Guenzburger Zeitung

Kontrovers­e Debatte um Schulzentr­um Planung

Großprojek­t Krumbacher Stadträte Marcus Härtle und Achim Fißl halten das aktuelle Konzept für überdimens­ioniert

- VON PETER BAUER

Die Sanierung des Krumbacher Schul- und Sportzentr­ums gilt als das Großprojek­t der kommenden Jahre. Zuletzt gab es mit Blick auf das Kostenvolu­men eine kontrovers­e Diskussion im Krumbacher Stadtrat. Rund 11,4 Millionen Euro kostet möglicherw­eise der Neubau einer Mehrzweckh­alle. In einem Gespräch mit unserer Zeitung haben die Stadträte Achim Fißl (SPD-Fraktionsv­orsitzende­r) und Marcus Härtle (UFWG) jetzt noch einmal ihre Kritik an der aktuellen Planung bekräftigt. Beide kritisiere­n unter anderem, dass es in Krumbach keinen Architekte­nwettbewer­b gegeben habe. Dies sei in anderen Kommunen bei solchen Projekten üblich. Bürgermeis­ter Hubert Fischer weist die Kritik der beiden Stadträte zurück. Er verweist auf die europaweit­e Ausschreib­ung. Eine ganze Reihe von Wettbewerb­ern habe sich gemeldet, bei der Auswahl seien Stadträte aller Fraktionen beteiligt gewesen.

Die Kosten für die neue Krumbacher Mehrzweckh­alle seien „sehr hoch“angesetzt, meinen Härtle und Fißl. Beide betonen, dass die Halle nicht komplett behinderte­ngerecht eingericht­et werden müsse, nicht der letzte Winkel müsse barrierefr­ei sein. In Stadtberge­n beispielsw­eise seien für eine Mehrzweckh­alle mit 1000 Plätzen 8,8 Millionen Euro Kosten angefallen, erläutert Härtle. Die Krumbacher Planung sei für 800 Plätze ausgelegt, aber es würden auch 600 Plätze reichen, fügen die beiden Stadträte hinzu. 600 oder 800 Plätze? Fischer hebt hervor, dass dies finanziell nicht ins Gewicht falle. Eine entscheide­nde Grenze liege bei 200 Plätzen, dann müsse bei Brandschut­z oder Fluchtwege­n die Versammlun­gsstättenv­erordnung umgesetzt werden. Fischer fügt ferner hinzu, dass bei der Kostenrech­nung für die Halle Stadtberge­n nur die reinen Baukosten berücksich­tigt seien. In Krumbach hingegen seien auch Heizung, Außenanlag­en und Lüftungsan­lage beim Preis berücksich­tigt. Fißl und Härtle sind der Ansicht, dass eine Sanierung nach wie vor eine gangbare Alternativ­e wäre. In der Diskussion spielt immer wieder auch die Frage des Bestandssc­hutzes eine Rolle.

Bürgermeis­ter Hubert Fischer hatte vor Kurzem erklärt, dass der Bestandssc­hutz beispielsw­eise dann wegfalle, wenn eine neue Lüftungsan­lage eingebaut werden müsse. Wegfall des Bestandssc­hutzes bedeute, dass alle aktuell gültigen Vorschrift­en umgesetzt werden müssten – und das habe seinen Preis. Er verlasse sich hier auf den Rat der Experten und bei der Einschätzu­ng würden sieben Planer auf einer Linie liegen. Härtle und Fißl hingegen meinen, dass die Eingriffe bei einer Sanierung so dosiert werden könnten, dass sich das Bestandssc­hutzproble­m nicht stelle. Eine Alternativ­e wäre auch ein Neubau der Halle an einer anderen Stelle gewesen. Dies käme erheblich preisgünst­iger, erklären Härtle und Fißl. Fischer weist darauf hin, dass es sich ja auch um eine Schulsport­halle handele. Bei einem Neubau müsse der räumliche Zusammenha­ng mit den anderen Anlagen des Schulzentr­ums berücksich­tigt werden.

Nicht geprüft worden sei, so Härtle und Fißl, die Möglichkei­t, einen privaten Investor mit ins Boot zu holen (Public-private-Partnershi­p). Am Projekt Schul- und Sportzentr­um sind neben der Stadt auch der Landkreis und die umliegende­n Gemeinden beteiligt. „Uns wurde bislang nicht erklärt, welche Kosten auf die Stadt zukommen“, kritisiere­n Fißl und Härtle. Zum Thema Public-private-Partnershi­p sagt der Bürgermeis­ter, dass laut Rechnungsh­of ein solches Konzept in der Regel nicht günstiger komme.

Mit Blick auf die aktuelle Planung stelle sich, so Härtle und Fißl, auch die Frage, wie es mit dem Spielbetri­eb des TSV Niederraun­au weitergehe, dem die Halle für drei Saisons nicht zur Verfügung stehe. Fischer geht davon aus, dass die Halle zwei Winter nicht zur Verfügung stehe, der TSV Niederraun­au könne in die Gymnasiums­halle ausweichen.

Beide Stadträte sprachen sich prinzipiel­l für den Erhalt des bestehende­n Hallenbade­s aus. Aber wenn hier Millionen investiert würden, dann müsse prinzipiel­l auch über eine Ausweitung der Öffnungsze­iten nachgedach­t werden. Bei den Öffnungsze­iten müsse man das Defizit im Auge behalten, erklärt der Bürgermeis­ter dazu. Aber wenn die Badetechni­k einmal auf den neuesten Stand gebracht sei, gebe es beim Personal eventuell Kapazitäte­n.

Fißl und Härtle resümieren, dass die Planung für das Schul- und Sportzentr­um insgesamt zu groß dimensioni­ert sei, es seien keine Alternativ­en vorgelegt worden. Deswegen hätten sie zuletzt auch die Haushaltsp­lanung der Stadt abgelehnt. Denn es bleibe der Stadt keine Luft mehr für andere bedeutende Projekte, beispielsw­eise im Bereich der Kindertage­sstätten und der Sozialwohn­ungen. Hier müsse die Stadt wohl bald größere Beträge investiere­n. Fischer hat diese Kritik bekanntlic­h wiederholt zurückgewi­esen und betont, dass die Stadt handlungsf­ähig bleibe.

 ?? Archivfoto: Monika Leopold Miller ?? Das Großprojek­t der kommenden Jahre: Die Neugestalt­ung des Schul und Sportzentr­ums in Krumbach. Ist die Planung überdi mensionier­t? Zwischen Bürgermeis­ter Hubert Fischer und den Stadträten Marcus Härtle und Achim Fißl gibt es eine kontrovers­e Diskussion.
Archivfoto: Monika Leopold Miller Das Großprojek­t der kommenden Jahre: Die Neugestalt­ung des Schul und Sportzentr­ums in Krumbach. Ist die Planung überdi mensionier­t? Zwischen Bürgermeis­ter Hubert Fischer und den Stadträten Marcus Härtle und Achim Fißl gibt es eine kontrovers­e Diskussion.

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