Drama in Dortmund
Tatort: Sturm
Was macht man mit einem Mann, der des nächtens in einer kleinen Dortmunder Privatbank sitzt und fortwährend den PC bearbeitet? Wo doch in unmittelbarer Nachbarschaft zwei Polizisten in ihrem Streifenwagen erschossen wurden? Was macht man erst dann mit einem Mann, der seine Jacke aufreißt und Hauptkommissar Peter Faber (Jörg Hartmann) drohend seinen Sprengstoffgürtel zeigt?
Der Bankangestellte, der gigantische Geldbeträge mal hierhin, mal dorthin auf Konten schaufelt, spielt die Hauptrolle in dem als terroristisch angedachten Plot. Dieser Muhammad Hövermann ist bei Schauspieler Felix Vörtler in guten Händen, denn ihn kennt man als Sprüchemacher, der gern als Loser endet. Hövermann heißt Muhammad, weil er in zweiter Ehe mit einer Syrerin verheiratet ist (Aha-Effekt).
Tatsächlich gibt es einigen islamistischen Wirrwar, auch einen durchgeknallten deutschstämmigen Türken, sodass man manchmal nicht weiß, ob es gegen die Ungläubigen geht oder ob ein junger Heißsporn sich einen Namen in der Welt verschaffen möchte. Das unerwartete Ende passt zu den dramaturgischen Tricks in „Sturm“, die sich zwar der Logik nicht immer erschließen, aber den Fluss der Handlung nicht stören. Im Dortmunder Quartett steht Faber im Vordergrund, der mit nicht mehr ganz so coolen Sprüchen das Psychoduell mit Hövermann angeht und darin selbst eine Läuterung erfährt. Eher beiläufig wird bekannt, dass Daniel Kossik (Stefan Konarske) wohl zum LKA nach Düsseldorf wechselt. Zum Leidwesen vor allem von Kollegin Nora Dalay (Aylin Tezel).
Formal ist dieser „Tatort“mehr ein klassisch anmutender Thriller als ein Krimi. Wer auf Geschichten steht, bei denen zwischen Anfang und Ende nur ein paar Stunden vergehen und die optisch raffiniert gestaltet sind, kommt hier durchaus auf seine Kosten. Der ursprüngliche Sendetermin zu Neujahr wurde bekanntlich zwei Mal verschoben wegen des Anschlags auf den Berliner Weihnachtsmarkt. Man fragt sich ein wenig, warum. Rupert Huber