Wer möchte noch zur Bundeswehr?
Job Soldaten zeigen Lauinger Berufsschülern, welche Aufstiegschancen sie bei der Truppe haben. Vor allem Informatiker werden derzeit in Dillingen händeringend gesucht. Das weckt Interesse
Nachrichtendienst, Spionage? Jens hat sich bislang nicht viel mit der Bundeswehr befasst. Der Schüler der Lauinger Berufsschule denkt gerade das erste Mal darüber nach, was er bei der Bundeswehr womöglich alles tun könnte. Denn diese Woche hat sich das Karriereberatungsbüro mit verschiedenen Stationen an seiner Schule positioniert. Stabsfeldwebel Hansjürgen Krämer und seine Kollegen suchen Nachwuchs in allen Bereichen – von Informationstechnik (IT) bis Sportwissenschaft.
Auch ein paar Soldaten vom Dillinger Führungsunterstützungsbataillon sind dabei. In Zeiten von wachsender Cyber-Kriminalität und immer komplizierteren Informationstechnologien suchen sie nach jungen Menschen, die sich dieser Herausforderung stellen möchten. Schulleiter Gottfried Göppel setzt auf Zusammenarbeit und möchte der Bundeswehr dabei helfen, ihr Image aufzupolieren.
Soldat Christian Dobschal erzählt davon, wie der Tag eines NetzwerkAdministrators beim Dillinger Bataillon aussehen könnte: „Wir sind nichts anderes als ein Telekommunikationsunternehmen im Einsatz.“Er zeigt auf einen Reflektor, eine Art Satellitenschüssel, die die Soldaten zur Demonstration für die Schüler mitgebracht haben. „Diese Reflektoren können drei bis vier Meter Durchmesser haben, dazu gibt es Router und Satelliten, all diese Geräte managen wir.“Ein Soldat, der sich auf den IT-Bereich spezialisiert hat, kümmere sich um den Informationsaustausch – ob nun innerhalb der Truppe im Einsatz oder vom Lager aus in die ganze Welt.
„Aber in erster Linie ist man bei der Bundeswehr Soldat“, gibt Dobschal zu bedenken. Das erkläre er auch den Schülern ganz deutlich. Sie bekommen eine Grundausbildung, haben immer wieder Schießunterricht und nehmen an Übungsmanövern teil. Er selbst hält viel von der Ausbildung bei der Bundeswehr, er unterrichtet im IT-Bereich: „Und die sind schon verdammt gut die Jungs, auch die Jungen.“
Dobschal selbst konnte sich gleich in mehrere Richtungen spezialisie- ren. Der 40-Jährige ist Panzerfahrlehrer und ging dann nach Dillingen in die IT-Richtung. „Und wenn man möchte, kann man sogar eine Art Meister machen und studieren. Und all das zahlt die Bundeswehr – und dazu ein Gehalt.“
Der Netzwerk-Administrator hat inzwischen mit ein paar Schülern gesprochen. Sie wollen von ihm wissen, was sie für eine Karriere brauchen, wie es abläuft – und was sie verdienen. Die Tabelle der Bundesbesoldungsordnung gibt ein Beispiel an: Ein unverheirateter Hauptgefreiter der Stufe 1 bekommt ein Grundgehalt von 2189,57 Euro. Das ist nicht wenig, findet Dobschal.
Die Soldaten, die mit den Schülern sprechen, wissen selbst, dass Gehalt und berufliche Sicherheit nicht für jeden aufwiegen, was man für die Bundeswehr aufgeben muss: Während der Ausbildung und auch danach kann man immer wieder versetzt werden, muss sich auf Auslandseinsätze einstellen und lebt unter Umständen weit weg von der Familie. Für Patrick war das der Knackpunkt. Der Schüler der 11b war bereits als Wehrpflichtiger bei der Bundeswehr. „Am Anfang hatte ich darauf keine Lust, doch im Nachhinein war ich froh darüber, dass ich dort war.“Auch jetzt, wo er um das neue Fahrzeug, den Dingo II des Dillinger Bataillons, herumläuft, könnte er sich eigentlich vorstellen, wieder zur Bundeswehr zu gehen. Doch er überlegt noch: „Das muss eine Partnerschaft erst einmal mitmachen.“Vorerst behält er die Zeit als Soldat positiv in Erinnerung. Patrick hat dort einen Lkw-Führerschein gemacht und viel über Disziplin gelernt. „Was meine Eltern nicht gemacht haben, hat die Bundeswehr nachgeholt“, sagt er augenzwinkernd.
Eine Klasse nach der anderen nähert sich vorsichtig dem mächtigen 1,1 Millionen Euro teuren Fahrzeug. Die meisten Gruppen hören den Soldaten aufmerksam zu und stellen Fragen. Schulleiter Gottfried Göppel glaubt, dass dieser Informationstag, der schon zum siebten Mal stattfindet, bei den Schülern gut ankommt. „Die Bundeswehr hat Nachwuchsprobleme und derzeit auch ein Imageproblem – ich bin froh, dass wir auf diese Weise dabei helfen können, das Thema Bundeswehr bei jungen Leuten wieder in den Fokus zu rücken.“Er hofft, in Zukunft die Bundeswehr in die Liste der Betriebe aufnehmen zu können, bei denen die Schüler ihre Pflichtpraktika machen können. Karriereberater Krämer stimmt prompt zu. Er ist froh, dass die Berufsschule so viel Interesse zeigt. „In Baden-Württemberg sprechen sich viele Schulen aus Angst vor Konfrontationen gegen diese Aktionstage aus.“