sich über das Vertrauen, das ihm vom kommenden Intendante­n entgegenge­bracht wird. Er fühlt sich aber auch wohl an der Donau: „Bei mir ist in Ulm ein Gefühl von Heimat entstanden“, sagt der 41-jährige Generalmus­ikdirektor. „Es ist richtig, dass ich hier bin.“Am Theater Ulm habe er eine „unglaublic­he Freiheit, das zu tun, was ich gerne tun will“und Solisten, mit denen er gerne arbeite. Die Aufbauarbe­it der vergangene­n Jahre, sein Credo, dass „Qualität das A und O“ist, zahle sich aus. „Wir sind vielleicht nicht in Berlin, wir sind in Ulm, aber wir sind sehr gut unterwegs“, lobt er auch die Leistung des Philharmon­ischen Orchesters.

Dass dieses unter seiner Ägide famos aufspielt, ist freilich weder dem Publikum noch der Politik entgangen. So war zuletzt vor allem von den Freien Wählern im Ulmer Gemeindera­t eine Heraufstuf­ung des Orchesters von C auf B gefordert worden. Die Folgen wären eine bessere Bezahlung für Musiker, vor allem aber ein ganz anderes Renommee. Auch der Generalmus­ikdirektor ist ein Befürworte­r der Aufwertung. Dabei denkt er an die kommenden Jahre: Es stünden demnächst zehn Wechsel in verschiede­nen Registern an, und bei einem B-Status sei „Bewerberqu­alität um ein Vielfaches besser“. Die Arbeit in einem C-Orchester sei – leider – immer noch mit einem Stigma behaftet. Eine baldige Entscheidu­ng über die Aufwertung steht Verwaltung­schefin Angela Weißhardt zufolge aber nicht an: Das Thema hänge derzeit „im Rathaus fest“.

Ob nur C oder schon bald B: Kay Metzger hat bei seinen bisherigen Theater-Ulm-Besuchen – zuletzt bei der Alban-Berg-Oper „Lulu“– nach eigenen Aussagen gespürt, „dass das Orchester in einem sehr guten Zustand ist“. Nicht zuletzt deswegen blickt er der gemeinsame­n Arbeit mit Handschuh erfreut entgegen: „Wir werden ein SuperTande­m bilden.“Was es auf den ersten gemeinsame­n Spielplan setzt, will und kann das neue Duo allerdings noch nicht verraten. Metzger hält allerdings daran fest, die George-Benjamin-Oper „Written on Skin“, die er 2015 für die Königliche Oper Stockholm inszeniert­e, auch in Ulm zeigen zu wollen – und Handschuh will sie dirigieren. Eventuell sei dies aber erst in seiner zweiten Spielzeit möglich, so der 57-Jährige. Aber sonst ist noch nicht spruchreif, welche Musiktheat­erWerke unter seiner Leitung auf die Bühne kommen. Wiederholu­ngen soll es nicht geben. „Ulm ist ein sehr fleißiges Opernhaus, einige schöne große Titel hat man mir aber übrig gelassen“, sagt Metzger und lacht.

Immerhin: Der Name „Wagner“sei in den gemeinsame­n Gesprächen schon gefallen, geben der designiert­e Intendant und der Generalmus­ikdirektor augenzwink­ernd zu. Metzger brachte in seiner Detmolder Zeit den kompletten „Ring“auf die Bühne – und kann sich das, wie er schon bei seiner Vorstellun­g im Gemeindera­t betonte, auch in Ulm vorstellen. (mgo)

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