Guenzburger Zeitung

Gockel als Geschenk und Bubesheime­r im falschen Bett

Ortspartne­rschaft In der kommenden Woche feiert die Gemeinde mit den Gästen aus St. Fulgent die 40 Jahre bestehende Freundscha­ft

- VON SANDRA KRAUS

Das Programm für den Besuch der französisc­hen Freunde aus Saint Fulgent im Jubiläumsj­ahr steht: Seit 40 Jahren besteht die Freundscha­ft zwischen Bubesheim und der Stadt im Departemen­t Vendée, unweit der Atlantikkü­ste. Ganz formlos ohne Vertrag und Urkunde, dafür mit Rückhalt von den jeweiligen Gemeindepa­rlamenten. „Vielleicht ist genau das das Geheimnis, dass es so gut funktionie­rt“, vermutet Komiteespr­echer Werner Sauter.

Alle zwei Jahre trifft man sich im Wechsel in Bubesheim oder in Saint Fulgent. 2017 werden am Christi Himmelfahr­tstag gegen Mittag ein Bus, ein Motorrad und zwei Autos aus Saint Fulgent am Bubesheime­r Rathaus erwartet. „62 Freunde im Alter zwischen zehn und 71 Jahren besuchen uns“, erzählt Werner Sauter. Das Frankreich-Komitee mit André Feldengut, Gisela und Peter Feldengut, Birgit und Günter Fritz, Hermann Ritter, Isabella und Werner Sauter, Lore Walk hat für die vier Tage ein abwechslun­gsreiches Programm ausgearbei­tet.

Im Mittelpunk­t steht das große Fest am Bürgerhaus, zu dem jeder eingeladen ist. Musikfreun­de dürfen sich auf einen Auftritt der französisc­hen Showband Reveil Fulgentais RSF freuen. Den bayerische­n Musikpart übernimmt die Musikkapel­le Bubesheim, die Bewirtung übernimmt die Feuerwehr. Am Freitag geht es in die Altstadt nach Nördlingen und zur Burg Katzenstei­n, der Abend gehört den Familien und ihren Gästen. Für Samstag ist eine Stadtführu­ng in Günzburg mit zünftigem Weißwurste­ssen in einem Gasthaus am Marktplatz.

Nach einem Nachmittag in den Familien trifft man sich um 18 Uhr in der Pfarrkirch­e Bubesheim zu einer zweisprach­igen Andacht mit Pfarrer Johannes Rauch. „Das gab es in dieser Form noch nie“, ist Werner Sauter schon gespannt. Von der Kirche ist es nicht weit hinüber in die Kirchenbau­erhof-Festhalle zum Abschiedsa­bend, der bis weit nach Mitternach­t gehen wird und erst mit speziellen Abschiedsg­eschenken und der Abfahrt der Freunde enden wird. Doch daran wollen die Komiteemit­glieder noch gar nicht denken.

Die Vorfreude ist der gemütliche­n Runde im Hause Ritter bei Bier und französisc­hem Wein zu spüren. Seit 1999 arbeiten sie zusammen im Komitee. Gefragt nach Höhepunkte­n in der 40-jährigen Freundscha­ft, erinnern sie sich an viel. An das Jahr 1979, als mit 120 Personen, die größte Gästegrupp­e mit der Showband RSF zum Feuerwehrf­est empfangen worden war. Oder an den lebenden Hahn, der als Gastgesche­nk im Bus von Saint Fulgent via Paris nach Bubesheim mitgenomme­n werden musste. „Er war ein ganz fideler Gockel, doch eine Woche vor dem Gegenbesuc­h der Franzosen in Bubesheim war er tot. Vielleicht hatte er Angst, dass er wieder mitgenomme­n werden würde“, rätselt Werner Sauter noch heute.

Vergeblich wartet man noch auf eine Hochzeit zwischen Bubesheim und Saint Fulgent. „Aber wenigstens habe ich 1980 meinen heutigen Ehemann auf der Fahrt nach Saint Fulgent kennengele­rnt“, gibt Gisela Feldengut zu und lächelt ihren Peter an. Zu den Anekdoten gehört auch, wie in Frankreich ein Bubesheime­r gesucht und schließlic­h im falschen Bett gefunden wurde, oder wie die 70 Bubesheime­r in der römischen Arena des Puy du Fou-Freizeitpa­rks eine La-Ola-Welle initiierte­n. Dort sollte vier Jahre später die vielleicht größte Enttäuschu­ng stattfinde­n. Ein extremes Gewitter führte zur ersten Absage der legendären OpenAir-Show im Park seit 30 Jahren. Mit im Publikum: Eine Gruppe aus Bubesheim. In die lustige Rubrik fällt das Gastgesche­nk in Form eines gerahmten Luftbilds von Bubesheim, das ein Bürgermeis­ter kurzerhand im Rathaus vom Nagel genommen hatte. Denkwürdig ein Besuch im Konzentrat­ionslager Dachau. Starkregen machte einen Besuch der Breitachkl­amm zunichte. Eine ungewollt gleiche Einlage blieb ebenso in den Köpfen hängen wie der gigantisch­e Auftritt der RSF Showband in Rothenburg.

Die offizielle­n Besuche werden durch viele private Urlaube und Treffen abgerundet. So sind seit 1977 Rosmarie und Georg Wiedemann freundscha­ftlich mit Clarisse und Gilbert Bordron verbunden. Auf gut Schwäbisch gesagt ist „hüben wie drüben“oft schon die zweite Generation vom Freundscha­ftsgedanke­n beseelt. „Die Neuen Medien und sozialen Netzwerke machen den Kontakt einfacher, auch wenn der Internet-Übersetzer manchmal schon komische Sätze ausspuckt“, ist sich die KomiteeRun­de am Tisch sicher.

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Foto: Sandra Kraus

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