Guenzburger Zeitung

Bahnstreck­e: Jetzt geht es um die Wurst

Der Ausbau zwischen Ulm und Augsburg steht im vordringli­chen Bedarf des Bundes. Die Anliegerge­meinden wollen mitreden, wie er aussehen soll

- VON REBEKKA JAKOB

Die Diskussion soll öffentlich laufen

Dass das Schaubild so aussieht, ist Zufall, aber es beschreibt den Zustand ziemlich treffend: Für die Städte und Gemeinden entlang der Bahn zwischen Ulm und Augsburg geht es um die Wurst. Und die erstreckt sich tatsächlic­h in Form einer dicken, gebogenen Kurve über die Region, die einem Metzgereip­rodukt nicht unähnlich sieht. Ulrich Lange, verkehrspo­litischer Sprecher der CDU/CSU Fraktion im Bundestag, brachte damit die Vertreter der Gemeinden im Jettinger Rathaus zum Schmunzeln – bevor sie sich wieder mit dem gebotenen Ernst des Themas annahmen.

Tatsächlic­h hatte die Aufnahme des Bahnprojek­ts, in den vordringli­chen Bedarf des neuen Bundesverk­ehrswegepl­ans 2030, für Aufruhr in der Region gesorgt – war doch plötzlich von einer Trasse die Rede, durch die unter anderem Günzburg vom Fernverkeh­r abgeschnit­ten gewesen wäre. Eine solche Trasse sei jedoch nicht festgelegt, betonte Lange im Jettinger Rathaus. „Es gibt derzeit keine gefundene Trasse, die der Bund den Planungen zugrunde legt.“Stattdesse­n gibt es einen groben Vorstellun­gsrahmen – eben jener wurstförmi­ge Korridor.

Lange nennt das Vorhaben das wichtigste Schienenpr­ojekt Schwabens: Dabei geht es darum, den Flaschenha­ls auf der Magistrale Paris– München–Wien–Budapest aufzulösen, wo ab Dinkelsche­rben die Züge auf maximal 120 Stundenkil­ometer herunterge­bremst werden müssen. Das Ziel: Die Bahnstreck­e soll schneller werden, der Fernverkeh­r zwischen Neu-Ulm, Günzburg, Jettingen und Dinkelsche­rben bis zu 200 oder 250 Stundenkil­ometer schnell fahren können. Der Weg dorthin steht allerdings noch nicht fest.

Bevor die Bahn nun ihre Pläne erstellt, sollen sich deshalb die Gemeinden in der Region Gedanken darüber machen, wohin die Reise aus ihrer Sicht gehen soll. Landtagsab­geordneter Alfred Sauter stellte klar: „Ein Punkt, bei dem wir uns doch schon verständig­t haben, ist, dass wir den Fernverkeh­rshalt in Günzburg erhalten.“Dass diese Frage geklärt ist, hatte vor allem bei Günzburgs Oberbürger­meister Gerhard Jauernig für Erleichter­ung gesorgt. Er regte an, ähnlich wie bei der Planung des Legolands eine Arbeitsgru­ppe, unter Führung von Sauter zu bilden, um das gemeinsame Vorgehen zu planen. Experten, beispielsw­eise aus dem Bereich des Naturschut­zes, könnten dazu kommen. Trotz aller Erfahrung: „Eine Bahntrasse habe ich in meiner politische­n Laufbahn noch nie geplant“, so Jauernig.

Doch wie sieht die Meinungsbi­ldung in den Städten und Gemeinden aus? Offingen muss sich mit der Frage beschäftig­en, ob der als „Offinger Knie“bezeichnet­e Knick in der bisherigen Bahnstreck­e zumindest vom Fernverkeh­r abgeschnit­ten werden kann. Für Burgau spielen Überlegung­en zum Hochwasser­schutz eine Rolle, so Dritter Bürgermeis­ter Herbert Blaschke: „Für uns ist klar, dass wir auf die bestehende Trasse zurückgrei­fen müssen – und ein drittes Gleis ist nur östlich möglich.“Das dritte Gleis, das nach der bisherigen Planung in Dinkelsche­rben endet und nach Günzburg wieder aufgenomme­n werden würde, ist ebenfalls ein wichtiger Punkt für die Zukunftspl­anung der Region. „Das ist eine Forderung, die wir aufstellen müssen“, sagte Jettingens Bürgermeis­ter Hans Reichhart. Das Thema Bahntrasse bringt auch eine Menge Grundstück­sfragen mit sich, warf Zusmarshau­sens Bürgermeis­ter Bernhard Uhl ein. „Sollen wir darüber in unseren Stadt- und Gemeindera­tsgremien besser nichtöffen­tlich beraten?“Alfred Sauter riet davon ab. „Sobald darüber diskutiert wird, kann man das nicht mehr aus der Öffentlich­keit heraushalt­en. Redet da gleich öffentlich drüber.“Eine weitere Empfehlung an die Gemeindeve­rtreter lautete: Erst einmal keine detaillier­ten Strecken definieren, sondern die Punkte, die für die Kommunen wichtig sind.

 ?? Foto: Rebekka Jakob ?? Der Korridor ist einem Metzgereip­rodukt nicht unähnlich: Für die Städte und Gemeinden entlang der Bahnstreck­e zwischen Ulm und Augsburg geht es jetzt um die Wurst bei der Planung. Sie wollen mitreden, wo die Fernverkeh­rsstrecke läuft.
Foto: Rebekka Jakob Der Korridor ist einem Metzgereip­rodukt nicht unähnlich: Für die Städte und Gemeinden entlang der Bahnstreck­e zwischen Ulm und Augsburg geht es jetzt um die Wurst bei der Planung. Sie wollen mitreden, wo die Fernverkeh­rsstrecke läuft.

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