Unbeteiligte werden zu Leidtragenden
DVON JAN KUBICA as Urteil des Sportgerichts ist da und es fiel dem Inhalt nach aus wie erwartet. Weil der FußballKreisligist TSV Burgau einen Spieler eingesetzt hat, der nicht hätte eingesetzt werden dürfen, gehen die Punkte an den Kontrahenten SV Holzheim. So weit die Faktenlage. Ob am Geschehenen nun ein „Gschmäckle“hängt, ob an der Partie irgendetwas „gedreht“wurde, ist hingegen pure Spekulation; moralische Bewertungen werden normalerweise sehr stark davon beeinflusst, welche Vereinsbrille der Wortführer trägt.
Dass sich die Holzheimer jetzt über den Klassenerhalt freuen, sei ihnen vergönnt. Problematischer dagegen ist, dass unter dem Urteil zwei Mannschaften leiden, die nicht auf dem Spielfeld standen: GrünWeiß Ichenhausen, das die Chance auf ein echtes Endspiel um den Klassenerhalt verloren hat, und die TSG Thannhausen, die urplötzlich wieder zu den Abstiegskandidaten zählt. Schön ist das aus Sicht dieser Vereine nicht – auch wenn sie selbstkritisch einräumen müssen, dass sie in dieser langen Spielzeit Zeit und Gelegenheit genug hatten, das rettende Ufer zu erreichen.
Gleiches Thema, andere Sportart: In der Handball-Bayernliga wurde der VfL Günzburg unlängst zum einzigen tatsächlich Bestraften eines Sportgerichtsurteils, das gegen eine andere Mannschaft erging. Auch die hatte (gleich mehrfach) einen nicht teilnahmeberechtigten Spieler eingesetzt. Weil alle diese Partien gegen den Verein gewertet wurden, kamen die Günzburger um die Möglichkeit, an einem direkten Konkurrenten im Absteigskampf noch vorbeizuziehen. Gut nur, dass im Fall der Weinroten die Sache letztlich sportlich geregelt wurde – was in der FußballKreisliga, je nach Ausgang der Begegnungen beim Saisonfinale, ebenfalls gut möglich ist. Das alles ist in keiner Weise als Vorwurf an die Mitglieder der jeweils zuständigen Sportgerichte zu verstehen. Die Damen und Herren entscheiden nach den ihnen vorliegenden Statuten, nicht nach Emotionen – und das ist gut so. Doch wenn Unbeteiligte zu Leidtragenden einer Rechtsprechung werden, bleibt die Gerechtigkeit ein Stück weit auf der Strecke.