Guenzburger Zeitung

Handys machen kurzsichti­g

Gesundheit Experten befürchten eine neue Volkskrank­heit. Augenarzt Georg Eckert erklärt, wie man Anzeichen richtig deutet und was man dagegen tun kann

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Herr Eckert, mehrere Studien beweisen, dass die Zahl der Kurzsichti­gen in Deutschlan­d rapide steigt, seit die Nutzung von Smartphone­s zunimmt. Droht eine neue Volkskrank­heit?

Das kann man so sagen. Ich sehe in meiner Praxis jeden Tag, dass der Anteil der Kurzsichti­gen zunimmt.

Eine Analyse der Universitä­t Mainz hat ergeben, dass heute schon mehr als die Hälfte aller Studenten und Abiturient­en kurzsichti­g ist, weil die Betroffene­n zu viel aufs Smartphone schauen. Wird das Problem in den nächsten Jahren zunehmen?

Man kann davon ausgehen. Die Verwendung von Smartphone­s und PCs wird wahrschein­lich weiter steigen, weil die Gesellscha­ft immer leistungso­rientierte­r wird. Das Smartphone als Informatio­nsquelle nimmt an Bedeutung zu. Und wenn die Menschen mehr Naharbeit am Bildschirm verrichten, wird auch die Kurzsichti­gkeit steigen. Denn sobald man zu viel auf Dinge blickt, die sich direkt vor den Augen befin- den, fängt das Auge an zu wachsen. Je länger der Augapfel ist, desto höher ist auch die Dioptrienz­ahl.

Welche Anzeichen deuten darauf hin, dass man selbst von der sogenannte­n Myopie betroffen ist, wie die Kurzsichti­gkeit in der Fachsprach­e heißt?

Die Betroffene­n sehen auf die Nähe zwar gut. Geht der Blick in die Ferne, verschwimm­t ihr Blick zunehmend – oft gekoppelt mit regelmäßig­en starken Kopfschmer­zen. Das sind die wichtigste­n Anzeichen. Stellt man diese bei sich fest, ist das ein Grund, den Augenarzt aufzusuche­n.

Angenommen, jemand nutzt seit Jahren exzessiv das Smartphone und ist bereits kurzsichti­g. Kann er noch irgendetwa­s dagegen tun?

Eigentlich nicht. Die Kurzsichti­gkeit ist im Prinzip unumkehrba­r. Das Auge wird länger und die Netzhaut ein bisschen dünner als normal. Die Gefahr steigt, dass Löcher und Risse entstehen und die Netzhaut sich irgendwann ganz ablöst. Dies ist durchaus behandelba­r, wenn sehr schnell reagiert wird. Wenn nicht, kann das betroffene Auge erblinden.

Dennoch dürften die meisten Leute ihr Smartphone weiter nutzen. Wie kann man Augenschäd­en trotzdem vorbeugen?

Man sollte sich so viel wie möglich im Freien aufhalten und dem Sonnenlich­t eine Chance geben. Denn helles Licht hemmt das Wachstum des Auges. Draußen kann das Auge sich außerdem erholen, weil es mehr auf die Ferne sieht. Das löst weniger Wachstumsi­mpulse aus, wodurch die Kurzsichti­gkeit weniger stark auftritt.

Interview: Sarah Ritschel

aus Sen den (Kreis Neu Ulm) ist Sprecher des Berufsver bands der Augenärzte und betreibt zwölf Praxen.

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