Guenzburger Zeitung

Die CSU ordnet sich unter, weil sie muss

- VON ULI BACHMEIER jub@augsburger allgemeine.de

Jetzt also soll die Zeit die Wunden heilen, die CSU-Chef Horst Seehofer der Union im Streit über die Flüchtling­spolitik zugefügt hat. Keine Rede mehr von der „Herrschaft des Unrechts“, keine Rede mehr davon, sich ohne Obergrenze einer Regierungs­beteiligun­g zu verweigern, stattdesse­n demonstrat­ive Unterordnu­ng unter den Führungsan­spruch der Kanzlerin.

Der Hintergrun­d ist offenkundi­g. Noch im vergangene­n Jahr konnte die CSU auf ihre guten Umfragewer­te im Vergleich zur CDU verweisen. Nachdem die CDU dieses Jahr überrasche­nd drei Landtagswa­hlen hintereina­nder gewonnen hat, zieht dieses Argument nicht mehr. Die so heftig gescholten­e Angela Merkel, die einige in der CSU am liebsten aufs Altenteil geschickt hätten, ist vor der Bundestags­wahl wieder unverzicht­bar geworden für die Union. Eine Bundestags­wahl, das wissen alle, wird in der Mitte gewonnen, nicht rechts oder links. Und in der Mitte steht Merkel.

Das ist die Zwangslage der CSU bis zum Wahltag im September. Wie es danach weiter geht im Verhältnis der Schwesterp­arteien, ist völlig offen. Ein Zerwürfnis ist schließlic­h nicht dadurch aus der Welt zu schaffen, dass keiner mehr drüber redet. Nur wenn es gelingt, die Zuwanderun­g im Rahmen zu halten, wird ein Formelkomp­romiss im Streit um die Obergrenze möglich sein, der es beiden Seiten erlaubt, ihr Gesicht zu wahren.

Wenn nicht, dann rutscht die CSU, die 2018 bei der Landtagswa­hl ihre absolute Mehrheit verteidige­n will, von einer Zwangslage in die nächste. Dann werden die rechten Hardliner in der Partei aufbegehre­n, die lieber selber eine AfD-Politik machen, als der AfD die rechte Flanke zu überlassen.

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