Das Plus für den Lebensabend
Wohnen Viele wünschen sich, auch im hohen Alter noch zu Hause leben zu können. Neue technische Systeme unterstützen dabei
In den eigenen vier Wänden alt zu werden wünschen sich die meisten Menschen. Sie bleiben immer länger geistig und körperlich fit und stellen hohe Ansprüche an ihren Lebensabend. Jedoch ist es bei den heutigen Methoden der Altenpflege und Seniorenbetreuung oft so, dass die Rente und private Altersvorsorge für einen langen selbstbestimmten Lebensabend nicht ausreicht. Hinzu kommt, dass in der Pflegebranche Fachkräftemangel und Kostendruck herrscht und die Zahl der pflegebedürftigen Menschen steigt.
Einen möglichen Ausweg bieten technische Systeme, die aufgrund des Fortschritts der letzten Jahre zunehmend in der Lage sind, Alltagstätigkeiten zu erleichtern oder zu übernehmen: Ambient Assisted Living (AAL) beziehungsweise altersgerechte Assistenzsysteme ist hier das Schlagwort. Es steht für neue Technologien, Konzepte und damit verbundene Dienstleistungen, die im Alltag die Lebensqualität für Menschen in allen Lebensphasen und deren Unabhängigkeit, vor allem im Alter, erhöhen.
AAL hat Folgendes zum Ziel:
● Die Zeit in der gewohnten Umgebung selbstbestimmt und mobil zu leben, zu verlängern.
● Einen besseren Lebensstil für Personen mit physischen Beeinträchtigungen zu ermöglichen.
● Die private Sicherheit zu erhöhen und soziale Isolation zu verhindern.
● Pflegeeinrichtungen und Familien durch neue Produkte und Dienstleistungen zu unterstützen.
Im Idealfall ergänzen sich zwischenmenschliche Unterstützung – vom Nachbar oder aus der eigenen Familie – und moderne technische Hilfe. Denn es wäre sicher zu viel verlangt, dass die Helfern bei jedem Verlassen der Wohnung überprüfen, ob nicht noch irgendwo ein Bügeleisen oder eine Herdplatte brennt. Hier kommen die AAL-System zum Einsatz. Während neue Technologien im Alltag fast aller Menschen bereits nicht mehr wegzudenken sind, steht der flächendeckende Einsatz von AAL-Systemen noch am Anfang. In der Vergangenheit waren viele Produkte zu komplex und potenzielle Anwender scheuten die Auseinandersetzung mit der neuen Technik. Darüber hinaus war die Umrüstung einer bestehenden Wohnung mit hohen Kosten und erheblichen Umbaumaßnahmen verbunden.
Lagen vor Jahren die Umrüstungskosten für eine ZweizimmerWohnung bei über 25 000 Euro, so haben sich die aktuellen Preise mehr als halbiert. Rechnet man dagegen die Kosten für eine stationäre Pflege, amortisiert sich die Investitionen in weniger als einem Jahr. Darüber hinaus finanzieren Pflegekassen Wohnumfeld verbessernde Maßnahmen bei bereits bewilligten Pflegestufen. Pro Maßnahme werden hier bis zu 4000 Euro bezuschusst. Ein vielfach eingeführtes Assistenzsystem ist der Hausnotruf. Die pflegebedürftige Person alarmiert in einer Gefahrensituation durch Drücken des Notfallknopfes die Angehörigen oder Pflegekräfte.
AAL-Systeme erkennen darüber hinaus automatisch, wenn eine Person am Boden liegt und lösen eine vorher festgelegte Notrufkette aus. Im Rahmen eines installierten AALSystems werden in diesem Fall außerdem Türöffnungscodes direkt an die Rettungsleitstelle gesendet. Sanitäter können so unmittelbar zur hilfsbedürftigen Person gelangen, ohne die Tür zu beschädigen und ohne Verlust von wertvoller Zeit.
Des Weiteren gehören Themen wie beispielsweise Vital-, Sturz-, und Aktivitätssensorik, Notfallerkennung sowie Telemedizin- und Telemonitoring zu den AAL-Systemen der Zukunft. Ein technischer persönlicher Assistent kombiniert die Steuerung der Wohnungstechnik und verschiedene Kommunikationsund Unterhaltungsoptionen auf einer Touch-Screen-Oberfläche mit großen Symbolen beziehungsweise Schriftzeichen. Auch hier werden zahlreiche Funktionen unterstützt, die einer selbstständigen Lebensführung dienen.
Mittlerweile ist die dazu notwendige Installationstechnik ausgereift sowie alltagserprobt und kann relativ einfach angewendet werden. Bei Fragen zur individuellen Auslegung und fachgerechten Installation sollten Interessierte sich unbedingt an einen Fachmann wenden. Handwerksunternehmen der Region beraten gerne.