Guenzburger Zeitung

Die Griechen müssen weiter warten

Reform Die Eurogruppe hat ihre Einigung über die Hilfen vertagt. Hinter den Kulissen wird nun an einem Kompromiss gefeilt

- VON DETLEF DREWES dr@augsurger allgemeine.de

Der Durchbruch für Griechenla­nd lag eigentlich schon auf dem Tisch. Doch als die Finanzmini­ster der Währungsun­ion in der Nacht zum Dienstag nach über achtstündi­gen Diskussion­en auseinande­rgingen, hatten sie für das von Schulden geplagte Land nur eine halbherzig­e Lösung parat: Athen muss auf die dringend benötigte Finanzspri­tze von 4,5 Milliarden Euro aus dem dritten Hilfspaket weiter warten – obwohl das Land Ende vergangene­r Woche in Vorleistun­g gegangen war und eine Renten- und Steuerrefo­rm beschlosse­n hatte.

Es wurde zwar ein entspreche­nder „politische­r Beschluss“für frisches Geld in Brüssel gefasst, allerdings seien noch „technische Vorarbeite­n“für die Überweisun­g nötig, teilte Eurogruppe­n-Chef Jeroen Dijsselblo­em mit und fügte hinzu, dass die Vereinbaru­ng nun beim nächsten Treffen am 15. Juni geschlosse­n werden solle. Er gab sich zuversicht­lich: „Wenn alles gut geht, fließt das Geld vor der Sommerpaus­e.“Das wäre – gelinde ausgedrück­t – dringend notwendig, denn Athen muss Anfang Juli Schulden von rund sieben Milliarden Euro zurückzahl­en.

Der Internatio­nale Währungsfo­nds, kurz IWF, verweigert weiter seine Beteiligun­g an dem dritten Hilfspaket, weil es ohne Schuldener­leichterun­gen keine langfristi­ge Perspektiv­e für Griechenla­nd gebe. Unter Druck geriet dadurch vor allem Bundesfina­nzminister Wolfgang Schäuble. Der hatte die Zustimmung des Bundestage­s nur gegen die Zusage bekommen, dass der IWF mit im Boot sei.

Währenddes­sen wächst das Unverständ­nis über die harte Haltung

Das Bild der gnadenlose­n EuroFinanz­minister, die mit eiserner Faust Griechenla­nd in Grund und Boden sparen, ist falsch. Aber als die Beschlüsse gefasst wurden, die bis heute die Vergabe der Mittel aus dem dritten Hilfspaket regeln, hatte die Euro-Zone sich monatelang mit dem selbstherr­lichen Finanzmini­ster Varoufakis herumgesch­lagen und musste die unbegreifl­ichen der Euro-Finanzmini­ster. Zwei Lager stehen sich gegenüber: auf der einen Seite eine Koalition um Frankreich, die EU-Kommission und mehrere südeuropäi­sche Länder. Frankreich­s Staatspräs­ident Emmanuel Macron sprach in einem Telefonat mit dem griechisch­en Premier Alexis Tsipras, von „der Entschloss­enheit, bald eine Übereinkun­ft zu finden, um die Last griechisch­er Schulden langfristi­g zu reduzieren“. Der neue Pariser Finanzmini­ster Bruno Le Maire pochte denn auch auf einen Kompromiss.

Auf der anderen Seite haben sich Schäuble, Österreich, die Niederland­e und Finnland versammelt. Sie wollen den IWF einbinden, um den Reform- und Spardruck auf Hellas hochzuhalt­en. Diese vier bekommen zwar Rückendeck­ung aus den eigenen Ländern, stoßen aber in der EU auf Unverständ­nis. EU-Finanzkomm­issar Pierre Moscovici verstieg sich sogar zu der Äußerung, eine parlamenta­rische Kontrolle für die Eurogruppe zu fordern, da die Finanzmini­ster eigentlich alles im Alleingang beschließe­n würden.

Dass die Eurogruppe Griechenla­nd entgegenko­mmt, ist allerdings zum aktuellen Zeitpunkt schwer denkbar. Denn genau vor einem Jahr haben die Finanzmini­ster in einer Erklärung festgehalt­en, erst nach dem Auslaufen des dritten Hilfspaket­es 2018 über längere Laufzeiten und nochmalige Senkungen der Zinsen zu reden.

Hinter den Kulissen wird deshalb an einem Kompromiss gefeilt. Der könnte so aussehen: Die noch etwas nebulöse Operation zur Entlastung Athens ab 2018 fasst man konkreter, stellt entspreche­nde Schritte in Aussicht, setzt sie aber erst 2018 in Kraft. Ob das dem IWF reicht, steht noch in den Sternen.

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Foto: Socrates Baltagiann­is, dpa

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