Therapiezentrum: Übernahme soll nicht viel ändern
Medizin Die Beschäftigten sorgen sich. Doch der Gründer und auch die Bezirkskliniken betonen die Bedeutung des Personals
Das Therapiezentrum soll von den Bezirkskliniken Schwaben übernommen werden (wir berichteten). Im Gespräch mit unserer Zeitung bekräftigt Max Schuster, Gründer der Burgauer Einrichtung, dass sie sein Wunschkandidat waren und er sich auch nicht nach möglichen anderen Trägern umgesehen habe. Das Haus zu übergeben sei keine spontane Entscheidung gewesen, sondern vielmehr ein Jahre dauernder gedanklicher Prozess, sagt der 78-Jährige. „Es wäre frevelhaft, in meinem Alter nicht darüber nachzudenken, wie es mit einem meiner liebsten Kinder weitergeht.“
Sowohl die optimale Versorgung der Patienten als auch das Personal lägen ihm in gleicher Weise sehr am Herzen. Daher sei die angedachte Lösung optimal, ein gemeinnütziger Träger das Beste für ein Krankenhaus. Zudem gehörten die neurologische und psychiatrische Versorgung der Bevölkerung nun einmal zu den Hauptaufgaben des Bezirks, dieser sei also bereits „der geborene Gesellschafter“und beste künftige Träger. Er hält derzeit vier Prozent der Anteile, der Rest verteilt sich auf den Landkreis Günzburg (fünf Prozent), die Gemeinde Gundremmingen (20 Prozent) und die MaxSchuster-Stiftung.
Zwar hätten sicher viele private Gesundheitsunternehmen das Therapiezentrum haben wollen, aber das komme für ihn nicht infrage. Doch er wäre ein schlechter Unternehmer, so sagt Schuster, wenn er diese ideellen Dinge nicht auch mit der wirtschaftlichen Situation in Einklang bringen würde, zumal die Kliniken generell von den Kostenträgern „geknebelt werden“. Wer Synergien nicht nutze, laufe Gefahr, nicht mehr wirtschaftlich arbeiten zu können. Es gebe bereits eine intensive Zusammenarbeit mit den Bezirkskliniken etwa in den Bereichen Einkauf, Logistik und Apotheke, sagt auch TherapiezentrumsGeschäftsführer Stefan Brunhuber. Er sei sich aber sicher, betont Schuster, dass der Bezirk verantwortungsvoll mit den Beschäftigten umgehen werde. Die haben nach Aussage der Betriebsratsvorsitzenden durchaus Sorgen, ob es nach einer Übernahme Einschnitte in Verwaltung, Küche oder Lager geben könnte. Und sie möchten mehr Informationen über die Pläne haben.
Derzeit gebe es auf viele Fragen aber noch keine Antworten, sagt Brunhuber, weil noch vieles vor der möglichen Übernahme geklärt werden müsse. Wie lange das dauert, können weder er noch Max Schuster sagen. Aber die Mitarbeiter würden in jedem Fall wieder als Erste informiert, sobald es etwas Neues gibt. Beide versichern indes, dass sich nicht viel verändern werde. Hätte es den Wunsch gegeben, die Klinik umzustrukturieren, hätte das schon gemacht werden können. Andere Krankenhäuser hätten ja viele Bereiche längst fremdvergeben. Und das Therapiezentrum werde auch seinen eigenen Geschäftsführer haben, erklärt Schuster, der das Therapiezentrum auch künftig mit seiner Stiftung unterstützen will.
Der Vorstandsvorsitzende der Bezirkskliniken, Thomas Düll, bekräftigt ebenfalls: Nach einer möglichen Übernahme werde es „den gleichen Namen, das gleiche Gebäude und die gleichen Leute“geben und nur einen neuen Eigentümer. Der Standort Burgau und der Standort Günzburg mit dem Bezirkskrankenhaus machten sich keine Konkurrenz, es gebe so gut wie keine Überschneidung in der inhaltlichen Arbeit. Zunächst wäre das Therapiezentrum aber eine hundertprozentige Tochter, in den nächsten Jahren solle sie dann vollständig unter das Bezirkskliniken-Dach eingegliedert werden. Erst dann ließen sich mögliche Synergien richtig nutzen. Es gebe auch keine Bestrebung, Abteilungen zu schließen. Geprüft werde aber grundsätzlich alles, und dafür solle jeder offen sein, solange es keine Verlierer beim Personal gebe, was Düll wichtig ist. Die Bezirkskliniken seien jedenfalls keine Heuschrecken, die wahllos andere Häuser aufkaufen, sondern sie entwickelten sich valide.
Das Therapiezentrum runde das Angebot gut ab und werde so gut behandelt wie alle anderen Einrichtungen auch. Die Personalvertretung werde in jedem Fall eingebunden. Noch seien aber die jetzigen Eigentümer am Zug. Erst wenn die Max-Schuster-Stiftung alle Anteile beisammen hat und auf den Bezirk zukommt, beginne die eigentliche Prüfung einer möglichen Übernahme, sagt Düll. Dass alles noch in diesem Jahr zum Abschluss kommt, sei eher unwahrscheinlich. Aber Schuster, den er beruflich lange kenne, habe bereits einen großen Vertrauensbeweis erbracht, indem er Einblicke in die Bilanz gewährt habe.