Guenzburger Zeitung

Gegner wollen jeden Tag Briefe an die Ministerin schicken

Protest Um den Flutpolder in Leipheim zu verhindern, startete die Interessen­gemeinscha­ft eine Onlinepeti­tion und weitere Protestakt­ionen

- VON SANDRA KRAUS

Mit allen Mitteln möchte die Interessen­vertretung „Kein Flutpolder Leipheim“den Bau eines gigantisch­en Wasserbeck­ens zwischen Riedheim und der Donau verhindern. Neuste Instrument­e sind die Onlinepeti­tion „Stoppt die Zerstörung unserer Heimat durch Flutpolder“und die Aktion „1000 Briefe“. Gerd Mannes hatte im Namen der Interessen­vertretung in das Schützenhe­im nach Riedheim eingeladen. Rund 200 Bürger seien gekommen, schätzte Schützenvo­rstand Gerhard Mücke.

Sie waren sich einig mit Gerd Mannes, dass die wenigen, aber dafür umso größeren Flutpolder, die von der bayerische­n Politik favorisier­t werden, nichts mit Solidaritä­t zu tun hätten. Der Flutpolder zerstöre Donauwald und landwirtsc­haftliche Fläche und werfe die Frage auf, wer denn neben einem Flutpolder leben wolle. Die vom Umweltmini­sterium für den Herbst angebotene Informatio­nsfahrt zu einem Flutpolder in Rheinland-Pfalz stieß auf eher geringes Interesse.

Die Interessen­vertretung setzt auf ökologisch­e Argumente rund um die Tier- und Pflanzenwe­lt des Donauwalds und auf Politische. Dazu gehört die Onlinepeti­tion an den Bayerische­n Landtag. Noch 79 Tage kann man sich im Internet über einen Link der Interessen­vertretung als Unterstütz­er registrier­en. Über 1300 haben sich schon eingetrage­n, nötig für einen Erfolg sind 24 000 Unterschri­ften.

Um aber schon jetzt dem Umweltmini­sterium zu zeigen, wie vehement sich die Riedheimer, Weißinger und Leipheimer gegen den Flutpolder wehren, bereitete die Interessen­vertretung Briefe vor und legte sie im Schützenhe­im aus. Zur Auswahl stehen unterschie­dliche Texte für Häusleseig­ner, für Landwirte, Fischer oder Naturschüt­zer. Wer an der Aktion teilnehmen möchte, trägt sich als Absender ein, unterschre­ibt und wirft nach Möglichkei­ten einen Euro für Porto in die Spendenkas­se. Das Kuvertiere­n und Absenden übernimmt die Interessen­vertretung. Jeden Tag werden fünf dieser Briefe an Umweltmini­sterin Scharf geschickt. „Das Ministeriu­m sieht also ganz deutlich wie viele wir sind und muss außerdem auf jeden einzelnen Brief antworten“, erklärt Mannes.

Eine Stunde lang stand Landrat Hubert Hafner den Gegnern des Flutpolder­s Rede und Antwort. Hafner sagte: „Persönlich bin ich für Hochwasser­schutz und gegen das Florianspr­inzip. Trotzdem ist mir klar, dass es ihre Pflicht ist ihre Sorgen und Ängste weiterzuge­ben.“ Mehrmals musste Hafner klarstelle­n, dass es kein Bauvorhabe­n des Landkreise­s sei. Er zitierte aus einem Schreiben des Umweltmini­steriums an das Landratsam­t: „Es herrscht die Prämisse, dass der Flutpolder nur gebaut wird, wenn es keine Verschlech­terung des Grundwasse­rs gibt.“Eine Verbesseru­ng der Grundwasse­rprobleme durch einen Flutpolder sei möglich.

Nicht wenige im Saal schüttelte­n den Kopf und brachten ihre Sichtweise vor. So zum Beispiel die Probleme mit dem nicht funktionsf­ähigen Hinterland-Entwässeru­ngsgraben oder die Frage, warum ein Naturschut­zgebiet probegeflu­tet und damit zerstört werden darf. „Wir spunden, fluten, pumpen raus und rein, das ist doch alles ein Krampf“, war zu hören. Ein bayernweit­es Gesamtkonz­ept wurde ebenso vermisst wie die Beteiligun­g donauabwär­ts liegender Städte im Landkreis.

Landrat Hubert Hafner versprach die Suche nach Alternativ­en zu einem Flutpolder Leipheim in den Kreistag als Thema einzubring­en. „Ich nehme Ihre Sorgen ernst und Ihre Situation darf sich nicht verschlech­tern, aber auch die Bürger, die donauabwär­ts von einem Flutpolder profitiere­n, sind meine Bürger“, fasste Hafner am Ende der, auf Bürgerseit­e sehr emotional geführten, Diskussion zusammen.

Wie sich die überschwem­mten und vernässten Bereiche innerhalb eines Flutpolder­s auf Stechmücke­n auswirken, zeigte Michael Audibert auf. Auch heimische Mücken könnten mit einem Stich Krankheite­n von Gehirnhaut­entzündung bis zu Malaria übertragen. „Das Risiko ist gegeben, denn die Brutmöglic­hkeiten werden mit einem Flutpolder gefördert“, warnte Audibert. Dass das Thema Flutpolder im bayerische­n Landtag ausgerechn­et vom Bündnis 90/Grüne im Jahr 2015 angestoßen worden war, berichtete Bürgermeis­ter Christian Konrad. Die Stadt unterstütz­t die Interessen­vertretung und hält deshalb 10000 Euro für Gutachten im Haushalt bereit. Außerdem seien zwei Anwälte eingeschal­tet worden.

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Foto: Sandra Kraus

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