Ehrenamtliche Engel
Trauer Seit 20 Jahren gibt es den Raphael Hospiz Verein Günzburg. Wie er Menschen aus dem Leben begleitet und warum man dem Tod manchmal nur mit Humor entgegentreten kann
Seit 20 Jahren begleiten Mitglieder des Raphael Hospiz Vereins Günzburg Menschen aus dem Leben und stehen den Angehörigen darüber hinaus während der Trauerphase zur Seite. Im Jubiläumsjahr sollte selbst die den Vereinsregularien geschuldete Mitgliederversammlung zu einer Festveranstaltung werden und wurde deshalb kurzerhand in die Jubiläumsfeier im Pfarrsaal Sankt Martin integriert.
Die turnusgemäße Neuwahl des Vorstands, per Akklamation und ohne eine Gegenstimme, geriet fast zur Randnotiz, zumal sich keine Änderungen ergaben. 1. Vorsitzender Dr. Peter Müller, die Stellvertreter Gerti Ettemeyer und Stefan Riederle, Schatzmeisterin Margot Müller, Schriftführerin Marianne Wittek, die Beisitzer Gerda Müller, Dr. Henning Propp, Werner Pichler und Prof. Wolfgang Schreml, sowie die Kassenprüfer Ida Brück und Siegfried Pauli blieben in ihren Ämtern. Nicht gewählt, sondern in den Vorstand entsandt, sind Mathias Abel von der Caritas Günzburg und Dr. Peter Merz vom Diakonischen Werk. Das Jahr 2016, dem sich die Jahresberichte widmeten, ist ein er- folgreiches. Vorsitzender Dr. Müller erinnerte an den Meilenstein, als am 1. Oktober die spezialisierte ambulante Palliativversorgung Mittelschwaben ihren Dienst aufnahm und den Palliativdienst Günzburg ablöste. Wie bisher ist der Hospizverein bei diesem Angebot für Schwerstkranke mitinvolviert. „Der Beginn war fulminant“, resümierte Müller. Schon im ersten Monat wurden 35 Betreuungen gezählt, ist im Jubiläumsheft zu lesen.
Die zweite Hauptaufgabe in 2016 bestand darin, das Jubiläumsjahr vorzubereiten. Das Gala-Benefizkonzert des Deutschen Ärzteorchesters im Günzburger Forum, das Spenden in Höhe von 17 200 Euro bescherte, und eine Ausstellung in den Räumen der Sparkasse wurden schon verwirklicht. Im Herbst sollen ein Theater im BKH-Festsaal und ein Kinofilm für Jüngere folgen.
Beeindruckende Zahlen hatte Koordinatorin Ingrid Reimlinger mitgebracht. 184 Begleitungen wurden 2016 gezählt, 112 davon wurden abgeschlossen. Ehrenamtliche leisteten 3903 Stunden, also knapp 500 8-Stunden-Arbeitstage, und legten fast 19000 Kilometer zurück. Im Herbst ist ein neuer Kurs für Hospizbegleiter geplant. Verschiedene Wege geht der Verein bei der Trauerbegleitung, um den Angehörigen zu helfen „aus dem tiefen Loch wieder rauszukommen“, so Rudolf Wahl. Gespräche, offene Gruppen, Angebote für Kinder und Wanderungen im Rhythmus der Jahreszeiten werden angeboten.
Auf ein sehr gutes Jahr blickte Schatzmeisterin Margot Müller zurück. Sie sagte: „Trotz des neuen Palliativdienstes Mittelschwaben sind die Einnahmen nicht zurückgegangen.“Der Raphael Hospizverein finanzierte sich durch Mitgliedsbeiträge (12 600 Euro), Spenden (86200 Euro) und die Förderung der Krankenkassen (136800 Euro). Diesen 238 000 Euro Einnahmen stehen 151000 Euro Ausgaben gegenüber. Für Personal werden 94 500 Euro ausgegeben, für den Palliativdienst 154 300 Euro und für Fortbildung und Supervision der Hospizbegleiter 17 500 Euro. Mehreinnahmen von fast 87 000 Euro fließen in die Rücklage.
Genussvolle Musikbeiträge lockerten die Reden auf, die ein großes Danke in alle Richtungen einschlossen. Anerkennung gab es in Form von Blumen und Geschenken. Und für „seinen“Hospizverein hatte Ehrenvorsitzender Prof. Schreml zum Jubiläum ein Buch zusammengestellt aus den vielfältigen Erinnerungen und Begegnungen aus 20 Jahren Hospizarbeit in Günzburg. „Was da war …“schildert anonymisierte Erfahrungen aus Begleitungen.
Für Jubiläumsschirmherrin und Gründungsmitglied Berta Schmid war klar: „Wie der Engel Raphael, ihr Vereinsschutzpatron, sind sie als begleitende und fürsorgliche Engel unterwegs. In einem Ehrenamt das in besonderem Maße fordert, da es die letzte Phase in einem Menschenleben begleitet“, sagte Berta Schmid, Kreisrätin und Landtagsabgeordnete a. D.
Mit einer Portion Galgenhumor würzte Dr. Thomas Buchmüller seinen Festvortrag zum Thema „Humor im Rahmen der Hospiz- und Trauerarbeit“. Nein, wenn der Tod kommt, sei nicht Sense, sondern dann komme der Hospizverein vorbei und mit ihm das Lachen oder wenigstens ein Lächeln. Diese angeborene Kommunikationsform befreie und erlöse. „Der Tod ist ein so überlegener Gegner, ihm könne man eigentlich nur mit Humor gegenübertreten“, so Buchmüller. Natürlich müsse man im Einzelfall erkennen, wann der Spaß aufhöre.