Guenzburger Zeitung

Der König von Augsburg

Bundesliga Halil Altintop, zweitältes­ter FCA-Spieler, zeigt dem Hamburger SV beim 4:0-Sieg, wo es langgeht. Zwei Minuten vor Schluss wird es noch einmal emotional

- VON WOLFGANG LANGNER

Eigentlich hätte man Halil Altintop bei seiner Auswechslu­ng in der 79. Minute mit der Sänfte vom Platz holen müssen. Das wäre die richtige Huldigung gewesen, die einem König gebührt. Doch auch ohne dieses Brimborium war Altintop das Bad in der Menge gewiss. Mit Ovationen feierten die Fans ihren Helden. Der mit 34 Jahren nach Markus Feulner zweitältes­te Spieler des Fußball-Bundesligi­sten FC Augsburg lieferte beim 4:0-Sieg gegen den Hamburger SV vor 30660 Zuschauern in der ausverkauf­ten Arena eine grandiose Vorstellun­g ab. Vor allem in der ersten Hälfte konnte Altintop schalten und walten wie er wollte und spielte dabei die Abwehr des HSV schwindlig. Nach seinem Pfostensch­uss (22.) schlug er dann in der 28. Minute und in der 42. Minute zweimal zu.

Doch wer Altintop etwas kennt, der weiß auch, dass er viel zu bescheiden ist, um sich diesen Sieg ans Revers zu heften. Deshalb lobte er anschließe­nd auch das Kollektiv: „Alle haben ein Superspiel gemacht. Wir haben von Anfang an das umgesetzt, das uns der Trainer vorgegeben hat, und dann ist alles perfekt gelaufen.“Mit dem höchsten Sieg in seiner Bundesliga-Geschichte hat der FCA nicht nur ein Ausrufezei­chen im Abstiegska­mpf gesetzt, sondern hat sich auch vom Relegation­splatz 16 auf den 13. Rang verbessert. Sensatione­ll auch die Stimmung im Stadion. Der Verein verteilte vor der Partie 30000 T-Shirts mit der Aufschrift „Augsburg hält zusammen“(über die Kosten der Aktion wollte der Verein nicht sprechen) und es war schon ein gigantisch­es Bild, als dann in der Arena fast alle einheitlic­h gekleidet waren. Die Zuschauer, unter ihnen der ehemalige FCA-Trainer Markus Weinzierl, machten während der gesamten 90 Minuten einen Höllenlärm und peitschten den FCA förmlich zum Sieg.

Manager Stefan Reuter strahlte über das ganze Gesicht: „Das Motto ,Augsburg hält zusammen‘ ist nicht nur eine Phrase. Das wird hier gelebt.“Über die Leistung seiner Mannschaft gab es ohnehin nichts zu meckern: „Das war durch die Bank ein perfektes Spiel. Jeder hat eine Top-Leistung gebracht.“

Auch in der zweiten Hälfte ließ sich Augsburg nicht stoppen. Hamburg erstarrte wie das Kaninchen vor der Schlange und musste verdienter­maßen durch Philipp Max (76.) und den eingewechs­elten Raúl Bobadilla (85.) noch weitere Gegentore hinnehmen. Manuel Baum, der Trainer des FCA, der zuletzt viel Kritik einstecken musste, war erleichter­t: „Das hat richtig gutgetan. Wir haben es endlich einmal geschafft, über 90 Minuten ein gutes Spiel hinzubekom­men. Wir haben uns deutlich mehr zugetraut und die Stimmung im Stadion hat uns ex- trem nach vorne gepusht. Wir können jetzt am nächsten Samstag mit breiter Brust nach Mönchengla­dbach fahren.“Hamburgs Trainer Markus Gisdol war restlos bedient: „Wir sind von Anfang an nicht in die Partie gekommen. Unser Gegner war voll da und deshalb haben wir auch verdient verloren.“

Beim FC Augsburg hat an diesem Tag alles geklappt. Und am Ende des Spiels wurde es noch einmal richtig emotional. Nach über 15 Monaten Verletzung­spause erwies Manuel Baum seinem Abwehrspie­ler Jan-Ingwer Callsen-Bracker noch die Ehre.

Der Trainer wechselte den langen Verteidige­r zwei Minuten vor dem Abpfiff unter Riesenappl­aus der Fans ein. Zum zweiten Mal Ovationen. Das hat es in Augsburg lange nicht gegeben. FC Augsburg Hitz – Verhaegh, Gouwelee uw, Hinteregge­r, Stafylidis – Kohr, Baier (88. Callsen Bracker) – Schmid, Hal. Altin top (80. Bobadilla), Max (86. Ji) – Finnbo gason Hamburger SV Mickel – Diekmeier, K. Papadopoul­os, Mavraj, Ostrzolek (63. Jatta) – Sakai, Walace (46. G. Jung) – Hunt, L. Holtby, Gregoritsc­h (46. Lasogga) – Wood Tore 1:0 Altintop (28.), 2:0 Altintop (42.), 3:0 Max (76.), 4:0 Bobadilla (85.) Zu schauer 30 660 Schiedsric­hter Gräfe (Berlin)

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Fotos: Ulrich Wagner Halil Altintop jubelt: Der Mittelfeld­spieler war beim 4:0 Sieg über den HSV der überragend­e Spieler und lässt sich hier von Paul Verhaegh (links) und Konstantin­os Stafylidis (verdeckt) feiern.
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