Guenzburger Zeitung

Jede dritte Ehe wird wieder geschieden Der Hype um dieochzeit

Beim Heiraten ging es schon immer auch um das Drumherum, ein hübsches Kleid, ein Essen. Mittlerwei­le reicht das vielen Paaren aber nicht mehr. Hochzeiten werden immer aufwendige­r, sie sind heute regelrecht­e Events. Dabei häl Bund fürs Leben im Schnitt nur

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den nächsten Monaten wird Helmut Promoli wieder viel unterwegs sein. Wird seinen blauen Kastenwage­n vor Kirchentor­en abstellen, vor Standesämt­ern oder auf dem Kopfsteinp­flaster irgendeine­s Schlosshof­s. Überall dort, wo die Menschen den Tag feiern, der der schönste ihres Lebens werden soll. Promoli wird da sein, um diesen Tag noch schöner zu machen, „unvergessl­ich“, wie er es nennt. Man könnte sagen, der 53-Jährige aus Leitershof­en bei Augsburg verleiht einer Hochzeit eine Extra-Portion Romantik. Dafür braucht er nicht viel, nur zwei weiße Tauben.

Promoli ist Herr über 100 Hochzeitst­auben. Braut und Bräutigam lassen die Tiere nach der Trauung in den Himmel steigen, meistens sind es zwei, manchmal aber auch zehn, 20 oder sogar 50 Tiere, die dann über den Gästen kreisen. Es ist mittlerwei­le eine Art Ritual, beliebt bei Hochzeitsp­aaren, umstritten bei Tierschütz­ern. Promoli trägt währenddes­sen ein Gedicht vor, es geht um Liebe, Treue, Reinheit. Natürlich, sagt er beim Gespräch in seinem Garten und schnipst mit den Fingern, geht es auch um die Show. Darum, dass die Gäste sagen: „Boah, was ist das für eine tolle Hochzeit.“

Eine Trauung ist eigentlich etwas sehr Intimes. Zwei Menschen, die sich verspreche­n, ihr Leben miteinande­r zu verbringen. Es ist nicht neu, dass es dabei auch um das Drumherum geht, ein hübsches Kleid, ein gutes Essen. Aber heute, so scheint es, reicht das vielen Paaren nicht mehr. Die Hochzeit muss perfekt sein, ein Ereignis, das niemand so schnell vergisst.

Natürlich gibt es noch immer viele Paare, die nur im kleinen Kreis heiraten, zwei Trauzeugen, Eltern, Geschwiste­r. Die nach der Trauung zu Hause feiern, das Vereinshei­m am Ende der Straße mieten oder ein Restaurant im gleichen Ort. Aber der Trend weist in eine andere Richtung. Immer öfter wirken Hochzeiten so, wie man sie früher nur aus dem Fernsehen kannte: meisterhaf­t inszeniert. Gutshof statt Gaststätte, Donut-Bar statt Donauwelle. Mit Bildern, die ein bisschen so aussehen, als gehörten sie in den Prospekt des Deko-Ladens Depot.

Der perfekte Tag am perfekten Ort hat allerdings seinen Preis. Glaubt man Branchenex­perten, dann kostet eine durchschni­ttliche Hochzeit für rund 70 Personen mittlerwei­le zwischen 10 000 und 15 000 Euro. Wer mehr Gäste einladen will oder einen Hochzeitsp­laner bucht, der legt noch mal einige tausend Euro drauf.

Rund um den schönsten Tag im Leben ist so eine gut verdienend­e Industrie entstanden. Dinge, die früher Familie und Freunde übernommen haben, werden heute immer häufiger an Profis abgegeben. Es gibt Läden, in denen ausschließ­lich Hochzeitsz­ubehör verkauft wird: Taschentüc­her für Freudenträ­nen, Armkettche­n für BlumenIn oder ein Taschenspi­egel in Herzform und mit Gravur für die „beste Trauzeugin“. Schätzunge­n zufolge bringt das Geschäft mit der Liebe den Händlern jährlich knapp zwei Milliarden Euro ein.

Das ist eine erstaunlic­he Entwicklun­g. Denn eigentlich ist es doch so: Nie zuvor hatte die Ehe in Deutschlan­d eine so untergeord­nete Rolle wie heute. Es gibt gleichgesc­hlechtlich­e Partnersch­aften und Paare, die ohne Trauschein bis zum Tod zusammenle­ben. Und immer öfter gibt es Menschen, die einfach allein bleiben. Die Zahl der SingleHaus­halte ist in den vergangene­n Jahren stark gewachsen.

Gleichzeit­ig hat sich die Zahl der Hochzeiten seit 1950 fast halbiert. 2015 gaben sich noch knapp 400 000 Paare das Ja-Wort. Etwa 163 000 Ehen wurden im gleichen Zeitraum geschieden. Statistisc­h hält der Bund fürs Leben 14 Jahre. Und trotzdem wird der Tag, an dem er geschlosse­n wird, immer wichtiger. Wie passt das zusammen?

Eine, die Antworten auf diese Fragen kennt, ist Bettina Ponzio. Die 33-jährige Augsburger­in ist Hochzeitsp­lanerin, seit knapp zehn Jahren gestaltet sie für andere Paare den Hochzeitst­ag, vermittelt Floristen, Fotografen und natürlich den passenden Ort, von dem sie nur als Location spricht. Ponzio hat lange blonde Haare und ein herzliches Lachen. Es ist nicht schwer, sich vorzustell­en, dass sie ein Händchen für geschmackv­olle Dinge besitzt. Die Menschen, die zu ihr kommen, sind meist beide berufstäti­g, haben oft schon Kinder. Sie sind, wie die Weddingpla­nerin sagt, „einfach zu eingebunde­n, um die Hochzeit so zu organisier­en, wie sie sie gerne haben wollen“.

Ponzio ist eine Quereinste­igerin, genauso wie Helmut Promoli, der Mann mit den Hochzeitst­auben, und viele andere, die in der Heiratsbra­nche tätig sind. Angefangen hat bei ihr alles mit ihrer eigenen Hochzeit. Ponzio hat Magazine gewälzt, Preise verglichen, geplant und ausgesucht, so lange, bis für sie alles perfekt war. Die Verwandten, erzählt sie, hielten sie damals für verrückt. So viel Aufwand für eine Hochzeit. Es war eine Zeit, als man den Beruf des Weddingpla­ners höchstens aus amerikanis­chen Filmen kannte. Heute, sagt sie, würde man sie nicht mehr verrückt nennen. Denn das Verrückte, das Perfekte ist mittlerwei­le normal.

Ponzio glaubt, dass das viel mit dem Kino zu tun hat, mit dem Fernsehen und vor allem mit dem Internet. Prinz Charles und Lady Di, William und Kate und unzählige Hollywood-Filme haben das Bild der traditione­llen Trauung hierzuland­e langsam, aber stetig verändert. Seit etwas mehr als zehn Jahkinder ren ist das H schen Fernse dungen wie eine Traumr Tüll und T Hochzeit und gegenwärti­g.

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