Guenzburger Zeitung

Dankbar für das Leben

Interview Schauspiel­er Fritz Wepper ist nach seiner schweren Herzoperat­ion wieder gut drauf und dreht ab Mai neue Folgen der Erfolgsser­ie „Um Himmels Willen“

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Lieber Herr Wepper, wie geht es Ihnen nach der schweren Herz-OP im vergangene­n Dezember?

Gut. Ich habe gelesen, Sie würden sich wie neugeboren fühlen – es sei „halb neun morgens statt vorher fünf vor zwölf“, sollen Sie gesagt haben?

Das ist wohl eine Interpreta­tion, denn das habe ich so nicht gesagt. Fakt ist aber, dass ich mich wirklich gut fühle. Die Operation hat geklappt, meine Werte sind sehr gut, meine Herzkapazi­tät habe ich auch wieder erreicht.

Wie lange waren Sie im Krankenhau­s und bei Reha-Behandlung­en?

Ich war drei Wochen im Krankenhau­s in Innsbruck. Dann folgten drei Wochen stationär in Reha. Dreimal die Woche begebe ich mich immer noch in Behandlung, um wieder auf die Beine zu kommen.

Hat sich durch diesen schweren Eingriff etwas an Ihrem Leben geändert?

Ja, schon. Ich bin sehr dankbar dafür, dass man mir das Leben gerettet hat.

Leben Sie bewusster?

Ich sag jetzt mal: natürlich. Wenn ich heute beispielsw­eise auf meiner Autogrammk­arte schreibe: „Herzlich – Fritz Wepper“, dann hat dieses „herzlich“noch mal eine andere Dimension als früher.

Hat sich im wirklichen Leben durch so einen Eingriff ihre Einstellun­g zu Kirche und Herrgott verändert?

Nein, die hat es auch schon vorher gegeben. Ich bemühe mich um ein gutes Verhältnis zu Jesus. Denn der steht mir von der Dreieinigk­eit am nächsten. Der liebe Gott ist ja sehr alttestame­ntarisch zu verstehen.

Beten Sie meist alleine oder eher unter Menschen?

Sowohl als auch. Mitunter gehe ich auch zu unrühmlich­en Zeiten in die Kirche.

Und unrühmlich heißt?

Dann, wenn kein Gottesdien­st ist.

Wie gehen Sie denn mit Stress und Ärger um, der ja beim Drehen schon mal entstehen kann?

Ich habe beim Drehen so gut wie keinen Stress. Mein Arzt hat mir geraten, ich solle alles von mir weisen, was Probleme machen könnte. Mit dem Hinweis, dass ich gerade am Herzen operiert worden bin, habe ich dazu auch einen ganz guten Grund.

Im Mai beginnen die Dreharbeit­en zu „Um Himmels Willen“. Sie glauben, das wird Ihnen wirklich nicht zu viel?

Ach was. Ich habe auch vier Tage vor meiner OP noch gedreht. Mittlerwei­le ist meine Herzfreque­nz ja wieder voll da. Da geht man normalerwe­ise von 60 Prozent aus. Ich hatte vor dem Eingriff gerade mal noch etwas mehr als die Hälfte davon.

Wie konnten Sie denn da noch drehen?

Der Körper gewöhnt sich an vieles. Aber ich war letztendli­ch schon froh, als ich die Dreharbeit­en hinter mir hatte.

Warum haben Sie nach der Operation nicht einfach gesagt: Jetzt gehe ich es ruhiger an. Das war es für mich mit dem Drehen?

Erstens halte ich meine Verabredun­gen ein, und zweitens macht mir mein Beruf Spaß. Außerdem gelingt es mir schon, eine gute Balance zwischen Freizeit und Arbeitszei­t hinzubekom­men.

Als Bürgermeis­ter Wolfgang Wöller sind Sie in der Serie weiter so eine Art Zündler, der den Nonnen ihr Kloster abjagen will. Diesmal soll es fast klappen, oder?

Das ist mir ganz neu, was Sie sagen. Das Verhältnis zwischen Wöller und Schwester Hanna ist ja fast wie das eines alten Ehepaares. Wir nehmen das locker. Das sind schon gewohnte Verhaltens­weisen. Jedenfalls gehen wir nicht bierernst miteinande­r um.

Werden Sie auf der Straße eigentlich schon mal mit „Herr Wöller“angesproch­en, oder bleibt der Fritz Wepper der bekanntere der beiden Herren?

In ländlichen Gebieten sagen viele tatsächlic­h auf der Straße: Schau, der Herr Wöller! Im hektischen Leben einer Stadt wird man heute weder als Wepper noch als Wöller richtig wahrgenomm­en.

Sind Sie eigentlich im richtigen Leben auch raffiniert, um Ihre Interessen durchzuset­zen?

Das verbietet meine liberale Erziehung. Ich bin zwar sehr direkt, hoffe aber auch, meistens recht fair zu sein.

Was ist jetzt das Wichtigste in Ihrem Leben?

Gesundheit. Früher hat man ja bei jedem Nieser Gesundheit gesagt, weil ja auch bei der Pest eines der ersten Symptome ein Niesen war. Da hat man Gesundheit gesagt in der Hoffnung, dass es nicht der Schwarze Tod ist. Auch für mich hat das Wort Gesundheit heute einen neuen Gehalt, eine ganz andere Währung bekommen.

Interview: Josef Karg

75, ist ein bekannter deutscher Schauspiel­er. Er drehte schon als Kind Filme. Bekannt wurde er in „Die Brücke“und in der Kri miserie „Derrick“.

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Foto: Tobias Hase, dpa

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