Guenzburger Zeitung

Szenen einer nicht mehr „wilden Ehe“

Festakt Die Stadt Burgau ist jetzt wieder eine Patenschaf­t mit der Bundeswehr eingegange­n

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Burgau und Bundeswehr – das gehört zusammen. Mit der 2. Nachschubk­ompanie in Günzburg hatte es bereits seit 1987 eine offizielle Verbindung gegeben, nach der Auflösung im Jahr 2003 ging es mit einer Logistikko­mpanie in Dornstadt weiter – und endete 2012, weil die Einheit im Zuge der Bundeswehr­reform aufgelöst wurde. Nun ist Burgau wieder mit der Bundeswehr verbunden, genauer gesagt mit der 6. Kompanie des Sanitätsre­giments 3 in Dornstadt bei Ulm. Bei einem Festakt in der Kapuziner-Halle haben Bürgermeis­ter Konrad Barm und Kompaniech­ef Major Christoph Feuerstein die Patenschaf­tsurkunden unterzeich­net.

Barm erinnerte daran, dass vor knapp fünf Jahren nur gut 200 Meter entfernt die damalige Verbindung zur Bundeswehr beim Abschiedsa­ppell auf dem Kirchplatz endete. „Politische Entscheidu­ngen zwangen uns dazu“, betonte Barm, denn aus der Paten- war längst auch eine Freundscha­ft geworden. Nun sei ein besonderer Tag, „wir hoffen auf eine neue Freundscha­ft“. Denn die Armee sei für die Burgauer keine abstrakte Organisati­on. Die Angehörige­n der Bundeswehr seien vielmehr „besondere Menschen für uns“, eben ein Teil der Gesellscha­ft. Freiheit habe ihren Preis, und die Streitkräf­te verteidigt­en diese in immer mehr Einsätzen. Die Bundeswehr habe sich in den vergangene­n Jahrzehnte­n bestens bewährt.

Das werden die anwesenden Soldaten beim Festakt gerne gehört haben, der von der Big Band Out in the Sticks sowie dem Heimat- und Volkstrach­tenverein D’Unterminde­ltaler mitgestalt­et wurde. Schließlic­h wird gerade über vieles diskutiert, was die deutsche Armee angeht – die Dornstädte­r RommelKase­rne soll übrigens nach jetzigem Stand nicht umbenannt werden. Zwischen der 6. Kompanie und der Stadt Burgau gebe es jedenfalls schon seit dem vergangene­n Sommer ein herzliches Miteinande­r, betonte Christoph Feuerstein – auch ohne offizielle Urkunde. Aber nun habe die „wilde Ehe“ein Ende.

Die neue Patenschaf­t soll nicht die einzige im Landkreis bleiben. Schon länger plant die Gemeinde Kammeltal eine solche Verbindung mit der 4. Kompanie des Dornstädte­r Regiments, der Kommandeur befürworte sie, sagt Bürgermeis­ter Mathias Kiermasz im Gespräch mit unserer Zeitung. Am ersten Augustwoch­enende soll es einen Gedenkgott­esdienst und ein Fußballtur­nier geben mit der künftigen Patenkompa­nie, bei der die Verbindung offiziell gemacht werden soll.

Auch dort haben gute Kontakte zur Bundeswehr Tradition. Im Jahr 1967 – 50 Jahre später sei jetzt ein guter Zeitpunkt für eine neue, sagt Kiermasz – gab es die erste Patenschaf­t zwischen dem damals noch eigenständ­igen Wettenhaus­en und der 3. Kompanie des in Günzburg stationier­ten Transportb­ataillons. Auf die Gesamtgeme­inde ausgedehnt wurde die Verbindung 1982. Nach der Aufgabe des Standorts Günzburg setzte die 5. und dann die 2. Kompanie des Dornstädte­r Logistikba­taillons die Tradition fort. Mit der Auflösung der Einheit war auch die Patenschaf­t Geschichte.

Dass nun gleich zwei Gemeinden aus dem Landkreis wieder offizielle Verbindung­en zur Armee aufnehmen, passt somit in eine Zeit, in der die Truppe (leicht) vergrößert statt weiter verkleiner­t wird. Vielleicht werden weitere folgen? Schließlic­h hatten die Strukturre­formen einige Patenschaf­ten zwischen Kommunen und Einheiten beendet. Anders lief es etwa für Offingen: Der Markt ist seit Oktober 2008 mit einer Kompanie in Dillingen verbunden, und dort waren die Veränderun­gen nicht ganz so einschneid­end wie an vielen anderen Bundeswehr-Standorten.

Die Patenschaf­t zwischen der 6. Kompanie und Burgau soll nun beiden Seiten etwas bringen. Etwa im Falle eines schweren Hochwasser­s könnte die Stadt Unterstütz­ung durch die Soldaten bekommen. Und möglicherw­eise könnte sie Kulisse für ein öffentlich­es Gelöbnis von Rekruten werden. Die Bundeswehr wiederum kann ihren Kontakt zur Öffentlich­keit wieder intensivie­ren und sich als attraktive­r Arbeitgebe­r präsentier­en. Schließlic­h, so hatte Regiments-Presseoffi­zier Hauptmann Daniel Lamparska im vergangene­n Jahr gesagt, sei das Verhältnis der Bevölkerun­g zu den Streitkräf­ten im Süden insgesamt gesehen von einem „freundlich­en Desinteres­se“geprägt. Und da es hier nahezu Vollbeschä­ftigung gibt, sei der Konkurrenz­kampf mit anderen Arbeitgebe­rn viel schwierige­r als etwa im Osten der Republik. Letztlich gehe es aber nicht um eine Erwartungs­haltung aneinander, sondern um persönlich­e Kontakte. Und Barm könnte sich gut vorstellen, so sagte er im Gespräch mit unserer Zeitung, auch an den Stadteinfa­hrten mit Schildern auf die Patenschaf­t aufmerksam zu machen.

ODer Standort Dornstadt beteiligt sich am Samstag, 10. Juni, von 10 bis 17 Uhr am Tag der Bundeswehr. Weitere Informatio­nen gibt es unter www.tag der bundeswehr.de

IMehr Bilder vom Festakt gibt es unter

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Kompaniech­ef Major Christoph Feuerstein und Bürgermeis­ter Konrad Barm unterzeich­neten die Patenschaf­ts Urkunden.
 ?? Fotos: Christian Kirstges (2), Bundeswehr/Joachim Lenk ?? Mit der 6. Kompanie des in Dornstadt stationier­ten Sanitätsre­giments 3 der Bundeswehr ist die Stadt Burgau die Patenschaf­t ein gegangen. Davon zeugen zwei Urkunden – eine für die Stadt, eine für die Truppe.
Fotos: Christian Kirstges (2), Bundeswehr/Joachim Lenk Mit der 6. Kompanie des in Dornstadt stationier­ten Sanitätsre­giments 3 der Bundeswehr ist die Stadt Burgau die Patenschaf­t ein gegangen. Davon zeugen zwei Urkunden – eine für die Stadt, eine für die Truppe.

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