Schwitzende Ölsardinen
In der Sauna fallen nicht nur die letzten Hüllen. Manche Zeitgenossen legen auch gleich noch ihre Manieren ab. Jedenfalls ist die Schweißbude mit Sanddornduft, in der sich zur Prime time Menschenleiber wie Ölsardinen in eine Dose quetschen lassen, ein Anschauungsobjekt allererster Güte. Nicht wegen der nackten Haut. Es geht tiefer, nämlich um Charakterzüge und Verhaltensweisen der Mitsitzer und -schwitzer.
Der erste Eindruck gehört den Plappermäulern, denen die eigenen Kundgebungen diese Woche in der Metzgerei, beim Friseur oder auf dem Wertstoffhof offenbar nicht ausgereicht haben. Nachdem es bei soviel Dampf gerade auch ungünstig ist, der Restwelt etwas furchtbar Wichtiges („Ich schwitze!“) über Facebook mitzuteilen, muss halt der Banknachbar herhalten.
Dann gibt es die Expansiven, die es nicht so sehr mit den Ölsardinen halten und sich so ausbreiten wie sie es von den Liegen am Swimmingpool im Sommerurlaub gewöhnt sind. Das schließlich ist der Moment der Oberwächter, die mit scharfen Bemerkungen diesen Egotrips den Garaus bereiten. Wenn es um das Lüften vor dem Aufguss geht, ist jene Personengruppe auch wieder mit im Spiel.
Aber keine Sorge: Das alles hat sich nicht im Landkreis Günzburg abgespielt. Da würde so etwas viel harmonischer ablaufen.