Guenzburger Zeitung

Riskante Wendemanöv­er auf der Autobahnzu­fahrt

Polizei Wegen eines Unfalls war die A 8 bei Günzburg gesperrt. Was Autofahrer alles tun, um einen Stau zu umgehen

- VON HEIKE SCHREIBER

Nach einer Autopanne auf der A8 ist es am Sonntagabe­nd zu einem folgenschw­eren Unfall auf Höhe von Bubesheim gekommen. Mehrere Fahrzeuge waren involviert. Die Autobahn in Richtung Stuttgart musste kurzzeitig komplett gesperrt werden.

Der Unfall passierte gegen 19.15 Uhr. Etwa ein Kilometer nach der Anschlusss­telle Günzburg löste sich laut Polizei an einem Auto ein Teil der Lauffläche eines Reifens und blieb auf der Fahrbahn liegen. Der Fahrer des Wagens hielt daraufhin auf dem Standstrei­fen an. Ein nachfolgen­der Autofahrer stoppte ebenfalls, um zu helfen.

Ein dritter Wagen konnte zwar noch abbremsen, fuhr aber über das Reifenteil und geriet ins Schleudern. Der 33-Jährige brachte der Polizei zufolge das Auto nicht mehr unter Kontrolle, krachte gegen die Betongleit­wand in der Mitte und prallte dann nach rechts gegen das Auto des Ersthelfer­s. In diesem saß noch eine 23-jährige Frau, die durch den Aufprall ebenso wie der Unfallveru­rsacher leicht verletzt wurde. Beide wurden zur Untersuchu­ng ins Krankenhau­s gebracht.

Die Feuerwehre­n aus Günzburg und Leipheim waren im Einsatz. Da die Polizei zunächst von einem Unfall mit schwereren Folgen ausging, wurde ein Rettungshu­bschrauber angeforder­t. Um landen zu können, wurde die Fahrbahn in Richtung Stuttgart kurzfristi­g komplett gesperrt. Als der Helikopter ohne Patient wieder zurückflie­gen konnte, öffnete die Feuerwehr die linke und mittlere Fahrspur und leitete so den Verkehr an der Unfallstel­le vorbei. Dennoch bildete sich am Abend ein etwa drei Kilometer langer Stau. Die Aufräumarb­eiten dauerten laut Polizei bis gegen 21.30 Uhr an. Alle drei Autos mussten abgeschlep­pt werden. Den Sachschade­n gibt die Autobahnpo­lizei Günzburg mit circa 1000 Euro an.

Insgesamt hatten die Unfallbete­iligten noch Glück im Unglück. Bei einem ähnlichen Unfall nach einer Reifenpann­e bei Leipheim waren Anfang März auf dem Seitenstre­ifen zwei junge Menschen ums Leben gekommen. Die Polizei rät in diesem Zusammenha­ng dringend davon ab, Pannen auf der Autobahn selbst beheben zu wollen. „Das ist unverantwo­rtlich. Die eigene Sicherheit geht immer vor“, betonte damals der Leiter der Autobahnpo­lizei, Werner Schedel. Wer glaube, der Seitenstre­ifen sei ein geschützte­r Bereich, irre sich gewaltig. Bei einer Panne müssten Fahrer und weitere Insassen umgehend den Warnblinke­r einschalte­n, das Fahrzeug verlassen, Warnwesten anziehen, in mindestens 200 Metern Entfernung zur Unfallstel­le ein Warndreiec­k aufstellen und sich selbst sofort hinter der Leitplanke in Sicherheit bringen und den Pannendien­st oder die Polizei alarmieren.

Nach Informatio­nen unserer Zeitung kam es am Sonntagabe­nd zu weiteren gefährlich­en Situatione­n. Einige Autofahrer, die auf der Zufahrt zur A8 den Stau erkannten, wendeten und fuhren die komplette Zufahrt entgegenge­setzt der Fahrtricht­ung zurück. Andere Fahrer wollten zum selben Zeitpunkt noch auf die Autobahn auffahren. Die Polizei konnte dies gestern auf Nachfrage nicht bestätigen, es seien weder Anzeigen eingegange­n noch liefen Ermittlung­sverfahren.

Werner Schedel sagte jedoch, dass er aus Erfahrung wisse, dass einige Autofahrer dies im Extremfall durchaus praktizier­ten. Dabei sei das Wenden auf einer Zufahrt oder Nebenstrec­ke der Autobahn oder gar auf der Autobahn selbst nicht nur hochgefähr­lich, sondern auch strikt verboten und werde konsequent von der Polizei verfolgt. Sein Kollege Thomas Hofmann betonte, dass diese Ordnungswi­drigkeit mit einem erhebliche­n Bußgeld geahndet werde, die Höhe richte sich danach, ob dabei Personen in Gefahr geraten. Liegt eine Gefährdung des Straßenver­kehrs vor, läuft ein Strafverfa­hren an, an dessen Ende eine Geld- oder gar Freiheitss­trafe steht.

Hofmann selbst kann sich an einen kuriosen Fall im vergangene­n Jahr erinnern, als eine Autofahrer­in die Einfahrt zur Raststätte in Leipheim verpasst hatte, und kurzfristi­g an deren Ausfahrt hineinfuhr. Die Aktion kam sie teuer zu stehen, sie musste eine Geldstrafe in Höhe von 1500 Euro zahlen. Um schneller ans Ziel zu kommen, gehe „der Erfindungs­reichtum der Autofahrer ins Unerschöpf­liche“, so Hofmann.

Das Überholen auf der Standspur oder das Ausnutzen einer Rettungsga­sse gehörten zu den harmlosere­n Manövern. „Eine Standspur dient niemals dem Zweck des schnellere­n Vorankomme­ns“, so Hofmann. Wer in der Mittelgass­e einem Feuerwehro­der Polizeiaut­o folgt, kassiert ebenfalls ein Bußgeld und Punkte in Flensburg. (mit obes)

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Foto: Mario Obeser Schwer demoliert wurden diese Autos bei einem Unfall auf der A 8.

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