Guenzburger Zeitung

Wenn Jugendlich­e über die Rente reden

Debatte Im Krumbacher Jugendzent­rum trafen sich die Generation­en und diskutiert­en über Gewerkscha­ften und die Zukunft

- VON MARC HETTICH

„Ich hatte schon ein bisschen Angst“, gesteht die Pädagogin lachend. Die Kreisvorsi­tzende der Jungen Union ist im Jugendzent­rum in Krumbach nicht unbedingt Stammgast. Eine vom Deutschen Gewerkscha­ftsbund organisier­te Veranstalt­ung hat Barbara Reichhart aber doch ins „Juze“gebracht. Mit Tobias Auinger (Juso-Kreisvorsi­tzender), Maxi Deisenhofe­r (Grüne Jugend) und DGB-Kreisvorsi­tzendem Werner Gloning sitzt sie auf einer Bühne, die üblicherwe­ise Punk- und Metalbands ein Zuhause bietet. Moderiert von Christoph Helmes – seines Zeichens Krumbacher DGB-Ortsvorsit­zender – diskutiert die illustre Runde an diesem Abend das Thema: „Finanzieru­ng der Renten. Werden die Jungen überforder­t?“.

Wie die drei Jungpoliti­ker ist auch der Moderator Lehrer. Einzig der Älteste in der Runde, Werner Gloning, fällt da aus dem Rahmen. Jahrelange Erfahrung in der Gewerkscha­ftsarbeit schlägt durch, als er schon in seiner Eröffnung viele Denkanstöß­e zum Thema gibt. So regt er den Blick ins Nachbarlan­d Österreich an: „Da zeigt sich, dass es viel besser – sprich sozialer – als bei uns geht“. Während ein männlicher Österreich­er mit 1800 Euro im Monat rechnen kann, beträgt die durchschni­ttliche Rente in Schwaben 982 Euro für Männer und 480 Euro für Frauen.

Diese Geschlecht­erdifferen­z sieht auch Barbara Reichhart kritisch. Sie betont, dass private Vorsorge weiterhin wichtig sei. „Auch Bildung spielt hier eine große Rolle.“Zustimmung der versammelt­en Pädagogenr­iege. Tobias Auinger fügt hinzu: „Aber nicht jeder muss Jurist oder Lehrer sein.“Mit schriftlic­hem Manuskript ist er gut vorbereite­t. Er beklagt, dass sich die Versichere­r mit der Riesterren­te „eine goldene Nase verdienen“. Selbstkrit­isch gesteht er, dass die SPD diese Rentenaush­öhlung verbrochen habe. „Eine gerechte Rente geht nur solidarisc­h.“

Erhöhung des Spitzenste­uersatzes und Finanztran­saktionsst­euer sind Instrument­e, die bei den rot-grünen Vertretern und bei Werner Gloning auf Zustimmung stoßen, während Barbara Reichhart zwar die Unverhältn­ismäßigkei­t mancher Managergeh­älter sieht, aber eine zu starke Einmischun­g des Staates ablehnt. „Warum macht die Gewerkscha­ft denn nichts gegen zu hohe Gehälter?“, fragt die JU-Kreisvorsi­tzende. Etwas leidenscha­ftlicher wird die Debatte, als das Publikum sich einmischt. Elmar Heim stellt fest: „Der Betriebsra­t hat darauf keinen Einfluss“. Der langjährig­e Gewerkscha­fter kennt Spitzenman­ager, die 3400 Euro Rente pro Tag beziehen. Während Barbara Reichhart auf die Selbstregu­lierung des Marktes setzt, fordert Maxi Deisenhofe­r eine Obergrenze für Managerbon­i – und „nicht für Flüchtling­e“.

Sowohl Sebastian Heinle vom Juze-Vorstand, als auch DGB-Ortsvorsit­zender Peter Tschochohe­i, zeigten sich als Veranstalt­er sehr zufrieden. Moderator Christoph Helmes freut sich: „Die Debatte lief sehr gesittet ab“. In der Tat ging es im Juze weitaus respekt- und würdevolle­r als bei Will, Maischberg­er und Konsorten zu.

„Warum macht die Gewerkscha­ft denn nichts gegen zu hohe Gehälter?“Barbara Reichhart

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Foto: Marc Hettich

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