Guenzburger Zeitung

Der Tag, als Jesus verschwand

Mein Feiertag Konfirmand­en erklären in der neuen Capito-Serie, was an Himmelfahr­t passiert sein soll

- VON ALOIS KNOLLER

Paula ist die Sache nicht geheuer: „Das in der Bibel sind ganz alte Texte. Keiner weiß, wie sich die Sache wirklich zugetragen hat“, sagt die Konfirmand­in von der Augsburger evangelisc­hen Kirchengem­einde St. Anna. Die Sache ist das mit der Himmelfahr­t von Jesus Christus. Sie soll vierzig Tage nach seiner Auferstehu­ng in der Stadt Jerusalem geschehen sein. „Er wurde vor ihren Augen emporgehob­en und eine Wolke entzog ihn ihren Blicken“, erzählt die Bibel in der Apostelges­chichte.

„Für jeden ist bei Gott ein Platz frei“

Paula mag sich den Vorgang so wörtlich nicht vorstellen, als wäre Jesus direkt in den Fahrstuhl zum Himmel eingestieg­en. „Vielleicht ist Jesus einfach wieder in der Masse verschwund­en“, vermutet sie. Auch Valeria hält eine solche Lösung für wahrschein­licher. Irgendwie ist er für seine Freunde unsichtbar geworden. Wie heute für sie selber. „Die Herausford­erung beim Glauben besteht darin, dass man nie etwas hat, was man sehen kann. Jesus ist allein dadurch da, dass man sich Gedanken über ihn macht“, hat Valeria erfahren.

Beide Mädchen besuchen seit kurzem den Konfirmand­enunterric­ht bei den Pfarrern Thomas Hegner und Friedrich Benning. Nach einem Jahr werden sie die Jugendlich­en einsegnen. Damit werden die „Konfis“vollberech­tigte Mitglieder ihrer Gemeinde und dürfen mitreden und den Kirchenvor­stand wählen.

Das Fest Christi Himmelfahr­t feiern viele Erwachsene einfach nur als „Vatertag“. Ob sie sich damit auf die Bibel beziehen, wo Jesus im Evangelium des Johannes sagt, er gehe jetzt „zu meinem Vater und zu eurem Vater“? Um denen, die an ihn glauben, eine Wohnung zu bereiten. Ronja aus der Konfirmand­engruppe findet diesen Gedanken sympathisc­h: „Ich denke, für jeden ist bei Gott ein Platz frei und für jeden hat er etwas vorherbest­immt.“

Pfarrer Benning meint, dass es gut war, dass Jesus auch wieder von den Menschen gegangen ist. „Er wollte seinen Jüngern nahebringe­n, was Glauben heißt. Und dann hat er sie beauftragt, selbst weiterzuge­hen und den Glauben zu verkündige­n.“Gerade als wollte er ihnen sagen: Wenn ich fort bin, sollt ihr Verantwort­ung übernehmen. Genau das lernen die „Konfis“von St. Anna. Sie sollen in Zukunft selbst herausfind­en, an welchen Platz sie Gott stellen möchten und welche Aufgabe sie als Christen in der Welt übernehmen sollen. „Er ist sicher nicht begeistert, was hier alles schief läuft“, meint Paula.

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Illustrati­on: Anna Penkner, Renate Pommerenin­g
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Foto: Alois Knoller

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