Berliner hilft Krumbach
Audioguides Was ein Autor aus der Hauptstadt mit einem wichtigen neuen Projekt des Heimatmuseums zu tun hat und welche Schwerpunkte Leiterin Anita Roth setzen möchte
„Gschmäckle ist eben nicht Geschmäckle. Aber das erklären Sie mal einem Berliner.“Anita Roth, Leiterin des Mittelschwäbischen Heimatmuseums, muss kräftig lachen, als sie über das jüngste Projekt des Museums erzählt: Künftig werden sich Besucher durch Audioguides über Wesentliches im Museum informieren können. Insgesamt 20 Geräte werden beschafft, zusätzlich soll es eine App zum Herunterladen geben. Wie können Infotexte für Audioguides optimal aufbereitet werden? Hier gibt es, wie Anita Roth berichtet, nur wenige Firmen, die sich darauf spezialisiert haben. Anita Roth arbeitet mit einem Anbieter aus Berlin zusammen. Und bei einem Heimatmuseum ist es wichtig, dass regionale Besonderheiten gewürdigt und richtig ausgesprochen werden.
Das Wort „Bachene“(Krippenfiguren aus Ton) und seine richtige Betonung ist möglicherweise manchem Mittelschwaben geläufig. Auch Anita Roth, die aus Thüringen stammt, ist inzwischen mit den Tiefen der schwäbischen Aussprache schon recht gut vertraut. Man kann sich hingegen ausmalen, wie ein Wort wie „Bachene“von einem Berliner betont wird. Doch das Projekt liegt im Zeitplan und soll am 23. Juni der Öffentlichkeit präsentiert werden. Warum der 23. Juni? Der 23. Juni 1925 ist, wie Anita Roth erklärt, der Geburtstag des am 9. Januar 2016 gestorbenen, bekannten Schauspielers und Autors Robert Naegele. Der gebürtige Nattenhauser hat dem Museum einen Geldbetrag für die Beschaffung von Audioguides vermacht.
Zusammenstellung der Texte für die Audioguides ist komplexer als vermutet. Anita Roth hat die Informationen zusammengestellt und nach Berlin geschickt. Dort werden sie von einem spezialisierten Autor für die Audioguides optimiert.
Die neuen Audioguides sind nur eine der geplanten Neuerungen im Heimatmuseum. Derzeit wird eine neue „ständige Abteilung“zum Thema Flucht und Vertreibung eingerichtet. Im Zuge des Zweiten Weltkrieges verloren Millionen von Menschen in den damaligen deutschen Ostgebieten ihre Heimat, Tausende fanden in unserer Region eine erste Bleibe. Das Museum thematisiert dies in einem neuen Bereich unter dem Titel „Neue Heimat Mittelschwaben – Flucht und Vertreibung aus den ehemaligen Ostgebieten“. Das neue Projekt wird am Sonntag, 21. Mai, der Öffentlichkeit präsentiert.
Rund 4000 Besucher kamen laut Anita Roth 2016 ins Museum. In den vergangenen Jahren habe sich die Zahl in dieser Größenordnung eingependelt. Doch Besucher ins Museum zu bekommen – das ist für die Heimatmuseen anders als in früheren Jahren kein Selbstläufer mehr. Mit Dauerausstellungen alDie lein seien die Menschen nicht mehr zu begeistern. Wichtig sei es, mit Sonderausstellungen immer wieder neue Akzente zu setzen, auch technische Entwicklungen nicht zu versäumen. Die neuen Audioguides sieht Roth in diesem Zusammenhang als wichtigen Schritt. Und neben Bewährtem setzt das Mittelschwäbische Heimatmuseum schon seit Langem auf Sonderprojekte. Und gerade in einer globalisierten Welt bleibe „Heimat“für die Menschen wichtig. Und auch künftig wird man wohl gerne über die richtige Aussprache eines Wortes wie „Bachene“launig fachsimpeln.