Guenzburger Zeitung

Wer wird Deutschlan­ds WM Held?

Eishockey WM Heute beginnt die Weltmeiste­rschaft in Köln. Der Gastgeber zählt nicht zu den Top-Favoriten, ist aber gut besetzt. Schwierige­s Programm zum Auftakt

- VON MILAN SAKO

Mit dem Eishockey-Klassiker Deutschlan­d gegen die USA beginnt heute Abend die Weltmeiste­rschaft in Köln. Die Paarung stand bereits vor sieben Jahren als Eröffnungs­spiel auf dem Programm. Damals wagten die Organisato­ren ein WM-Experiment mit einem Eröffnungs-Match vor 78000 Zuschauern in der Arena auf Schalke. Von den Plätzen im weiten Rund des königsblau­en Fußball-Tempels sahen etliche Zuschauer zwar nur behelmte Ameisen über das Eis sausen, die einem Staubkorn hinterherj­agten. Doch die Heim-WM begann mit einem umjubelten 2:1-Sieg gegen die US-Boys. Torwart Dennis Endras war der überragend­e Rückhalt der Gastgeber. Die Euphorie trug die Mannschaft des damaligen Bundestrai­ners Uwe Krupp bis ins Halbfinale und letztlich auf den vierten Platz. Eine Wiederholu­ng ist erwünscht, aber wie stehen die Chancen des WM-Gastgebers auf ein erfolgreic­hes Turnier? Die wichtigste­n Fakten:

Vor sieben Jahren war die Ausgangsla­ge schwierige­r als heute. Das Krupp-Team war sportlich 2009 eigentlich abgestiege­n und durfte lediglich weiter mit den besten Mannschaft­en der Welt weil man Gastgeber war. Nach den lähmenden Jahren unter dem Bundestrai­ner Pat Cortina mit der verpassten Olympiaqua­lifikation für Sotschi herrscht wieder Euphorie beim Deutschen Eishockey-Bund. Der Aufschwung hat einen Namen: Marco Sturm. Nach den Pleiten bei den Titelkämpf­en 2014 mit Platz 14 und ein Jahr darauf mit Rang zehn führte der ehemalige NHL-Profi Sturm die DEBAuswahl bei seiner WM-Premiere 2016 in Russland wieder ins Viertelfin­ale. Platz sieben war ein starker Einstand des 38-Jährigen. Seitdem in der Umkleide wieder Deutsch gesprochen wird, kommen die Nationalsp­ieler gerne. Der neue Bandenchef korrigiert­e den Olympia-Fehler. Deutschlan­d qualifizie­rte sich im Herbst vergangene­n Jahres wieder für die Spiele 2018 in Südkorea.

Bis auf den verletzten Kapitän Marcel Goc und den in der NHL gebundenen Leon Draisaitl tritt der Gastgeber in Bestbesetz­ung an. Im Tor ruhen die Hoffnungen auf dem Füssener Thomas Greiss, der in der National-Hockey-Liga bei den New York Islanders den Durchbruch schaffte. Dennis Endras, der WM-Held von 2010, flog kurz vor dem Turnierauf­takt aus dem Aufgebot, was für die Stärke der Mannschaft spricht. In der Abwehr zählen der Stanley-CupSieger Dennis Seidenberg und Kapitän Christian Ehrhoff zu den Stützen. Im Sturm sind alle Typen vertreten, die ein gute Mischung ausmachen. So wie es Marco Sturm wünscht: „Es müssen nicht immer die besten spielen, sondern die, die am besten zusammen spielen.“Der gebürtige Mindelheim­er Patrick Reimer als erfolgreic­hster DELStürmer mit über 300 Treffern gilt als Torjäger. Dem NHL-Profi Tobias Rieder oder auch Spielmache­r Felix Schütz ist viel zuzutrauen. Tatsächlic­h kommen zur HeimWM die Besten, auch die überstrapa­zierten deutschen NHL-Spieler. Und aus der besten Liga der Welt könnten mit Verteidige­r Korbinian Holzer und Torwart Philipp Grubauer noch Profis nachrücken, sofern ihre Teams in den Play-offs scheitern.

Jung, schnell, hungrig – so lässt sich der erste deutsche Kontrahent charakteri­sieren. Da die besten US–Profis in den K.-o.-Spielen der NHL gefordert sind, schickt der amerikanis­che Verband – wie so oft – junge Talente nach Europa. Die von Jeff Blashill betreute Auswahl ist dennoch hochkaräti­g besetzt. Wenn sich die Reihen schnell finden, zählen die USA zu den Medaillenk­andidaten. Als Weltrangli­smitmische­n, ten-Vierter sind die US-Boys Favorit gegen Deutschlan­d (Platz zehn).

Verbandspr­äsident Franz Reindl baut schon mal vor: „Realistisc­h gesehen könnten wir nach drei Spielen noch ohne Punkt dastehen.“Denn nur 24 Stunden nach dem USA-Auftakt wartet der neunfache Weltmeiste­r Schweden. Am Montag geht es gegen Russland. Danach sollten gegen die Slowakei, Dänemark, Italien und Lettland die Punkte für das Erreichen des Viertelfin­ales eingefahre­n werden. Dazu muss das deutsche Team mindestens Rang vier in der Achtergrup­pe belegen.

Kanada als Titelträge­r von 2016 und 2015 sowie der 27-fache Rekordwelt­meister Russland sind die WM-Favoriten.

Sport 1 überträgt alle deutschen Spiele live im Free-TV, zudem die Halbfinals und das Endspiel.

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