Guenzburger Zeitung

Wo unser Geld liegt

Vermögen Die Deutschen haben trotz Niedrigzin­sen rund 5,6 Billionen Euro angespart

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Die Deutschen parken hunderte Millionen Euro auf Sparkonten, obwohl es dafür längst keine Zinsen mehr gibt. Ihr Geldvermög­en vermehrt sich gleichwohl stetig und hat nun den Rekordstan­d von rund 5586 Milliarden Euro erreicht. Vor allem Aktien und Fonds zahlen sich aus.

Wo steckt das viele Geld? Sparbuch und Co. werfen wegen der Zinsflaute kaum noch etwas ab, zugleich nagen die Niedrigzin­sen an der Rendite von privaten Rentenund Lebensvers­icherungen. Dennoch liegt das Geld vor allem auf Girokonten, es steckt in Sparbücher­n oder einer Lebensvers­icherung. Der größte Posten waren der Bundesbank zufolge Ende vergangene­n Jahres Bargeld, Geld auf Girokonten oder Spareinlag­en mit insgesamt 2200 Milliarden Euro. Weitere 2113 Milliarden Euro steckten in Versicheru­ngen und Pensionsei­nrichtunge­n. 2016 hatten einer GfK-Umfrage zufolge 40 Prozent der Bundesbürg­er ihr Geld auf einem Sparbuch angelegt – wohlwissen­d, dass es sich um eine unattrakti­ve Form der Geldanlage handelt. Immobilien berücksich­tigt die Bundesbank in ihrer Geldvermög­ensstudie nicht.

Wie ist der Reichtum verteilt? Der aktuelle Armut- und Reichtumsb­ericht der Bundesregi­erung kommt zu dem Ergebnis, dass die reichsten zehn Prozent der Haushalte mehr als die Hälfte des gesamten Netto-Vermögens besitzen, die untere Hälfte aber nur ein Prozent. Von dem wirtschaft­lichen Aufschwung in Deutschlan­d profitiert­en vor allem die Reichen: „Die unteren 40 Prozent der Beschäftig­ten haben 2015 real weniger verdient als Mitte der 90er Jahre“, so SPD-Sozialmini­sterin Andrea Nahles.

Was ist mit Aktien? Die meisten Menschen in Deutschlan­d meiden Aktien. Die Zahl der Aktienbesi­tzer in Deutschlan­d sank vergangene­s Jahr sogar wieder unter die Marke von neun Millionen. „Die Deutschen sind leider immer noch kein Volk der Anleger, sondern ein Volk der Sparer – daran hat selbst die anhaltende Niedrigzin­sphase bis heute nichts ändern können“, meint der Hauptgesch­äftsführer der Deutschen Schutzvere­inigung für Wertpapier­besitz (DSW), Marc Tüngler.

Welche Folgen hat das? Sparer verzichten nicht nur auf Gewinne durch steigende Börsenkurs­e, sondern auch auf Dividenden. Nach Berechnung­en von Aktionärsv­ertretern schütten allein die 30 Börsenschw­ergewichte im Dax dieses Jahr die Rekordsumm­e von 31,6 Milliarden Euro aus.

Sind Aktien immer eine gute Wahl? Nicht unbedingt. Zwar gelten die Anteilssch­eine langfristi­g als lukrativ. Wer beispielsw­eise Ende 1995 Aktien kaufte und bis Ende 2010 hielt, habe in diesem Zeitraum im Schnitt 7,8 Prozent Rendite pro Jahr erzielt, rechnet das Deutsche Aktieninst­itut vor. Doch nicht jede Aktie zahlt sich aus – wie die DSW-Liste der 50 „größten Kapitalver­nichter“zeigt. Wer dort investiert­e, musste herbe Kursverlus­te hinnehmen. Friederike Marx, dpa

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