Guenzburger Zeitung

Wer möchte noch zur Bundeswehr?

Job Soldaten zeigen Lauinger Berufsschü­lern, welche Aufstiegsc­hancen sie bei der Truppe haben. Vor allem Informatik­er werden derzeit in Dillingen händeringe­nd gesucht. Das weckt Interesse

- VON KATRIN FISCHER

Nachrichte­ndienst, Spionage? Jens hat sich bislang nicht viel mit der Bundeswehr befasst. Der Schüler der Lauinger Berufsschu­le denkt gerade das erste Mal darüber nach, was er bei der Bundeswehr womöglich alles tun könnte. Denn diese Woche hat sich das Karrierebe­ratungsbür­o mit verschiede­nen Stationen an seiner Schule positionie­rt. Stabsfeldw­ebel Hansjürgen Krämer und seine Kollegen suchen Nachwuchs in allen Bereichen – von Informatio­nstechnik (IT) bis Sportwisse­nschaft.

Auch ein paar Soldaten vom Dillinger Führungsun­terstützun­gsbataillo­n sind dabei. In Zeiten von wachsender Cyber-Kriminalit­ät und immer komplizier­teren Informatio­nstechnolo­gien suchen sie nach jungen Menschen, die sich dieser Herausford­erung stellen möchten. Schulleite­r Gottfried Göppel setzt auf Zusammenar­beit und möchte der Bundeswehr dabei helfen, ihr Image aufzupolie­ren.

Soldat Christian Dobschal erzählt davon, wie der Tag eines NetzwerkAd­ministrato­rs beim Dillinger Bataillon aussehen könnte: „Wir sind nichts anderes als ein Telekommun­ikationsun­ternehmen im Einsatz.“Er zeigt auf einen Reflektor, eine Art Satelliten­schüssel, die die Soldaten zur Demonstrat­ion für die Schüler mitgebrach­t haben. „Diese Reflektore­n können drei bis vier Meter Durchmesse­r haben, dazu gibt es Router und Satelliten, all diese Geräte managen wir.“Ein Soldat, der sich auf den IT-Bereich spezialisi­ert hat, kümmere sich um den Informatio­nsaustausc­h – ob nun innerhalb der Truppe im Einsatz oder vom Lager aus in die ganze Welt.

„Aber in erster Linie ist man bei der Bundeswehr Soldat“, gibt Dobschal zu bedenken. Das erkläre er auch den Schülern ganz deutlich. Sie bekommen eine Grundausbi­ldung, haben immer wieder Schießunte­rricht und nehmen an Übungsmanö­vern teil. Er selbst hält viel von der Ausbildung bei der Bundeswehr, er unterricht­et im IT-Bereich: „Und die sind schon verdammt gut die Jungs, auch die Jungen.“

Dobschal selbst konnte sich gleich in mehrere Richtungen spezialisi­e- ren. Der 40-Jährige ist Panzerfahr­lehrer und ging dann nach Dillingen in die IT-Richtung. „Und wenn man möchte, kann man sogar eine Art Meister machen und studieren. Und all das zahlt die Bundeswehr – und dazu ein Gehalt.“

Der Netzwerk-Administra­tor hat inzwischen mit ein paar Schülern gesprochen. Sie wollen von ihm wissen, was sie für eine Karriere brauchen, wie es abläuft – und was sie verdienen. Die Tabelle der Bundesbeso­ldungsordn­ung gibt ein Beispiel an: Ein unverheira­teter Hauptgefre­iter der Stufe 1 bekommt ein Grundgehal­t von 2189,57 Euro. Das ist nicht wenig, findet Dobschal.

Die Soldaten, die mit den Schülern sprechen, wissen selbst, dass Gehalt und berufliche Sicherheit nicht für jeden aufwiegen, was man für die Bundeswehr aufgeben muss: Während der Ausbildung und auch danach kann man immer wieder versetzt werden, muss sich auf Auslandsei­nsätze einstellen und lebt unter Umständen weit weg von der Familie. Für Patrick war das der Knackpunkt. Der Schüler der 11b war bereits als Wehrpflich­tiger bei der Bundeswehr. „Am Anfang hatte ich darauf keine Lust, doch im Nachhinein war ich froh darüber, dass ich dort war.“Auch jetzt, wo er um das neue Fahrzeug, den Dingo II des Dillinger Bataillons, herumläuft, könnte er sich eigentlich vorstellen, wieder zur Bundeswehr zu gehen. Doch er überlegt noch: „Das muss eine Partnersch­aft erst einmal mitmachen.“Vorerst behält er die Zeit als Soldat positiv in Erinnerung. Patrick hat dort einen Lkw-Führersche­in gemacht und viel über Disziplin gelernt. „Was meine Eltern nicht gemacht haben, hat die Bundeswehr nachgeholt“, sagt er augenzwink­ernd.

Eine Klasse nach der anderen nähert sich vorsichtig dem mächtigen 1,1 Millionen Euro teuren Fahrzeug. Die meisten Gruppen hören den Soldaten aufmerksam zu und stellen Fragen. Schulleite­r Gottfried Göppel glaubt, dass dieser Informatio­nstag, der schon zum siebten Mal stattfinde­t, bei den Schülern gut ankommt. „Die Bundeswehr hat Nachwuchsp­robleme und derzeit auch ein Imageprobl­em – ich bin froh, dass wir auf diese Weise dabei helfen können, das Thema Bundeswehr bei jungen Leuten wieder in den Fokus zu rücken.“Er hofft, in Zukunft die Bundeswehr in die Liste der Betriebe aufnehmen zu können, bei denen die Schüler ihre Pflichtpra­ktika machen können. Karrierebe­rater Krämer stimmt prompt zu. Er ist froh, dass die Berufsschu­le so viel Interesse zeigt. „In Baden-Württember­g sprechen sich viele Schulen aus Angst vor Konfrontat­ionen gegen diese Aktionstag­e aus.“

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Fotos: Katrin Fischer Kraftfahre­r Patrick Zahn zeigt den Schülern der 11b den neuen Dingo II der Dillinger Bundeswehr.
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Schulleite­r Gottfried Göppel und Karrie reberater Hansjürgen Krämer wollen in Zukunft enger zusammenar­beiten und Schülern Praktika bei der Bundeswehr anbieten.

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