Bayern will lieber keine Touristen
Osterzeit ist Urlaubszeit – das ist eigentlich auch vor hundert Jahren schon nicht anders. Und dass Bayern mit seinen Bergen und Seen Urlaubsland ist, ebenso. Aber diesmal passiert etwas nie Dagewesenes: Der „Verein zur Förderung des Fremdenverkehrs in München und im bayerischen Hochland“spricht sich öffentlich und offiziell am dafür aus, den touristischen Reiseverkehr nach Bayern in den Monaten April, Mai und Juni vollständig einzustellen. Und auch in der folgenden Hauptsaison, dem Sommer, sollte der Fremdenverkehr aufs Strengste beschränkt bleiben – also in den Monaten Juli bis September. Fordert der Interessenverband für Fremdenverkehr? Was ist da los?
Der Verein erklärt: Mit Rücksicht auf die einheimische Bevölkerung könne eine Abgabe von Lebensmitteln an Touristen aus eigenen Beständen nicht länger erwartet werden. Dass das Geschäft mit den Reisenden nicht wenig Geld brächte, ist also nachrangig, weil es viel zu wenig damit zu kaufen gäbe. Vor allem eben keine Lebensmittel. Deren Knappheit wird immer drastischer. So sehr, dass Kriegsminister Herrmann in Berlin sich am auch schon bemüßigt sah zu betonen, dass durchaus nichts dagegen einzuwenden sei, wenn Soldaten bei ihrer Heimkehr aus besetzten Gebieten oder per Post Waren einführen, vor allem auch Lebensmittel. Das Senden vom deutschen Zuhause an die Front dagegen sei verboten.
Und in Berlin war es auch, wo die Bayern mit mehrmaligem Ersuchen gescheitert waren, Lebensmittelsonderzulagen zu erhalten, damit der wirtschaftlich bedeutsame Fremdenverkehr nicht zu stark beeinträchtigt werde. Berlin aber war darauf nie eingegangen. Und so zogen die Bayern als betroffene Untergebene nun die Konsequenzen und bliesen die Saison weitestgehend ab. Zum Ärger wiederum eigener betroffener Untergebener, Hoteliers nämlich, die Verluste fürchteten und Schadenersatzklagen beim Verein ankündigten …