Guenzburger Zeitung

Neue Vorwürfe in der Russland Affäre

USA Der Präsident bat Geheimdien­st-Chefs um Entlastung. Doch die gaben ihm einen Korb

- VON THOMAS SPANG

Die brisante Nachricht ging im Trubel des ersten Auslandsbe­suchs des Präsidente­n fast unter. Glaubt man einem Bericht der Washington Post, versuchte Donald Trump nicht nur FBI-Direktor James Comey zur Beendigung der Ermittlung­en gegen seinen nach nur 26 Tagen unhaltbar gewordenen Nationalen Sicherheit­sberater Michael Flynn zu drängen. Danach hat Trump auch zwei andere Spitzen der Sicherheit­sdienste um entlastend­e Erklärunge­n in der Russland-Affäre gebeten.

Doch sowohl sein neuer Geheimdien­stdirektor Dan Coats als auch der NSA-Chef Mike Rogers wink- ten ab, weil sie das Anliegen des Präsidente­n für „unangebrac­ht“hielten. Der Zeitungsbe­richt sorgte für hektische Betriebsam­keit in der Entourage, die mit Trump derzeit unterwegs ist. Schon nach der ersten Station in Saudi-Arabien schickte der Präsident seinen Stabschef Reince Priebus und den Chefstrate­gen Steve Bannon zurück nach Washington. Das sei geplant gewesen, versucht das Weiße Haus die Rückkehr herunterzu­spielen.

Wahrschein­licher scheint etwas anderes. Trump musste seine Getreuen zurück an den Potomac beordern, um nicht die Kontrolle über die Entwicklun­gen in der RusslandAf­färe zu verlieren. Zumal seit dem Wochenende ein weiterer Bericht der Washington Post im Raum steht, wonach das FBI gegen einen hohen Berater mit Zugang zum Präsidente­n im Weißen Haus ermittelt.

Das Weiße Haus wollte sich nicht zu den neuerliche­n Enthüllung­en äußern. Der Präsident nimmt die Entwicklun­gen aber ernst genug, ein juristisch­es Team anzuheuern, das ihn in der Russland-Affäre beraten soll. Besonders besorgt ist Trump über die Ermittlung­en gegen Flynn, der sowohl von der türkischen als auch der russischen Regierung Geld dafür erhielt, dass er in deren Namen aktiv wurde.

Das FBI informiert­e Flynn über die Ermittlung­en. Dieser wiederum will das Übergangst­eam unter Leitung des heutigen Vizepräsid­enten Mike Pence bereits am 4. Januar über die Umstände informiert haben. Trotz des Wissens um Flynns Kontakte nach Moskau und den problemati­schen Partnern in Ankara empfahl Pence dem Präsidente­n die Wahl des pensionier­ten Generals zum Nationalen Sicherheit­sberater. Eine Position, die Flynn Zugang zu höchsten Staatsgehe­imnissen der USA verschafft­e.

Am Montag berief sich Flynn auf sein Recht, nicht gegen sich selber auszusagen, als er es kategorisc­h ablehnte, dem Senats-Ausschuss Dokumente zu überlassen. Trump hatte Flynn gegenüber Comey als „guten Kerl“verteidigt, obwohl dieser seine Tätigkeit für andere Regierunge­n nicht offengeleg­t hatte.

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