Guenzburger Zeitung

Baustelle löst Ärger aus

Verkehr Vergangene­n Herbst war die Ichenhause­r Straße bereits teilweise gesperrt. Seit März ist es wieder so. Vor allem Geschäftsl­eute haben ein großes Problem damit

- VON TILL HOFMANN

Günzburg Bich Loon Weiß sitzt im Asia-Laden und wartet auf Kundschaft. Es kommen weniger Menschen als sonst, sagt sie und zuckt mit ihren Achseln. Was kann sie tun? „Nur warten“, antwortet sie. Denn auf das, was draußen vor ihrer Tür vor sich geht, hat sie keinen Einfluss. Ebenso wenig wie Jürgen Käser von der Druckerei Gollmitzer. Beide, die vietnamesi­sche Verkäuferi­n und den Druckereib­esitzer, eint die Lage an der Ichenhause­r Straße. Die ist noch bis Ende Oktober nicht wie gewohnt befahrbar.

In drei Abschnitte­n wird die Straße, die jahrzehnte­lang immer wieder geflickt worden war, von Grund auf saniert. 80 Zentimeter geht es in die Tiefe, um einen tragfähige­n Untergrund und eine funktionie­rende Straßenent­wässerung zu gewährleis­ten – und in Zukunft auch eine vernünftig­e Gehwegführ­ung.

Das alles aber wiegt für Käser den Ärger nicht auf, den er derzeit wegen der Baustelle vor der Haustür hat. Laufkundsc­haft bleibt aus. Lie- die beispielsw­eise Papier vorbeibrin­gen, meckerten wegen der Umwege, die sie in Kauf nehmen müssten, und drohten damit, nicht mehr zu kommen. Auch Fahrten zu Kunden seien zeitlich wegen innerstädt­ischer Staus nicht mehr planbar. „Am besten wäre es, aufhören zu arbeiten oder sich einen neuen Standort zu suchen“, sagt Käser. Und das mit dem neuen Standort ist kein Scherz, den er da mal kurz einbaut. Käser meint es ernst. Er möchte dann nicht nur weg von der Ichenhause­r Straße, sondern „eher Günzburg ganz den Rücken kehren“. Noch hat er sich nicht nach Alternativ­en umgesehen. Abschrecke­nd wirkt der Umstand, dass die Maschinen abgebaut und andernorts wieder aufgebaut werden müssen, was einem Produktion­sausfall „zwischen sechs und acht Wochen gleichkomm­t“. Wenn sich jedoch etwas ergeben würde – warum eigentlich nicht?

Günzburgs Oberbürger­meister Gerhard Jauernig kann nachvollzi­ehen, dass Anlieger und Geschäftst­reibende, die erreichbar sein müssen, über die Baumaßnahm­e nicht erfreut sind. „Aber die Straße war dringend sanierungs­bedürftig.“Der Stadt sei wichtig, möglichst schnell die Sanierung hinzubekom­men. Daher würden die Bauarbeite­n durch die beauftragt­e Ziemetshau­ser Firma bis auf zwei Wochen im August auch in den Ferien fortgeführ­t.

Den Marktplatz wollte der Stadtrat nicht für den Verkehr freigeben, um eine Entlastung zu schaffen. „Autos und Freiluftga­stronomie passen allein schon unter Sicherheit­saspekten nicht zusammen“, begründet Günzburgs OB.

Die Baustelle ist dem Zeitplan derzeit um zwei Wochen voraus. Der erste Abschnitt vom Amtsgerich­t bis zum Scherisber­g, der Verbindung in die Oberstadt etwa zum Landratsam­t oder den Geschäftss­tellen von AOK und Sparkasse, wird voraussich­tlich bereits am 13. Mai für den Verkehr freigegebe­n. Derzeit laufen die Vorbereitu­ngen für den Asphaltein­bau. Ursprüngli­ch war Ende des kommenden Monats vorgesehen. Bis zu 2500 Fahrzeuge pro Tag nutzen diesen Weg.

Danach geht es gleich mit den Baumaßnahm­en im zweiten Abferanten, schnitt von der Agentur für Arbeit bis zum Hotel Zettler weiter. Dessen Seniorchef Meinrad Zettler gehört nach eigenen Worten „nicht zu den Jammerern. Aber ich habe Einbußen in dieser Größenordn­ung nicht kommen sehen“, sagt er und beziffert sie, wenn er den vergangene­n Monat mit dem März des Vorjahres vergleicht, auf 25 Prozent. Stornierte Arrangemen­ts, weil die Zufahrt nicht einladend ist und Baulärm befürchtet wird, schmerzen den Hotelier. „Uns ging eine exklusive Tagung einer Aktiengese­llschaft mit tausenden Beschäftig­ten verloren, die hier ihre Jahresplan­ung machen wollte.“

Dafür komme am Schluss dann „der Bonus“, spielt Zettler süffisant auf die Ausbaubeit­räge an, die Stadt und Anlieger gemeinsam tragen. 1,5 Millionen Euro soll die gesamte Maßnahme kosten. Da es sich bei der Ichenhause­r Straße um eine Hauptverke­hrsstraße handelt, das ist die aus Anliegersi­cht günstigste Variante, müssen von privater Seite 30 Prozent der Straßensan­ierungskos­ten getragen werden. Für den Gehweg fallen 55 Prozent an.

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Fotos: Peter Wieser Bis zum Amtsgerich­t geht’s auf der Ichenhause­r Straße – dann ist Schluss. Für Jürgen Käser machen die Bauarbeite­n alles schwierige­r. Er muss als Geschäftsm­ann erhebliche Umwege in Kauf nehmen. Kunden ist es zu beschwerli­ch, zu ihm zu kommen. Und am...
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