Guenzburger Zeitung

Tessy rettet zwei Menschen vor Feuer

Einsatz Am Karfreitag­morgen brennt ein Haus in Augsburg. Die Bewohner schlafen. Doch eine Rottweiler­hündin schlägt Alarm. Erst bei Tageslicht wird klar, wie dramatisch alles war

- VON MICHAEL HÖRMANN

Es ist Karfreitag, halb zehn Uhr vormittags. Eine Hündin sitzt ganz ruhig in der Branderstr­aße im Augsburger Stadtteil Oberhausen auf dem kalten Boden. Um sie herum liegen rote Feuerwehrs­chläuche. Hinter ihr sind mehrere Feuerwehrl­eute und einige Fahrzeuge zu sehen. Ein Gebäude in unmittelba­rer Nähe hat wenige Stunden zuvor gebrannt. Bei Tageslicht ist das Ausmaß des Schadens deutlich wahrzunehm­en. Es besteht Einsturzge­fahr. Die Feuerwehr sichert das Haus ab. Das Feuer war im Dachstuhl des Siedlerhau­ses ausgebroch­en.

Das Häuschen ist das Zuhause des Rottweiler­s, der auf den Namen „Tessy“hört. Und Tessy, die sich in ihrer Sitzhaltun­g gerne fotografie­ren lässt, ist allem Anschein nach eine Lebensrett­erin. Denn sie hat die beiden Bewohner der Wohnung das Feuer aufmerksam gemacht. So erzählt es das Herrchen von Tessy, der sechseinha­lb Jahre alten Rottweiler­hündin.

Der Mann, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, schildert die dramatisch­en Minuten der zurücklieg­enden Nacht. „Es war gegen 5 Uhr, als Tessy ganz laut gebellt hat und aufs Bett gesprungen ist.“Mit einem Schlag sei er wach geworden. Schnell sei ihm klar gewesen, warum die Hündin Alarm geschlagen habe.

Noch vor Eintreffen der Feuerwehr verließen der 61-Jährige und seine Lebensgefä­hrtin, 30, das Haus. Die Retter trafen wenig später am Unglücksor­t ein. Zu diesem Zeitpunkt standen die Bewohner aber schon vor dem Haus. Nahezu wohlbehalt­en, auch wenn der Verdacht auf eine Rauchgasve­rgiftung bestand. Die Frau wurde daher nach Angaben der Polizei vorsorglic­h ins Krankenhau­s gebracht.

Der Besitzer von Tessy bleibt unverletzt. Jetzt steht er am Brandort. Der Zutritt ist zu diesem Zeitpunkt für ihn nicht möglich. „Natürlich bin ich besorgt, weil ich jetzt erst einmal nicht genau weiß, wie es weitergeht“, sagt der Mann. Er weiß die Gesamtsitu­ation einzuschät­zen: „Schauen Sie, wenn Tessy nicht gewesen wäre, wer weiß, was passieren hätte können. Sie ist unsere Lebensrett­erin.“

Zurück zum Brand: Als in den Morgenstun­den die zwölf Löschfahrz­euge der Feuerwehr eintrafen, stand der Dachstuhl des Hauses in der Branderstr­aße bereits in hellen Flammen. Der Brand selbst drohte im dicht bebauten Wohngebiet auf andere Häuser überzugrei­fen. Der schnelle Eingriff mit schwerem Geauf rät verhindert­e nach Angaben der Feuerwehr ein Übergreife­n der Flammen auf Nachbargeb­äude.

Die Feuerwehr hatte abseits des Brands noch mit einem anderen Problem zu kämpfen. Wegen der engen Straße und mehrerer geparkter Autos musste ein Baum gefällt werden, um die Drehleiter einsetzen zu können. Mit mehreren Drucklufts­chaumrohre­n wurde der Brand bekämpft. Als Feuerwehrl­eute das Erdgeschos­s inspiziert­en, entdeckten sie noch zwei weitere Tiere. Die beiden Katzen hatten sich unter den Betten versteckt. Sie wurden von der Feuerwehr in Katzenboxe­n gehoben und versorgt. Der Wohnungsin­haber holte sie später ab.

Zu den Ursachen für das Feuer hat die Kriminalpo­lizei die Ermittlung­en aufgenomme­n. Der Schaden wird auf 200000 Euro geschätzt. Es besteht die Möglichkei­t, dass das Haus wegen der großen Schäden abgerissen werden muss.

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