Stets einen Schritt hinter der Queen
Adel Der britische Prinz Philip verabschiedet sich kurz vor seinem 96. Geburtstag in Rente. Mit seinem schwarzen Humor brachte er das Volk zum Lachen – und löste Skandale aus
Die Briten reagierten fast erleichtert. Sie hatten schon befürchtet, dass man sich um Queen Elizabeth II oder ihren Ehemann, Prinz Philip, ernsthaft Sorgen machen muss. Schließlich waren gestern Morgen alle Mitarbeiter des Buckingham-Palastes zu einem dringenden und geheimen Treffen zusammengerufen worden. Höchst ungewöhnlich. Jetzt steht der Grund dafür fest: Prinz Philip geht in den Ruhestand.
Mit fast 96 Jahren verabschiedet er sich aus der zweiten Reihe, in der er fast sieben Jahrzehnte stand. Ab Herbst wird der Ehemann der Queen sein Privatleben genießen. Schluss mit Einweihungsfeiern. Schluss mit dem Elefantenfüttern für die Kameras. Schluss mit dem Händeschütteln mit Staatsgästen. Nach einem Überraschungsmoment und kurzer Wehmut überschlugen sich auf der Insel die Lobeshymnen auf den baldigen Neu-Ruheständler. Philip sei eine Inspiration, einer, der ein bemerkenswertes Leben geführt habe, huldigten Weggefährten und Politiker dem Prinzen. Sie priesen sein Pflichtbewusstsein, seine Aufopferung für die Öffentlichkeit und seinen einzigartigen Stil im Umgang mit den royalen Aufgaben.
„Es ist sehr traurig, aber wir können ihm alle dankbar sein“, fasste ein Passant vor dem BuckinghamPalast die Stimmung vieler Landsleute zusammen. Der Prinzgemahl, der mit der Krönung seiner Frau seine aktive Karriere bei der Marine aufgab, füllte nicht nur fast sieben Jahrzehnte die Begleiterrolle aus, stets einen Schritt hinter und im Schatten von Elizabeth II. Er sorgte auch mit seinem trockenen englischen Humor – nicht wenige würden ihn als rabenschwarz bezeichnen – regelmäßig für Lacher, manchmal für Aufreger, mitunter gar für mittelschwere Skandale. Um politische Korrektheit scherte er sich selten und löste so manche Kontroverse aus. Er sei missverstanden worden, entschuldigte sich der kauzige Herzog dann gerne.
Tatsächlich wurde er oft missverstanden. Während der Rezession 1981 etwa empörte er die Nation, als er meinte: „Alle haben gesagt, wir sollten mehr Freizeit haben. Jetzt beschweren sie sich, dass sie arbeitslos sind.“Schlussendlich verziehen ihm die Briten jedoch immer und die Queen nannte ihn einmal liebevoll ihren „Halt in all den Jahren“. Erst am Mittwochnachmittag eröffnete er eine Tribüne in einem Cricketklub und kündigte sich selbst mit seiner Lieblingsbezeichnung an: „Sie sehen jetzt den erfahrensten Gedenktafel-Enthüller der Welt“, scherzte er, bevor er routiniert an der Kordel des Vorhangs zog und so die Schriftplakette zum Vorschein brachte wie unzählige Male zuvor.
Insgesamt mehr als 2000 SoloTermine und 637 Auslandsreisen absolvierte er und hielt fast 5000 Reden. Es handele sich „um das Ende einer Ära“, meinte die Presse gestern in Übereinstimmung. Und das wiederum klang wie ein emotionaler Abschied. Doch Insider erwarten, dass Philip keineswegs komplett von der königlichen Bühne verschwinden, sondern bei ausgewählten Ereignissen weiterhin in Erscheinung treten wird. Königin Elizabeth II. dürfte derweil künftig bei Auslandsreisen und offiziellen Terminen von ihrem 68-jährigen Sohn und Thronfolger Prinz Charles begleitet werden. Denn Ihre Majestät, so heißt es in der offiziellen Mitteilung, werde weitermachen wie bisher – stets in farbenfrohen Kostümen, mit Hut und Handtasche im Dienste der Krone.