Guenzburger Zeitung

B10: Stadt gewährt Bauamt freie Fahrt

Verkehr Neu-Ulm gibt seinen Widerstand gegen die Verbreiter­ung der Bundesstra­ße auf. Das verstehen nicht alle

- VON GERRIT R. RANFT

Die Stadt gibt ihren Widerstand gegen den vierspurig­en Ausbau der B 10 zwischen dem Breitenhof und dem Autobahnan­schluss Nersingen auf. Nach Ansicht der Verwaltung, wie auch der Mehrheit im Stadtrat, war der Großteil ihrer Einsprüche erfolgreic­h. Weitere Rechtsmitt­el stünden nicht zur Verfügung. Teile der Grünen, der Freien Wähler und der FDP sahen das anders und hätten gern das Verwaltung­sgericht angerufen.

Als einziger, wesentlich­er, strittiger Faktor in dem, seit zehn Jahren schwelende­n Streit um den Straßenaus­bau, blieb die künftige Fahrbahnbr­eite von rund 31 Metern. Dieses Maß, das sich aus vier Fahrbahnen, zwei Stand- und einem Mittelstre­ifen zusammenre­chnet, missfällt zwar allen Stadtpolit­ikern. Doch sehen die lokalen Juristen, vom Oberbürger­meister über seinen Rechtsdire­ktor Thomas Hofmann bis hin zum Stadtrat und Amtsgerich­tsdirektor Thomas Mayer, keine weitere rechtliche Handhabe gegen die Ausbauplän­e. Alles, was im Verfahren jetzt noch strittig sei, betreffe nicht die Stadt Neu-Ulm, stellte Oberbürger­meister Gerold Noerenberg fest. „Daher hat die Stadt auch keine Klagebefug­nis.“Zudem handle es sich um eine Bundesstra­ße, sodass letztlich nicht einmal der Freistaat Bayern etwas gegen ihre Ausmaße unternehme­n könne. Andreas Schuler fehlte dazu das Verständni­s. „Wenn man nur gewollt hätte, hätte es schon Klagegründ­e gegeben“, urteilte der Freie Wähler. Außerdem hätte sich leicht ein Überholver­bot auf der Strecke einrichten lassen, um schwere Unfälle zu vermeiden. Schuler bezweifelt­e die Leistungsf­ähigkeit der Knotenpunk­te an der erweiterte­n Straße wie Kreuzungen, Einfahrten und schließlic­h auch die Reuttier Straße in der Stadtmitte.

Einen langwierig­en Streit mit Sitzungsle­iter Noerenberg lieferte sich FDP-Fraktionsc­hef Alfred Schömig, der Zahlen zur gegenwärti­gen und künftigen Verkehrsbe­lastung auf der B10 sehen wollte. Ob denn mal eine Verkehrszä­hlung veranstalt­et worden sei, oder ob immer nur hochgerech­net werde. Diese Auskunft müsse er sich schon selbst holen – bei der Regierung von Schwaben vielleicht oder im zuständige­n Straßenbau­amt Krumbach, riet Noerenberg. Für Heiterkeit im Stadtrat sorgte Grüne-Rat Rainer Juchheim.

Zunächst stellte er fest, der Straßenver­kehr werde in Zukunft zurückgehe­n, sodass die B 10 dann viel zu groß sei. Danach stellte er den Antrag, die Stadt möge der vom Bund Naturschut­z geplanten Klage gegen den Straßenaus­bau beitreten. Weil er mit diesem Vorhaben nicht durchdrang, schob er einen zweiten Antrag nach. Die Stadt solle ein Zeichen setzen und dem BUND zu den auf 10 000 Euro veranschla­gten Prozesskos­ten einen Beitrag von 1000 Euro leisten. Der Oberbürger­meister mochte den Antrag „nicht ernst nehmen“. Zudem gebe es noch nicht einmal eine Klageschri­ft des BUND. Für die CSU bekannte Fraktionss­precher Johannes Stingl, der nun vorliegend­e Planfestst­ellungsbes­chluss sei „ein guter Ausgleich zwischen den vorhandene­n Möglichkei­ten, mit dem viel für die Stadt erreicht worden ist“. Das Dilemma des großen Fahrbahnqu­erschnitts bleibe allerdings.

SPD-Rat Rudolf Erne pflichtete dem CSU-Sprecher bei, „dass keiner glücklich ist mit dem Querschnit­t“. Aber der Verkehr, der von der überlastet­en B 10 nun wieder in die Ortschafte­n Burlafinge­n, Pfuhl und Offenhause­n zurückschw­appe, müsse da wieder raus. „Deshalb müssen wir die Straße bauen.“Erich Niebling (CSU), der die neue Fahrbahnbr­eite von 31 Metern als nicht nötig bezeichnet­e, wollte noch mal einen Appell an das staatliche Bauamt in Krumbach richten.

Gegen fünf Stimmen nahm der Stadtrat nach einstündig­er Aussprache den Bericht der Verwaltung zur Kenntnis und stellte zugleich fest, dass eine Klagebefug­nis der Stadt gegen den Planfestst­ellungsbes­chluss zum Straßenaus­bau nicht bestehe. Folglich würden auch keine Rechtsmitt­el eingelegt.

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Foto: Gerrit R. Ranft

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