Kleine Schritte, große Wirkung
Metzger, Bäcker, Bank. Textilgeschäft, Blumenladen, Schuhverkäufer. Und dann noch der Getränkehändler, ein Lebensmittel-Discounter am Rand und die Dorfwirtschaft im Zentrum: Was sich mancherorts an Infrastruktur in bevölkerungsmäßig eher kleinen Kommunen halten kann, grenzt an ein Wunder. Das ist die eine Seite. Es gibt aber auch die andere Seite, die weniger schöne: Das sind verödete, innerörtliche Bereiche, in denen sich kaum noch Geschäfte halten können und allenfalls noch mit Gastronomie reüssiert wird.
Woran liegt das? In erster Linie am veränderten Kaufverhalten vieler Menschen, die am liebsten täglich mit bestellten Paketen beliefert werden wollen. Das fühlt sich an wie eine Dauerbescherung. Und wenn die Kleidung nicht passt oder die Ware nicht gefällt, geht’s einfach und wenig ressourcenschonend zurück zum Absender. Skurril wird es dann, wenn ausgerechnet diejenigen, die doch so gerne im Internet den „Warenkorb“-Knopf anklicken, Klage darüber führen, dass es vor Ort kaum mehr Läden gibt. Mit ihrem Handeln befördern sie dies ja.
Der Wettbewerb Ortsrand gegen Ortszentrum ist eröffnet, wenn es, wie in Jettingen-Scheppach, um ein Areal voller Outlet-Läden geht. Der Erfolg gibt den Machern zunächst einmal recht: Viele Geschäfte bieten auf einem Flecken ihre Ware zu offenbar ansprechenden Preisen an. Der Einkauf wird zum attraktiven Erlebnis, das zum Geldausgeben animiert. Bis ins Ortszentrum fährt hier niemand mehr.
Und auch wenn es die Gemeindeverantwortlichen in JettingenScheppach nicht offen sagen: Insgeheim scheinen sie den Handel im Ort bereits abgeschrieben zu haben. Schon vor der Outlet-Ära war keine allzu große Substanz da. Insofern sind die neuen Gewerbesteuerzahler in den Outlet-Geschäften nicht Ursache für den Strukturwandel. Aber sie verstärken ihn, wirken wie ein Katalysator.
Wenn die Jettinger und Scheppacher diesen Weg gehen wollen und die Entwicklung mit sich selbst ausmachen könnten, müssten sich nun nicht Juristen damit befassen. Die raffinierte schrittweise Erweiterung des Outlet-Gebietes an der A 8 – die erste Vergrößerung ist vollzogen, die zweite beabsichtigt – wirkt sich ab einer gewissen Größe allerdings so stark auf den Handel in umliegenden Kommunen aus, dass diese nicht länger gewillt sind, dem Treiben zuzusehen.
Ob diese Bedenken formaljuristisch haltbar sind, wird sich weisen. Die mit Klage drohenden Städte sind sich selbst noch nicht sicher und lassen erst einmal prüfen.
Aber nicht alles, was rechtlich noch zulässig ist, ist auch sinnvoll. Für die Outletgemeinde JettingenScheppach gilt es, den Bogen nicht zu überspannen.