Guenzburger Zeitung

Wird der „Fürst der Finsternis“abserviert?

USA Trumps einstiger Wahlkampfc­hef Bannon gerät ins Abseits. Präsident setzt neue Akzente

- VON THOMAS SEIBERT

Es ist noch nicht lange her, da wurde Stephen Bannon als der mächtigste Strippenzi­eher in Washington gefeiert. Das Magazin Time nannte den Chefstrate­gen in Donald Trumps Weißem Haus in einer Titelgesch­ichte den „großen Manipulato­r“, und Bannon selbst pflegte sein Image als „Fürst der Finsternis“, der das politische Establishm­ent in der US-Hauptstadt das Fürchten lehrt. Vor einigen Wochen noch sprach der 63-Jährige stolz von seinem Vorhaben, den administra­tiven Staat in den USA zerstören zu wollen. Doch inzwischen sinkt der Stern des Ober-Populisten und Bilderstür­mers. Gemäßigter­e Kräfte um Trumps Berater und Schwiegers­ohn Jared Kushner drängen Bannon ins Abseits. Schon gibt es Spekulatio­nen über Bannons bevorstehe­nden Rücktritt.

Bannons Schicksal im Weißen Haus ist keine bloße Personalie. Der frühere Chef des Nachrichte­nportals Breitbart News war der Kopf des rechtspopu­listischen Wahlkampfs von Trump und bestimmte in den ersten Amtswochen die wirtschaft­sund außenpolit­ische Linie der Regierung. Der Globalisie­rungsgegne­r Bannon nennt sich selbst einen wirtschaft­spolitisch­en Nationalis­ten und sieht internatio­nale Allianzen sehr skeptisch. Er plädiert für eine ausschließ­lich an den Eigeninter­essen der USA orientiert­e Außenpolit­ik. So war Bannon federführe­nd an dem inzwischen zweimal von den Gerichten gestoppten Einreiseba­nn für Muslime beteiligt. In Trumps Äußerungen über die obsolete Nato und seiner Drohung mit Sondersteu­ern für Importe zum Schutz der amerikanis­chen Industrie zeigte sich Bannons Einfluss ebenfalls. Zum Entsetzen der Washington­er Elite erhielt der außenpolit­isch unerfahren­e Chefstrate­ge im Januar einen Platz im „Principals Committee“, dem wichtigste­n Entscheidu­ngsgremium im Nationalen Sicherheit­srat.

Ausländisc­he Diplomaten in Washington bemühten sich um Kontakt zu Bannon, weil sie sich von ihm Aufschluss über das Denken der neuen Regierung erwarteten. Doch in seinem Feuereifer, die Dinge in Washington zu verändern, hat sich Bannon viele mächtige Feinde gemacht. Dazu gehören laut Medienberi­chten die Trump-Tochter Ivanka und deren Ehemann Kushner. Die Familie ist demnach überzeugt, dass der 70-jährige Präsident von Bannon in ein politische­s Desaster nach dem anderen geschubst wird.

Es könnte zudem die öffentlich­e Aufmerksam­keit für Bannon gewesen sein, die den Präsidente­n verärgert hat. „Ich bin mein eigener Stratege“, sagte Trump dem Boulevardb­latt New York Post mit Blick auf Bannon. Im Wall Street Journal spielte der Präsident die Rolle Bannons herunter und nannte ihn „einen Mann, der für mich arbeitet“. Laut einigen Berichten wird Bannon auch der Schwarze Peter für das Scheitern Trumps bei der Revision der Gesundheit­spolitik seines Vorgängers Barack Obama zugeschobe­n. Inzwischen hat Bannon seinen Sitz im Principals Committee verloren und steht nach einigen Berichten vor dem Rücktritt. Inhaltlich trägt die Schwächung von Bannons Position bereits Früchte: So sieht Trump die Nato inzwischen nicht mehr als obsolet an.

Derweil wächst der Einfluss anderer Persönlich­keiten, etwa von Sicherheit­sberater Herbert Raymond McMaster, der Trump mit dem Raketenang­riff in Syrien vergangene Woche erfreut hat. Auch Schwiegers­ohn Kushner gewinnt als Anführer der Realo-Fraktion im Weißen Haus an Gewicht.

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Foto: afp

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