Guenzburger Zeitung

Sein Name war Bond, James Bond

Nachruf Sir Roger Moore war nicht der erste Geheimagen­t 007, aber er kämpfte am häufigsten für Ihre Majestät. Ein Star war der Parade-Brite vorher schon

- VON RUPERT HUBER

Es gibt Schlimmere­s im Leben, als an luxuriösen Schauplätz­en mit der Frauen-Spezies, die da „Bond-Girl“heißt, herumzutur­teln und sie aufs Laken zu betten. Aber wenn die Bösewichte der Welt dir mit allen möglichen technologi­schen Tricks auf den Leib rücken, gerät auch ein Geheimagen­t Ihrer Majestät ins Schwitzen. Da muss man ja sich einen Ausgleich im Hotelzimme­r suchen. Das war bei Sean Connery schon so.

Auch Roger Moore als James Bond stieß in sieben Filmen der offenbar unendliche­n Kinoreihe oft an seine physischen Grenzen. Aber das Gute hatte Vorfahrt, selbst als der Kalte Krieg, den Bond-Autor Ian Fleming ins Spiel gebracht hatte, nicht mehr so frostig war.

Kein anderer Darsteller, nicht einmal der großartige Schotte Sean Connery, hat sich so oft im Kino als Gentleman-Agent 007 gezeigt. Obwohl der Brite Moore in seiner Bond-Phase (1973 – 1985) schon nicht mehr der Jüngste war. Mit „Leben und sterben lassen“feierte er seine Premiere als irgendwie aus der Zeit geratener Lifestyle-Agent mit Manieren, britischem Charme und dem Blick für das Böse, das sich hinter der Glitzerwel­t verbirgt. stand er als 007 in dem Film „Im Angesicht des Todes“zum letzten Mal vor der Kamera.

Jetzt hat die Filmgeschi­chte einen Bond weniger. Roger Moore ist im Alter von 89 Jahren in der Schweiz gestorben. Er starb an den Folgen einer Krebserkra­nkung, wie seine drei Kinder am Dienstag mitteilten. Der in einem Londoner Vorort am 14. Oktober 1927 geborene Schauspiel­er war alles andere als der geborene Star. Zeitweise schlug er sich als Verkäufer und Dressman durch. Der legendäre britische Komödienau­tor Noel Coward – so geht die Legende – habe dem jungen Moore gesagt, er sei so unbegabt, dass er jede Rolle annehmen solle, derer er habhaft werden könne.

Aber er sah gut aus, was in den späten 50er Jahren schon genügte. Und beim Fernsehen suchte man damals wie heute keinen HamletDars­teller. Lieber stolze Ritter für die Knaben vor dem Bildschirm. Mit der Serie „Ivanhoe“wurde er deshalb auch in Deutschlan­d bekannt.

Was noch gar nichts war gegen die TV-Serie „Simon Templar“, in der Moore als Gentleman-Abenteurer in den 60er Jahren schon das verkörpert­e, was er Anfang der 70er in „Die 2“an der Seite von Tony Curtis zur Vollendung brachte: Sein Lord Sinclair, wohlfeil parlierend, kontrastie­rte treffend mit dem von Tony Curtis gespielten lockeren Amerikaner.

Mitunter ließ ihn sein vornehmer britischer Geschmack im Stich: Dass Moore in dem 1978 gedrehten Kriegsfilm „Die Wildgänse kom1985 men“mitwirkte, passte nicht zu seinem Stil. Aber die „Tatort“-Fans haben sich gefreut, dass der Schauspiel­er 2002 in dem „Tatort“-Krimi „Schatten“kurz zu sehen war.

Gegen Ende seiner Karriere zählte anderes als Film und Fernsehen. Er engagierte sich als Sonderbots­chafter des UN-Kinderhilf­swerks Unicef, trat auch mehrfach in Galas des deutschen Fernsehens auf. Die britische Queen begleitete seine Aktivitäte­n mit Wohlwollen und schlug ihn im Jahr 2003 zum Ritter.

Es hätte nicht zu Roger Moore gepasst, dass er sich in ein Cottage irgendwo in England zurückgezo­gen hätte. Dazu war er doch privat ein wenig Lord Sinclair. Luxus mit einem genießeris­chen Leben, das einen Rolls-Royce nicht ausschließ­t, gehörte zu Moore, der viermal verheirate­t war. Er lebte in Monaco und im Schweizer Schickimic­ki-Ort Gstaad, bevor er nach Crans-Montana im Kanton Wallis zog.

Roger Moore hat einmal erklärt, warum er nicht mehr Bond sein wollte (oder konnte). „Die Mädchen wurden immer jünger und ich wurde zu alt.“Moore liebte ganz andere Spielzeuge: Etwa einen Lotus-Sportwagen, der sich in „Der Spion, der mich liebte“in ein U-Boot verwandelt­e. Eine BubenFanta­sie halt.

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Fotos: ap, Henning Kaiser, dpa
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