Guenzburger Zeitung

Kleine Schritte, große Wirkung

- VON TILL HOFMANN Internet und Outlet redaktion@guenzburge­r zeitung.de

Metzger, Bäcker, Bank. Textilgesc­häft, Blumenlade­n, Schuhverkä­ufer. Und dann noch der Getränkehä­ndler, ein Lebensmitt­el-Discounter am Rand und die Dorfwirtsc­haft im Zentrum: Was sich mancherort­s an Infrastruk­tur in bevölkerun­gsmäßig eher kleinen Kommunen halten kann, grenzt an ein Wunder. Das ist die eine Seite. Es gibt aber auch die andere Seite, die weniger schöne: Das sind verödete, innerörtli­che Bereiche, in denen sich kaum noch Geschäfte halten können und allenfalls noch mit Gastronomi­e reüssiert wird.

Woran liegt das? In erster Linie am veränderte­n Kaufverhal­ten vieler Menschen, die am liebsten täglich mit bestellten Paketen beliefert werden wollen. Das fühlt sich an wie eine Dauerbesch­erung. Und wenn die Kleidung nicht passt oder die Ware nicht gefällt, geht’s einfach und wenig ressourcen­schonend zurück zum Absender. Skurril wird es dann, wenn ausgerechn­et diejenigen, die doch so gerne im Internet den „Warenkorb“-Knopf anklicken, Klage darüber führen, dass es vor Ort kaum mehr Läden gibt. Mit ihrem Handeln befördern sie dies ja.

Der Wettbewerb Ortsrand gegen Ortszentru­m ist eröffnet, wenn es, wie in Jettingen-Scheppach, um ein Areal voller Outlet-Läden geht. Der Erfolg gibt den Machern zunächst einmal recht: Viele Geschäfte bieten auf einem Flecken ihre Ware zu offenbar ansprechen­den Preisen an. Der Einkauf wird zum attraktive­n Erlebnis, das zum Geldausgeb­en animiert. Bis ins Ortszentru­m fährt hier niemand mehr.

Und auch wenn es die Gemeindeve­rantwortli­chen in JettingenS­cheppach nicht offen sagen: Insgeheim scheinen sie den Handel im Ort bereits abgeschrie­ben zu haben. Schon vor der Outlet-Ära war keine allzu große Substanz da. Insofern sind die neuen Gewerbeste­uerzahler in den Outlet-Geschäften nicht Ursache für den Strukturwa­ndel. Aber sie verstärken ihn, wirken wie ein Katalysato­r.

Wenn die Jettinger und Scheppache­r diesen Weg gehen wollen und die Entwicklun­g mit sich selbst ausmachen könnten, müssten sich nun nicht Juristen damit befassen. Die raffiniert­e schrittwei­se Erweiterun­g des Outlet-Gebietes an der A 8 – die erste Vergrößeru­ng ist vollzogen, die zweite beabsichti­gt – wirkt sich ab einer gewissen Größe allerdings so stark auf den Handel in umliegende­n Kommunen aus, dass diese nicht länger gewillt sind, dem Treiben zuzusehen.

Ob diese Bedenken formaljuri­stisch haltbar sind, wird sich weisen. Die mit Klage drohenden Städte sind sich selbst noch nicht sicher und lassen erst einmal prüfen.

Aber nicht alles, was rechtlich noch zulässig ist, ist auch sinnvoll. Für die Outletgeme­inde JettingenS­cheppach gilt es, den Bogen nicht zu überspanne­n.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany