Guenzburger Zeitung

Die Tongrube soll wachsen

Stadtrat Beschluss für die Erweiterun­g um 2,8 Hektar fällt mit überwältig­ender Mehrheit. Die Bürgervert­reter äußern sich nicht öffentlich. Aber aus der Bevölkerun­g kommt Protest

- VON IRMGARD LORENZ

In der Tongrube wird der Rohstoff knapp. Die Josef Schmidt GmbH&Co.KG hat deshalb beim Bergamt an der Regierung von Oberbayern die Erweiterun­g des Tontagebau­s um eine Fläche von 2,8 Hektar beantragt. Zuständig ist das Bergamt, weil der Ichenhause­r Mergelton wegen seiner besonderen Zusammense­tzung zu den seltenen Erden gehört und das Vorhaben deshalb dem Bergrecht unterliegt. Das Bergamt hat die Stadt Ichenhause­n um Stellungna­hme gebeten. Lediglich Stadtrat Georg Abt (SPD) verweigert­e die Zustimmung.

Nachdem hinter verschloss­enen Türen beraten worden war, stimmten die Stadträte in öffentlich­er Sitzung ohne jede Wortmeldun­g dem Erweiterun­gsantrag mit großer Mehrheit zu. Wenige Stunden zuvor hatte Bürgermeis­ter Robert Strobel zwei Listen mit insgesamt 281 Unterschri­ften entgegenge­nommen, in denen Bürger ihre Bedenken und Forderunge­n formuliert haben. „Jegliche Erweiterun­g Richtung Norden (Hochwang/Deubach) wird vehement angefochte­n“, heißt es in der ersten Liste, die von 196 Bürgern unterschri­eben wurde. „Verfüllung­en mit hoch belastende­m Material (Z2) dürfen nicht zugelassen werden, sofern eine Gefährdung von Mensch und Umwelt nicht ausgeschlo­ssen werden kann.“Um die Verkehrsbe­lastung auf ein Minimum zu reduzieren wird außerdem eine direkte Anbindung der Zufahrt an die geplante Ostumfahru­ng gefordert.

Bürgermeis­ter Robert Strobel beschrieb in einem halbstündi­gen Vortrag detaillier­t die verschiede­nen Aspekte des Erweiterun­gsantrags. Schon 2015 und auch 2016 veranlasst­e das Tonwerk, in Abstimmung mit dem Landratsam­t, mehrere Geländebeg­ehungen auf der potenziell­en Erweiterun­gsfläche: Biotoptype­n wurden flächendec­kend kartiert und es gab eine artenschut­zrechtlich­e Prüfung. Ergebnis: Auf der Erweiterun­gsfläche sind laut Strobel keine gesetzlich geschützte­n Biotope, für zwei „wertgebend­e“Gebüschbrü­terarten soll eine Feldhecke mit heimischen Strauchart­en und einem Krautsaum gepflanzt werden. Die natürlich gewachsene­n Böden sollen fachgerech­t abgetragen, zwischenge­lagert und für die Wiederhers­tellung kulturfähi­ger Böden bei der Rekultivie­rung verwendet werden.

Nach der Ausbeutung soll die Erweiterun­gsfläche landwirtsc­haftlich genutzt werden. Trinkwasse­r- oder Heilquelle­nschutzgeb­iete seien im Erweiterun­gsbereich nicht ausgewiese­n. Ein offener Graben muss während des Abbaus verlegt und auf einer Länge von 250 Metern ver-

werden, die wasserrech­tliche Plangenehm­igung hat das Landratsam­t schon im Juni 2016 erteilt. Nach der Verfüllung der Abbaustätt­e soll der Graben wieder in den jetzigen Zustand versetzt werden. Auch Feldwege sind von der Erweiterun­g der Tongrube betroffen. Strobel sprach von einem „Hauptfeldw­eg“Richtung Keltengehö­ft, der „vorübergeh­end aufgegeben“und der Abbaufläch­e zugeschlag­en werden soll. Der Ersatzweg bedeute für die Landwirte einen Umweg, sagte Strobel, die vom Tonwerk vorgesehen­e Steigung von zwölf Prozent könne die Stadt nicht akzeptiere­n. Der jetzige Feldweg habe 5,5 Pro-

zent Steigung, höchstens neun Prozent wolle die Stadt akzeptiere­n. Für den für die Übergangsz­eit vorgesehen­en Feldweg braucht die Firma Schmidt Flächen von Landwirten. Es habe deshalb Gespräche gegeben, aber noch keinen Ankauf, sagte Strobel. Auch der Stadt gehören Flächen in dem Erweiterun­gsgebiet, insgesamt circa 7000 Quadratmet­er.

Die will die Stadt der Firma Schmidt aber nicht verkaufen, sondern gegen zwei landwirtsc­haftlich genutzte in Richtung Hochwang gelegene Grundstück­e tauschen, die im Besitz des Tonwerks sind, sagte Strobel. Diese beiden Flächen werrohrt

de die Stadt dann „in die Funktion eines Sperrgrund­stücks nehmen“.

Auch wenn nach Mitteilung der Tonwerke Schmidt die Zukunft der Firma anschließe­nd weiter im Osten liegt, werde die Stadt diese als Sperrgrund­stücke avisierten Flächen „niemals verkaufen“, versichert­e der Ichenhause­r Bürgermeis­ter.

Zum Schutz der Hochwanger Bürger vor Lärm und Staub aus der Tongrube habe die Stadt mit dem Tonwerk einen Bereich vereinbart, in dem, laut Bürgermeis­ter, auch in Zukunft „keinesfall­s ein Abbau oder/und eine Lagerung von Aushubmate­rial stattfinde­n darf“.

 ?? Repro: Irmgard Lorenz ??
Repro: Irmgard Lorenz

Newspapers in German

Newspapers from Germany