Unruhe an der Ichenhauser Realschule
Bildung Der Landkreis will gewisse Fahrtkosten nicht mehr übernehmen. Elternbeirat schreibt Brief an Landrat Hafner
Noch bis heute läuft die Einschreibung für die neuen Schüler an der Hans-Maier-Realschule in Ichenhausen. Doch einige Eltern zweifeln, ob sie ihre Kinder überhaupt noch in dieser Einrichtung anmelden sollen. Sie wissen nicht, ob der Landkreis im kommenden Schuljahr noch die Kosten für die Busfahrt übernimmt. Weil die Sorgen groß sind, hat der Elternbeirat der Schule sich der Sache angenommen und einen Brief an Landrat Hubert Hafner geschrieben. „Wir fürchten nicht nur Nachteile für die Eltern, sondern für die gesamte Schule“, begründet Elternbeiratsvorsitzender Heinrich Welscher diesen Schritt. Die neue Fahrtkostenregelung bezieht sich allein auf Geschwisterkinder. Wer bereits ein Kind hat, das die Hans-MaierRealschule besucht, bekommt die Kosten weiterhin erstattet. Möchten die Eltern jedoch jetzt ein zweites Kind anmelden und die Ichenhauser Einrichtung ist nicht die nächstgelegene Realschule, bekommen sie keinen Cent. Wer beispielsweise in der Gemeinde Bibertal wohnt, müsste sein Kind in Günzburg anmelden, um die Fahrtkosten erstattet zu bekommen. Aus Sicht der Eltern sei dies überhaupt nicht nachvollziehbar, sagt Welscher. Für sie sei es nicht nur ein Mehraufwand und eine Mehrbelastung, wenn ihre Kinder unterschiedliche Schulen besuchen müssten, man nehme ihnen auch eine schulische Chance.
Denn ausschließlich an der HansMaier-Realschule würden in den Jahrgangsstufen fünf und sechs unterschiedliche Profile sowie Talentklassen angeboten. „Es kann einem Kind kaum zugemutet werden, aufgrund von Fahrtkosten eine andere Schule mit eingeschränktem Angebot oder eine andere Schule als die große Schwester oder der große Bruder besuchen zu müssen“, heißt es in dem Brief des Elternbeirats.
Welscher fürchtet aber noch viel Schlimmeres: Die Ichenhauser Schule hat in seinen Augen einen guten Ruf zu verlieren. „Sollte es aufgrund dieser neuen Fahrtkostenregelung nicht mehr genügend Anmeldungen geben, könnten gewisse Profile, die ein Alleinstellungsmerkmal waren, vielleicht nicht mehr angeboten werden“, glaubt Welscher. Bisher habe es immer drei Eingangsklassen gegeben. Der Elternbeiratsvorsitzende, der auch Mitglied im Ichenhauser Stadtrat ist, hat Angst, dass eine ganze Klasse wegbrechen könnte.
Realschulleiter Christian Pfeifer möchte nicht so schwarzmalen. Er betont aber, dass es einer Schule mit mehr Schülern natürlich leichter falle, ein größeres Angebot zu stemmen. Ihm gehe es nicht darum, andere Schulen zu schwächen. Ihm ist wichtig, dass alle Mädchen und Buben die gleiche Chance haben. „Für die jetzt betroffenen Eltern ist das kein fairer Wettbewerb“, findet er.
Dass der Elternbeirat auf sein Schreiben hin bis heute keine Antwort aus dem Landratsamt bekommen hat, findet Heinrich Welscher enttäuschend. „Die Eltern lässt man in der Luft hängen.“
Karl-Heinz Thomann, Sprecher am Landratsamt, teilte auf Anfrage unserer Zeitung mit, dass der Brief des Elternbeirats in der letzten Aprilwoche eingegangen sei. Der Schul-, Kultur- und Sportausschuss werde sich in seiner Sitzung am kommenden Montag mit dem Punkt „Schülerbeförderung“befassen.
Ichenhausens Bürgermeister Robert Strobel ist froh, dass das Thema endlich auf den Tisch kommt. Wie er auf Nachfrage mitteilte, liege ihm das Thema schon länger am Herzen. In seiner Funktion als Mitglied des Kreistags habe er bereits im März eine Anfrage gestartet, ob der Landkreis die Fahrtkosten nicht als freiwillige Leistung übernehmen könnte. Auslöser für seinen Antrag sei gewesen, dass die Günzburger Realschulen für alle Kinder geöffnet werden sollen. Das finde er generell gut. „Aber wenn der Landkreis diese Entwicklung anstößt, dann sollte er die Nachteile, die anderen Eltern und Kindern dadurch entstehen, ausgleichen und die Schulbusbeförderung übernehmen.“Es handle sich zudem um Kosten, die nach einigen Jahren wieder wegfielen.